FAUN - Faun & The Pagan Folk Festival
Mehr über Faun
- Genre:
- Folk
- Label:
- Alive
- Release:
- 28.03.2008
- Gaia
- Rad
- Satyros
- Rosmarin
- Love's Promise
- Sahhara
- Dandelion Wine
- Iyansa
- Aisi Sisikka
- Tinta
- The Trip Goes On
Man kommt ja nicht umhin, diese ganze Pagan-Medieval-Folk-whatever-Bewegung der letzten Jahre kritisch zu betrachten. Wird die Thematik, der sich viele Künstler verschrieben haben, doch von den einen instrumentalisiert, um die (Religions-)Geschichte unserer Welt neu umzuinterpretieren, von den anderen verklärt zur Allheil-Alternative zur hochtechnologisierten Globalisierungsmoderne und von den anderen einfach als Grund genutzt, musikalisch in einen Topf zu werfen, was früher zig Tagesreisen voneinander entfernt war.
Mit letzterem kann man sich noch am ehesten abfinden wenn man nicht den Fehler begeht, etwas zu ernst zu nehmen. So kann man sich zum Beispiel mit FAUN anfreunden, die Genrekreationistisch mit Pagan Folk zu Werke gegangen sind, und sich hemmungslos in der Wühlkiste semi-historischer wie semi-fantastischer Musik bedienen. Was man denen auch ohne Probleme durchgehen lassen kann, denn im Gegensatz zu einigen anderen Genres ist der Vorrat im folkloristischen Bereich noch lange nicht am Ende.
Was dazu führt, dass FAUN ohne Probleme mehrere Alben zusammenschrauben konnten, die facettenreicher, aber auch konstruierter nicht sein konnten, und man keinen Ansatzpunkt findet, ihnen irgendwo einen abgeschriebenen Ton vorwerfen zu können.
Zweifellos ein Grund zur Freude, kann man die atmosphärisch dichten Stücke der Band umso offener genießen, was besonders bei der neuen Liveplatte "Faun & The Pagan Folk Festival" zutrifft.
Im letzten Jahr aufgenommen überrascht die Platte vor allem durch die sehr gute Klangqualität, eine Hürde, an der selbst große Bands noch scheitern. So sitzt man zu Beginn der Platte schon vor besten Vorraussetzungen, denn kein Rauschen, keine Störgeräusche und vor allem kein platter und ausdrucksloser Sound schmälern den Hörgenuss. Dass Gesang und Publikum auch einwandfrei zu verstehen sind, freut umso mehr, kommt die Live-Atmosphäre doch umso stärker hervor.
Die Setlist der dargebotenen knappen Stunde spricht für sich, die Band, die bald ihr zehnjähriges Jubiläum feiern kann, wirft während des Konzertmitschnitts mit Ambiente nur so um sich. Es werden schnellere Songs wie 'Rosmarin' und 'Lyansa' in eine eher ruhigere Umgebung gewoben, und der Einsatz der faunschen Bandbreite an Instrumenten und musikalischen Einflüssen sorgt dafür, dass man sich bei den 3455 Sekunden wirklich keine einzige langweilt.
Stücke, zu denen man durchaus auch tanzen kann, und wahrscheinlich auch getanzt hat, stehen direkt neben Songs, bei denen man andächtig auf dem Boden hocken darf, um der
Musik zu lauschen und die überall eingewebte Quasi-Sagenwelt schwebt wie ein gemalter Himmel über dem ganzen Klanggebilde.
Auch wenn man FAUN immernoch zu den kleineren Acts der Szene zählen darf, muss man sie getrost zu den größeren Musikern rechnen, der Thron von DEAD CAN DANCE war einfach schon viel zu lange leer.
Anspieltipps: Tinta, Dandelion Wine, Rosmarin
- Redakteur:
- Michael Kulueke