FALKENBACH - Heralding - The Fireblade
Mehr über Falkenbach
- Genre:
- Viking / Pagan Metal
- Label:
- Napalm Records / SPV
- Release:
- 25.11.2005
- Heathen Foray
- Of Forests Unknown
- Havamal
- Roman Land
- Heralder
- Læknishendr
- Walkiesjar
- Skirnir
- Gjallar (Digipack-Bonustrack)
Meinen Erstkontakt mit FALKENBACH hatte ich vor zirka zehn Jahren, als ich bei einem friesischen Mailorder ein kopiertes Demo namens "Promo-Tape 1995" bestellte. Seither habe ich die Weiterentwicklung des Projektes von Mastermind Vratyas Vakyas stets sehr aufmerksam und mit wachsender Begeisterung mitverfolgt. Egal ob es das noch recht rohe und eher dünn produzierte Debüt "En Þeir Með Riki Fara" mit seinen starken schwarzmetallischen Einflüssen, der hymnischere und gemäßigtere Zweitling "Magni Blandinn Ok Megintiri" oder dessen extrem epischer und getragener Nachfolger "Ok Nefna Tysvar Ty" ist, jedes Album ist mit seinen folkloristischen Melodien, entsprechender Pagan-Metal-Instrumentierung und dem einzigartigen Gesangsmix unverkennbar FALKENBACH und hat seinen wesentlichen Teil dazu beigetragen, dass die "Band" heute zu den wichtigsten und renommiertesten Vertretern des heidnisch inspirierten Metals zählt.
Erstaunlich ist, dass wir es beim neuen und vierten Album "Heralding - The Fireblade" teilweise gar mit einem "alten" Ansatz zu tun haben, dessen Grundideen bereits aus dem Jahre 1995 stammen, deren Realisation damals aber nicht möglich war. So verbindet die neue Scheibe konsequenterweise alle Elemente, die den Stil von FALKENBACH über die letzten zehn Jahre ausgemacht haben. Hier begegnet uns wieder mehr schwarzmetallischer Keifgesang und auch mehr Raserei als noch auf den beiden Vorgängern, doch das Große, das Epische, das Melodische bleibt keineswegs auf der Strecke. Der Klargesang ist abwechslungsreicher als je zuvor und auch die Instrumentierung ist so vielseitig wie nie. Das größte Plus von "Heralding" ist aus meiner Sicht jedoch, dass es Vratyas dieses Mal hundertprozentig gelingt, den perfekten Mittelweg zwischen epischen, ausladenden Arrangements und eingängiger Griffigkeit zu finden, so dass mir keines der acht Stück perseverativ oder gar eintönig vorkommt, was bei den drei Vorgängeralben noch gelegentlich der Fall war. Dies mag nicht zuletzt auch an dem erneuten Mitwirken der Gastmusiker von VINDSVALL und an der unglaublich differenzierten und druckvollen Tidal-Wave-Produktion von Patrick Damiani liegen, die es einfach ermöglicht, sich auf alle Feinheiten und liebevoll eingearbeiteten Details zu konzentrieren, so dass Langeweile eigentlich gar nicht aufkommen kann.
Somit stört es auch nicht im Geringsten, dass einige der Stücke bereits in anderen Versionen auf den älteren Scheiben von FALKENBACH vertreten waren, denn bitte glaubt es mir, jedes der Stücke gewinnt in der neu eingespielten Version hinzu. Die alten Versionen in allen Ehren (ich mag die alten Alben wirklich unheimlich gerne), aber schon wenn ich mir den Opener 'Heathen Foray' anhöre, dann steht für mich fest, dass es FALKENBACH unglaublich gut tut, dass sich Vratyas seit der letzten Platte Musiker aus Fleisch und Blut zur Unterstützung ins Studio holt. Das großartige melodisch-hymnische Stück hat gegenüber der 1998er-Version von der Spieldauer her um eine Minute abgespeckt, ist aber mit gut sieben Minuten noch immer sehr ausladend. Was aber aus meiner Sicht den größten Gewinn ausmacht, sind der organischere Sound - vor allem des Schlagzeugs - und der ungleich variablere und emotionalere Gesang. Einfach faszinierend, was für zusätzliches Potential dem Stück zu entlocken war. Dasselbe gilt für das 1995er-Werk 'Læknishendr', das hier in völlig neuem Glanz erstrahlt. Gerade bei einem derart rasenden, schwarzmetallischen Stück merkt man, wie gut es tun kann, einen natürlichen Drumsound zu haben. Auch der keifende Gesang bekommt durch die neue Produktion schärfere Konturen und das ausgedehnte akustische Zwischenspiel zum Refrain ist einfach nur großartig geworden.
Doch keine Sorge, "Heralding" enthält auch gänzlich neue Stücke, wie etwa das ebenfalls sehr schwarzmetallisch angelegte 'Of Forests Unknown', das mit sehr schönen Tempo- und Stimmungswechseln und einer episch-folkigen Aura ankommt, wie sie etwa SATYRICON in den Mittneunzigern auszeichnete. Dann ist da das komplett klar gesungene, herrlich folkloristisch-balladeske 'Havamal', welches stark von sehr schön ausgearbeiteten Akustikgitarren-Arrangements geprägt ist, aber auch etliches an prägnantem Heavy-Riffing sowie mächtige Wikingerchöre zu bieten hat, wie wir sie von FALKENBACH kennen. Sehr schön sind auch die gelegentlichen dramatischen Einschübe, die man nicht beschreiben kann, sondern gehört haben muss, sowie das tolle Gitarrensolo gegen Ende. So würde wohl Odin höchstselbst sein Lied ('Havamal' ist isländisch für 'Des Hohen Lied') vertont haben wollen.
'Roman Land' zeigt Vratyas & Co. wieder von ihrer aggressiven, kämpferischen Seite, während die Neueinspielung von 'Heralder' (einst der Vinyl-Bonustrack des Debüts und somit wohl nicht allzu vielen Fans bekannt) gekonnt den Spagat zwischen anmutiger Melodieführung und keifendem Gesang meistert und einen hörspielartigen Einschub im letzten Drittel enthält, der von folkigen Geigenklängen und dynamischem Riffing abgelöst wird, bevor das Hauptmotiv wiederkehrt und das Stück mit dramatisch gesprochenen Vocals endet. Das kurze 'Walkiesjar' erinnert mich phasenweise sehr positiv und ebenso wehmütig an BATHORYs "Blood Fire Death"-Phase, bevor das abschließende 'Skirnir' noch einmal alle Register zieht und FALKENBACH in all seiner Epik und Dramatik erstrahlen lässt. Klarer Gesang, Keifen, Chöre und männliche wie weibliche Erzählerparts, dazu orchestrale Arrangements und gnadenlos marschierendes Riffing, das es so nur im Viking Metal geben kann. Der limitierte Digipack enthält zusätzlich noch eine Neueinspielung des Stückes 'Gjallar' vom Demo "Skinn Av Sol Valtiva", welche mir die Promoversion leider vorenthält. Ich kann es demnach kaum erwarten, die Handelsversion in Händen zu halten.
Als Fazit bleiben mir nur fast ungläubiges Staunen und die Feststellung, dass ich von FALKENBACH durchaus sehr viel erwartet habe. Nicht weniger als ein großartiges Pagan-Metal-Album. Aber "Heralding - The Fireblade" schlägt alle meine Erwartungen um Längen. Wenn es sein muss, dann lasse ich mich gerne zu großer Euphorie bezichtigen, aber ich versteige mich jetzt im Vollbesitz meiner Sinne und geistigen Kräfte zu der These, dass es - wenn überhaupt irgend jemand - nur Vratyas Vakyas mit FALKENBACH sein kann, der das Zeug dazu hat, den durch Quorthons viel zu frühen Tod tragischerweise verwaisten Thron BATHORYs zu besteigen. Ich verneige mein Haupt ...
Anspieltipps: Havamal, Læknishendr, Heralder, Walkiesjar, Skirnir
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle