FARMER BOYS - The Other Side
Mehr über Farmer Boys
- Genre:
- Rock/Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 26.01.2004
- For The World To Sing
- Like Jesus Wept
- Once And For All
- Where The Sun Never Shines
- Intro
- In My Darkest Hour
- Stay Like This Forever
- The Other Side
- What A Feeling Like
- Trail Of Tears
- Home Is Where The Stars Are
- Get Crucified
"...come right inside, to the celebration of the fact that we're alive, not much that one can do to right all the wrongs, all we can offer is that humble song..." so kurz und prägnant wie in der Einleitung zum Opener 'For The World To Sing' könnte man das neue Lebensgefühl der FARMER BOYS treffend beschreiben.
Nach einer knapp vierjährigen Abstinenz melden sich die schwäbischen Bauernjungen mit "The Other Side" zurück, vieles hat sich geändert, und doch handelt es sich wieder um eine Platte, wie man sie sich seit jeher von den FARMER BOYS wünscht. Packende, einprägsame, hymnenhafte Refrains, mächtig drückendes Riffing, die ideale Balance aus Härte und Eingängigkeit, Radio- und Tanztempel-Tauglichkeit und doch etwas Eigenständiges.
"The Other Side" wurde in kompletter Eigenregie der Band aufgenommen und produziert - man ist erwachsen geworden. Das merkt man der Band nicht nur an den ausgereiften Kompositionen oder dem recht breiten stilistischen Spektrum an, sondern vor allem auch an den Texten, welche diesmal tiefgründiger und deutlich ausgereifter als je zuvor erscheinen.
Das Erstaunlichste an der ganzen Platte ist jedoch die Tatsache, dass es den Jungens offensichtlich verdammt leicht fällt, mal eben elf richtig tolle Songs zu schreiben, die zu jedem Zeitpunkt voll und ganz zu überzeugen wissen.
Ganz egal, ob man zu Analysezwecken den eröffnenden Dreierpack heranzieht oder eine andere, beliebige Stelle auf der Scheibe: Hier gibt es am musikalischen Handwerk, dessen Umsetzung, dem Songwriting und den Arrangements rein gar nichts zu meckern.
Während 'For The World To Sing' als potenzielle Single die typischen FB-Stärken repräsentiert und mit seinem hymnenhaften Refrain sofort in den Gehörgängen hängen bleibt, ist 'Like Jesus Wept' eher repräsentativ für die leicht melancholisch angehauchte Seite der Band und begeistert zusammen mit Songs wie 'Where The Sun Never Shines' durch eine fast schon getragene, etwas düstere Grundstimmung, welche durch die fetten Gitarrenwände und das treibende Drumming eher noch verstärkt wird. Melodie? Klar, gibt es selbstverständlich auch wieder, natürlich im Vorratspack. Sogar bei 'Once And For All', dem wohl heftigsten FARMER BOYS-Song aller Zeiten, schaffen es die Schwabenländler irgendwie, das Gebolze beim Refrain mit feinen melodischen Zitaten zu kontrapunktieren. Geil. Ansonsten ist das Teil eine Mosh-Granate der Extraklasse, welche besonders der Fraktion, welche die Bauernjungs gerne zur Nu-Metal-Gemeinde steckte, zeigen sollte, dass diese stilistische Einengung vielleicht auf viele momentan aktive Truppen zutrifft - aber sicherlich nicht auf das Quintett aus dem Süden.
Erinnert sich noch wer an die gar schröcklich schnulzige Ballade 'If You Ever Leave Me Standing' vom Erfolgswerk "The World Is Ours"? Ja? Dann hier die Entwarnung: 'In My Darkest Hour' ist ein kleines Meisterwerk der schmachtenden Klänge geworden, ausgestattet mit gefühlvollem Gitarrenspiel, einem überzeugend leidenden Matze am Mikro und einem Spannungsbogen, der einem bereits beim ersten Hördurchgang eine dicke Gänsehaut beschert. Eine flammende und überzeugende Liebeserklärung an gemeinsame Abende vor dem Kamin, Kino zu Zweit und Rosenkavaliere. Jungs, von Songs dieser Größenordnung würde ich ein ganzes Album kaufen!
Kontraste setzt man danach am besten direkt, und so ist 'Stay Like This Forever' wohl der Tanzschuppen-Hit schlechthin auf "The Other Side", mit geilen, an Dancefloor aus den 90-ern erinnernden Keyboard-Einlagen und einem tierisch fetten Groove, der die ganzen Baggypants-Träger mal eben zu reinen Statisten degradiert.
"The Other Side" ist ein verdammt ausgereiftes und vielseitiges Album geworden, man merkt deutlich, dass sich die vier Jahre Auszeit im musikalischen Sinne gelohnt haben - die FARMER BOYS kommen souverän, locker zielstrebig und sehr abgebrüht rüber; das hier ist keine just-for-fun-Truppe mehr, sondern eine sehr ernst zu nehmende Musik-Institution in Deutschland.
Dicke Produktion, knallende, abwechslungsreiche Songs und eine Extraportion FARMER-Feeling: Hier gibt's absolut nichts zu meckern, und es bleibt zu hoffen, dass diese Silikon-Granate in Bälde livehaftig abgefeiert werden darf.
Anspieltipps: Like Jesus Wept, Once And For All, In My Darkest Hour, Stay Like This Forever
- Redakteur:
- Rouven Dorn