EYES OF SHIVA - Eyes Of Soul
Mehr über Eyes Of Shiva
- Genre:
- Melodic Power Metal
- Label:
- Locomotive Music
- Release:
- 23.08.2004
- Essence
- Eagle Of The Sun
- Lampião
- Psychos Of The New Millennium
- Pride
- Eyes Of Soul
- World Tomorrow
- Future
- Alone
- Just A Miracle
Schneller, melodischer Powermetal, gespickt mit fast schon barock zu nennenden bombastischen Anleihen - getragen von monoton-dumpfem Schlagzeugspiel einerseits und hellem Männergesang Marke HELLOWEEN andererseits - kann das gutgehen?
Nicht wirklich: Die epischen, getragenen Bridges gleiten EYES OF SHIVA jedenfalls allzu oft in peinlichen Keyboardkitsch ab, und die flink runtergenudelten Soli reißen niemanden mehr vom Hocker. All das hat man in den Achtzigern schon zur Genüge gehört - eben nur besser.
Angespannte - um nicht zu sagen überspannte - pathetische Stimmen, stoisch vorantackernde Drums und ausgreifendes, tendenziell zu schrilles Gitarrengefiedel mit flächig verquasteten Chören abzulösen, ist auch nicht gerade die Art von Abwechslung, die ich mir gewünscht hätte.
Sicherlich lassen sich mit etwas gutem Willen Unterschiede zwischen den Stücken ausmachen. Hier wird mal ein moshendes Drumsolo eingebaut, dort eine nett anzuhörende Tonkaskade, hier schwebt die Gitarre mal etwas majestätischer durch den Raum, dort ist die HELLOWEEN-Kopie etwas besser gelungen. Ich finde es schön und aus archivalischen Gründen ja irgendwo auch lobenswert, dass man auch in heutigen Zeiten noch traditionsbewusst "Keeper of the Seven Keys" kennt - doch spätestens mit der Volljährigkeit sollte man aus solcherlei schwülstigen Möchtegern-Metal-Oper-Fantasien herausgewachsen sein und entweder gleich richtige Klassik hören, oder eben dem alten Eisen treu bleiben.
"Eyes of Soul" ist nämlich weder Fleisch noch Fisch, driftet aber dennoch schon mal mit 'Pride' in Richtung SCORPIONS-Schnulze ab.
Der Titelsong bringt immerhin nach einem leider zu schnell verpuffenden Folklore-Intro noch etwas Klavierklang, mittelalterlich anmutende Harmonie und schön gespielte Gitarrenornamentik mit ein, aber erkennbar weit über die Durchschnittsmarke hinaus bringt das den Song letztendlich doch nicht.
Unter Shiva stelle ich mir einen Gott vor, der Altes zerstört, um Neues zu erschaffen. Hier aber zeigt er sich erstaunlich konservativ; seine sonst so tatkräftigen Arme hängen müde herab, spielen ein bisschen Memory oder Puzzle mit traditionellen Versatzstücken, und ergehen sich eher in Schattenspielen und Taschenspielertricks denn in wirklich innovativer Technik.
Auch die Power geht den meisten Stücken einfach ab, weil die Rhythmen schlichtweg zu vorhersehbar, die Bässe zu drucklos und die Gitarren zu eingerostet klingen. Der Sänger gibt zwar hörbar sein Bestes, doch das ist in diesem Falle einfach nicht genug.
Als Ausnahme lasse ich 'Future' durchgehen, wo endlich mal etwas passiert. Mögen muss ich es trotzdem nicht.
Wer auf Balladen wie DEEP PURPLE's 'Love Conquers All' zu delektieren vermag, kann mit 'Alone' immerhin gesättigt werden.
Wer aber ein mehr als nur solides Langweileralbum erwartet, möge doch besser anderswo suchen.
Denn wenn der Promozettel EYES OF SHIVA als »eine der erstaunlichsten Newcomer Bands des südamerikanischen Kontinents« bezeichnet, so halte ich das für weitaus erstaunlicher als die Musik selbst. Worauf lässt das nun schließen: Auf die Einfallslosigkeit des Südamerikaners an sich, auf die Dreistigkeit des Labels, oder am Ende gar auf die Zurückgebliebenheit eines gesamten Genres? »Der Sound von EYES OF SHIVA wird Fans des True Metal sowie auch des progressiven Metal erreichen«, verheißt man nämlich weiter. Im Falle des True Metals mag das meinethalben zutreffen (nichts könnte mir egaler sein), aber unter Progression stelle ich mir doch etwas anderes vor als stumpfes Weitertrotten in ausgelatschen Pfaden.
Hin und wieder wird zwar ein Song etwas langmütiger aufgebaut als sonst üblich, doch was nützt das, wenn die noch so bruchlos verschachtelten Versatzstücke letztendlich doch wieder wie irgendwo schon mal gehört klingen?
Fazit:
Metal für fortgeschrittene Anfänger (weil "progressiv"), Kinder (wegen der simplen Mitsingmelodien), und für Memory spielende Nostalgiker ("Zu welchem 80er-Album gehört wohl diese Tonfolge?").
Anspieltipps: Eyes of Soul, Future, Alone
- Redakteur:
- Eike Schmitz