EXTOL - Undeceived
Mehr über Extol
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Century Media
- Release:
- 29.04.2002
- Undeceived
- Inferno
- Time Stands Still
- Ember
- Meadows Of Silence
- Shelter
- A Structure Of Souls
- Of Light And Shade
- Where Sleep Is Rest
- Renewal
- Abandoned
- And I Watch
- Human Frailtie´s Grave
- Shadow Of Death
Bereits zwei Rezensionen existieren bei uns zu dieser Scheibe (bei der ersten Version noch ohne die beiden Bonustracks). Da stellt sich natürlich schon die Frage, warum kommt dieser Typ (ich) jetzt daher und schreibt noch eine. Und die Antwort ist eigentlich ganz einfach - weil es diese Band bzw. dieses Album einfach verdient hat. Nun hat mein Fast-Namensvetter "Undeceived" (zu Recht) schon ziemlich hochgelobt, aber ich denke, dass ich vielleicht doch noch ein paar neue Aspekte einbringen kann, auch wenn ich ihm natürlich in weiten Teilen uneingeschränkt Recht gebe. Doch nun genug der Vorrede - stürzen wir uns ins Vergnügen.
Das erste, was es auf "Undeceived" zu hören gibt, ist ein Streicherintro, was zum einen doch relativ ungewöhnlich für eine Death Metal-Scheibe ist und zum anderen eben genau die scheuklappenfreie Attitüde der Band manifestiert, die sich durch das gesamte Album verfolgen lässt. Diese Einleitung mündet in einem aggressiven Growling und DM-typischen Riffs, aber von Monotonie ist auch weiterhin keine Spur. Neben der beeindruckenden Vielschichtigkeit, die "Undeceived" zu bieten hat, sind es vor allem die Ohrwurm-Songs (welche den größeren Teil des Songmaterials ausmachen), die einen fesseln und begeistern können und die dieses Album zu einer erfrischend ungewöhnlichen Erscheinung machen. Zum Schluss (Bonustrack) gibt's mit dem BELIEVER-Cover "Shadow Of Death" noch eine erstklassige Thrash-Granate auf die Ohren, die aber, und das ist als großes Kompliment zu werten, qualitativ die EXTOLschen Eigenentwicklungen eben nicht in den Schatten stellt. Denn ich würde diese schon als gleichwertig bezeichnen, auch wenn das stilmäßig sicherlich nicht hundertprozentig zu vergleichen ist. Aber so richtig kann man den Stil von EXTOL eh nicht festlegen, was ein weiterer großer Vorteil ist, da man neben dem technisch hochwertigen Death Metal auch Ähnlichkeiten zu solch konträren Bands wie IN FLAMES, DREAM THEATER oder KREATOR heraushören kann. Ich hatte vor einiger Zeit auch mal eine Scheibe namens "Devoid" von den Italienern DARK LUNACY zum Review, einer ziemlich hoffnungsvollen, aber sehr unbekannten Band, die darauf in ähnlicher Weise Streichinstrumente mit harten Gitarrenriffs kombinierten, was besonders bei den "Undeceived"-Songs wie "Inferno" und "Ember" zu einer geradezu verblüffenden Ähnlichkeit führt. Auch der Gesang ist schier unglaublich variabel, da wird zwischen dem Death Metal-Gebrülle von Peter Espevoll und anmutigen Clean Vocals (für die Ole Borud sorgt) wirklich die komplette Bandbreite abgedeckt, einmal (bei "Ember") konnte ich sogar eine BJÖRK-mäßige Gesangslinie entdecken.
Aber neben der erfrischenden Eigenständigkeit, die EXTOL auszeichnet, ist es schon bemerkenswert, was für qualitativ hochwertigen Stoff die Band songschreiberisch auf die Ketten bekommt. Und es gibt für die Jungs einfach keine Grenzen. Da werden vielerlei Dinge ausprobiert und dabei alle möglichen Richtungen ausgelotet. Obwohl viele Bands für solch experimentellen Sound mit fehlender Gradlinigkeit und zu hoher Komplexität (um der Musik noch folgen zu können) bezahlen, geht bei EXTOL der rote Faden nie verloren. Und das ist auch gut so, denn dadurch wirkt das Album kompakt und schlüssig. Auch wenn man schon ab und an etwas verspielt zu Werke geht, das wird nie übertrieben, sodass "Undeceived" keine Klangwüste darstellt, zu der man nur sehr schwerlich Zugang findet, sondern zu jeder Zeit ein kraftvolles Metalalbum bleibt. Das ist sicherlich die große Stärke dieser Scheibe - auch wenn man mitnichten von einem "Easy Listening"-Album sprechen kann, so findet man doch sehr leicht Zugang zu der Musik von EXTOL. Das liegt vor allem daran, dass sich die Songs spätestens nach dem zweiten Hören unweigerlich in das Gehirn einbrennen und dort auch so schnell nicht wieder verschwinden. Gleichzeitig hat die Platte aber auch viel mehr zu bieten, denn sie ist ein klassischer "Grower", der nach und nach immer mehr von seiner Faszination freisetzt.
So, genug geschwärmt für heute, wer Interesse an anspruchsvoller und gleichzeitig heftiger Metal-Mucke hat, sollte dieser Band unbedingt mal seine Aufmerksamkeit schenken, und "Undeceived" drängt sich hierfür geradezu auf.
Anspieltipps: Undeceived, Inferno, Ember, Where Sleep Is Rest, Renewal
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer