FALCONER - From A Dying Ember
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2020
Mehr über Falconer
- Genre:
- Heavy/Folk Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Metal Blade (Sony)
- Release:
- 26.06.2020
- Kings And Queens
- Desert Dreams
- Redeem And Repent
- Bland Sump Och Dy
- Fool's Crusade
- Garnets And A Gilded Rose
- In Regal Attire
- Rejoice The Adorned
- Testify
- Thrust The Dagger Deep
- Rapture
Ein ziemlich perfekter Schwanengesang.
Da tauchte doch glatt ein neues FALCONER-Album in der Juni-Soundcheckliste auf. Einfach so - und ich als Fanboy wusste rein gar nichts davon. Gut, da habe ich auch selbst Schuld dran, wenn ich Facebook zu selten checke. Die plötzliche Vorfreude jedenfalls war unermesslich. Immerhin sind seit "Black Moon Rising" sechs Jahre ins Land gezogen. Jahre, in denen man von der Band aus dem schwedischen Mjölby so gut wie nichts gehört hat. Ich rechnete schon gar nicht mehr damit, dass sich meine Lieblinge noch einmal zusammen raufen würden, um neue Musik einzuspielen. Kurz vor Erscheinen des Albums gab es dann noch eine unerwartete Wendung. Bandchef Stefan Weinerhall verkündete die Auflösung des Falkners mit warmen Worten. Diese Band sei auserzählt und es sei keine Herausforderung mehr, ein gutes FALCONER-Album aufzunehmen, immerhin sei die Formel lang erprobt und getestet. Für mich ein Trauerspiel, da es wohl immer ein Traum bleiben wird, die Schweden einmal live zu sehen und weil ich noch zig weitere Alben genießen würde, auch wenn sie immer dem gleichen Konzept folgten. Aber es ist auch nachvollziehbar - und mit einem dermaßen guten Album wie "From A Dying Ember" zu enden, hat auch etwas für sich.
Nun ist "From A Dying Ember" also da und lief in den letzten Wochen etliche Male. Und es fühlt sich genauso an wie damals, als ich FALCONER für mich entdeckte. Damals erschien gerade "Northwind" und vor allem der Titelsong zog mir die Schuhe aus. Dermaßen erhaben und schön kann Metal also klingen? Ich war hin und weg. Und ich bin auch vierzehn Jahre später wieder völlig verzaubert von der Gruppe um Gitarrist und Keyboarder Stefan Weinerhall. Wirklich tiefgreifende Veränderungen im Vergleich zu den vorherigen Alben gibt es nicht. Das wäre auch verwunderlich bei einer Band, die seit Mathias Blads Wiedereinstieg 2005 in der gleichen Konstellation zusammen musiziert.
Aber leichte Anpassungen im Gesamtklang gab es doch. Die Schweden erfüllten sich einen lang gehegten Traum und bauten mit Dudelsack und Fiedel deutliche Folk-Elemente in manche Songs ein. Aber keine Sorge, Gedudel und Gefiedel übernimmt keineswegs die Überhand. Nein, hier regiert immer noch der Metal. Harte Riffs von Weinerhall und Hedlund ('Fool's Crusade'!), abwechslungsreiches Drumming ('Fool's Crusade'!) und Magnus Linhardts wirklich gut abgemischter und im Sound eigenständiger Bass ('Fool's Crusade'! - sorry...), das ist melodischer Heavy Metal in Perfektion. Der Folk war immer schon das Krönchen obendrauf, das ist auch bei Album Nummer neun so.
Und das Krönchen sitzt auf Mathias Blads glasklarer und voll ausgebildeter Stimme. Der Theatersänger gibt sich natürlich auch im Jahre 2020 keine Blöße. Nein, ganz im Gegenteil - "From A Dying Ember" dürfte sein Meisterwerk sein. Ich hätte es gar nicht für möglich gehalten, aber Blad singt hier noch fantastischer als zuvor. Vor allem von seinen Höhen bin ich völlig angetan. Die eh schon gigantische Klavier-Ballade 'Rejoice The Adorned' ist auch gesanglich ein echtes Glanzstück und zaubert Gänsehaut auf die Ohrmuscheln.
FALCONER spannt mit "From A Dying Ember" den ganz großen Bogen. Es gibt wieder rockigere Ansätze ('Testify'), die nach der "Chapters From A Vale Forlorn" verloren gingen, genauso wie wirklich harte, beinahe thrashige Passagen ('Rapture'), die "Black Moon Rising" ausgemacht haben und einen schwedischen Song ('Bland Sump Och Dy'), der selbstverständlich die Lücke zum komplett schwedisch gehaltenen Album "Armod" schließt. An die Göttergabe "Chapters From A Vale Forlorn" kommt FALCONER zwar erneut nicht heran, aber so nah dran wie mit "From A Dying Ember" waren die Falkner bisher nie. Und da ein Vergleich mit einem derartigen Huldigungsobjekt nicht ganz fair ist und ich unglaublich viel Freude an diesem neuen Werk habe, kann hier nur die Höchstnote stehen. Ein perfektes Album - hätte die Band selbst nicht vor achtzehn Jahren gezeigt, wie es noch perfekter ginge. Flieg in Frieden, mein erhabener Falke. Du wirst mir fehlen.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Marius Luehring