FATAL OPERA - Fatal Opera
Mehr über Fatal Opera
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Massacre Records
- Dead By 1998
- Evil Tears
- Sphere Of Glass
- Moving Underground (Bong)
- The Unwilling
- The Distant
- Beaten Path
- Overshadowed
- Kill 'Em
- Moon Turns The Tides
Eine Band, die trotz eines relativ bekannten Namens in ihren Reihen und trotz höchst eigenständiger und wegweisender Musik nicht zu hoch verdienten Ehren kam, firmierte unter dem klangvollen Banner FATAL OPERA. Auf beiden Alben prangte ein großer Sticker, der deutlich darauf hinwies, dass dies das neue Betätigungsfeld von Gar Samuelson (R.I.P.) sei. Wer sich jetzt fragt, wo er diesen Namen eventuell schon einmal gehört haben könnte, dem rate ich dringend einen Blick in die Booklets der frühen MEGADETH-Scheiben zu werfen. Der gute Gar saß dort nämlich hinter der Schießbude und wenn man sich die FATAL OPERA-Kompositionen anhört, die zu einem großen Anteil allein aus seiner Feder stammen, ahnt man schnell, wor denn der jazzige Einfluss auf eben diesen grandiosen Alben her kommen könnte. Unabhängig davon, wie ich die Entwicklung im Hause Mustaine und Co. bewerte, schwand mit dem Ausstieg von Gar – und auch Chris Poland – die musikalische Originalität der Band. Es wurde etwas gradliniger und die kantige Ruppigkeit der Frühphase wich einer – anfangs – angenehmen Eingängigkeit. Anyway, MEGADETH sollen hier nicht zu lange das Bild bestimmen, geht es doch um FATAL OPERA.
Die nach Florida gezogenen Samuelson-Brüder gründeten die Band Anfang der 90er und erschraken den Underground anno 1994 mit einem brachialen Demotape in Albumlänge. Genau jenes wurde im Jahr danach von Massacre Records als CD veröffentlicht und es kam, wie es kommen musste. Selbst die Fanzine-Skribbler, die einige Monate zuvor noch in den höchsten Tönen über besagtes Demo abgejubelt hatten, begannen nun an haargenau dem gleichen Material herum zu mäkeln. Ich muss sagen, dass ich damals mächtig angepisst war, als ich allerorten mäßig gute Reviews zu lesen bekam. Erbsenzähler, die plötzlich am Sound Schwachstellen entdecken konnten oder denen der Gesang urplötzlich zu extrem klang, pupsten lange ausgedachte Negativ-Verbalien aufs Papier. Ich verstehe es bis heute nicht, denn das gebotene Material ist göttlich. Und zwar als Demo, wie auch als CD. Aber Silberlinge waren damals schon nicht true. Und FATAL OPERA waren mit Deal in der Tasche ausgewimpt.
Bereits der Opener 'Dead By 1998' hat mich damals wie auch heute völlig aus den Socken gehauen. Unterlegt von einem hackenden Rhythmus, psychoduellieren sich hier die Klampfen bis zum kongenialen Highspeed-Overkill und sorgen so für zerfetzte Wohnzimmer-Einrichtungen und durchgebrannte Nervenstränge. Lasse ich mir die Tatsache durch den Kopf gehen, dass Gar leider im Jahre 1999 von uns ging, bekomme ich bei dieser Nummer unwillkürlich einen Kloß im Hals. Trübsal blasen gilt aber nicht, deshalb widmen wir uns weiter seinem Nachlass. Und da bekommt der Freund aggressiver und gleichsam hektisch verschachtelter Musikgefüge etliche Sahnehäppchen serviert, die man einfach einmal gehört haben sollte. Ich verweise auf das herrlich verspielte 'Sphere Of Glass', bei welchem das Wechselspiel zwischen tödlichen Killerriffs und grandiosen Melodien am effektivsten zu hören ist. Oder auf das bedächtig eingeleitete 'Moving Underground (Bong)'. Allein für diese Melodieführung – unterlegt von einer grandiosen Percussion-Sektion – bekommen andere einen Grammy. Von der atemberaubenden Steigerung will ich hier gar nicht erst anfangen. Wenn man bedenkt, dass Stew Samuelson auf dieser Scheibe noch alle Gitarrenparts im Alleingang eingespielt hat, fragt man sich, wo der gute Mann heuer ein Unwesen treibt.
Aber FATAL OPERA haben noch weitaus mehr zu bieten, denn 'Beaten Path' klingt fast wie ein übrig gebliebener MEGADETH-Song, den Mustaine aus egozentrischen Gründen nicht verwenden wollte. Was hier trotz der Kürze der Nummer alles passiert, verschlägt mir auch heute noch die Sprache – und ich rede viel. Ähnlich verhält es sich mit dem thrashigen 'Kill 'Em'. Dave Inman pumpt sich hier die Lunge aus dem Hals und sorgt – wie auch an anderen Stellen des Albums – mit seinem prägnanten Gesang für den roten Faden in dem leicht chaotisch anmutenden Instrumentalwirrwarr.
Wer lieber etwas leichter zugängliche Kost mag, sollte sich dringend mit 'The Unwilling' beschäftigen. Denn diese Komposition kommt der einer reinen Metalkomposition am nahesten. Könnte man beinahe unter der Überschrift Power-Ballade durchgehen lassen.
Dass die Jungs ihre Wurzeln eher in den 70ern sehen, beweist dann abschließend nicht nur das superbe HENDRIX-Cover 'Moon Turns The Tides'. Auch das gesamte Klangbild ist sehr altmodisch. Es dominiert ein herrlich warmer Stereo-Sound mit wechselseitigen Gitarrenbildern auf beiden Ohren und einem angenehm brummenden Bass, der auch mal die Melodieführung übernimmt.
Sollte euch dieser Tonträger also über den Weg laufen, bitte sofort verhaften. Ein absolutes Kleinod: aggressiv, progressiv, innovativ.
Anpieltipps: Dead By 1998; Spheres Of Glass, The Unwilling; Moving Underground; Beaten Path, Moon Turns The Tides
- Redakteur:
- Holger Andrae