FAUN - Pagan
Mehr über Faun
- Genre:
- Folk/Pagan
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Pagan Folk Records
- Release:
- 22.04.2022
- Galdra (feat. Lindy-Fay Hella)
- Halloween
- Gwydion (feat. ELUVEITIE)
- Wainamoinen
- Tamlin
- Neun Welten
- Lord Randal
- Innisfree
- Ran
- Baldur
- Caer
- Willow Tree
- Zeit der Raben
Alte Mythen, Märchen und Geschichten - mystischer Zauber im FAUN-Gewand.
FAUN hat Universal verlassen und ein eigenes Label gegründet: "Pagan Folk Records". Es ist sicher ein großer Schritt, auch für eine inzwischen bekannte und etablierte Band, ein Album zu veröffentlichen, ohne ein Majorlabel als Rückhalt zu haben. Andererseits winkt als Lohn für diesen Schritt die kreative Freiheit, ein Album so zu gestalten, wie man es gerne möchte, ohne dass man sich hereinreden lassen muss. Ich bin mir sicher, die Faune werden diesen Schritt nicht bereuen.
Schon beim ersten Anhören des neuen Albums "Pagan", war das "Faunkribbeln" bei mir zu verspüren, das sich immer einstellt, wenn ich mir die wunderschöne Musik der Band anhöre. Ja, ich gebe es zu, ich kann sie nicht immer hören und mag eigentlich auch lieber ein Livekonzert, bei dem die großartige Atmosphäre, die FAUN versprüht, immer besonders zur Geltung kommt. Auch kann ich – und das ist meine ganz persönliche Erfahrung und Meinung – eine FAUN-CD auch normalerweise nicht einfach so nebenher laufen lassen, ich muss mich schon auf die Musik und die Thematik einlassen. Was soll ich sagen, mit "Pagan" hat FAUN ganze Arbeit geleistet! Nachdem uns die Faune mit ihrem letzten Album "Märchen & Mythen" ja "märchenhaft" unterhalten haben, kehren sie diesmal zurück in die teilweise sehr düstere Welt alter heidnischer Mythen und Naturreligionen und bescheren mir eine Gänsehaut nach der anderen.
Das ersten Stück 'Galdra' ist gemeinsam mit Lindy-Fay Hella von WARDRUNA entstanden und zeigt eigentlich schon den Weg auf, den FAUN mit diesem Album gehen will. Im nachfolgenden mystischen 'Halloween' wird gezeigt, dass seine Wurzeln im irisch-keltische Fest Samhain zu finden sind. Auch ELUVEITIE findet sich auf der Platte ein und sorgt einmal mehr beim starken 'Gwydion' für keltischen Einschlag. Eine schöne, faunige Ballade über einen mächtigen finnischen Zauberer hören wir bei 'Wainamoinen', eine mythologische Geschichte über Feen, die auch sehr grausam sein konnten, schließt sich mit 'Tamlin' an: Wahre Liebe kann den Feenfluch brechen und so konnte Janet nach sieben Jahren ihren Liebsten befreien, der von der Feenkönigin geraubt worden war. Beim etwas dunklen 'Neun Welten' gibt es wieder alte Sprachelemente, auch 'Lord Randal' ist eher düster angesiedelt und erzählt eine Geschichte, die nicht gut ausgegangen ist. 'Innisfree' basiert auf einem Text von William Butler Yeats aus dem Jahr 1888 und ist eigentlich eine friedliche, nach innen gekehrte Geschichte, die Sehnsucht nach Frieden und Ruhe auf einer kleinen Insel, was von den leichten Flötenklängen gut ausgedrückt wird. Mit 'Ran' schließt sich eine schwermütige Ballade an, die der Meeresgöttin aus der nordischen Mythologie gewidmed ist und die mit einem beschwörenden Refrain aufwartet, während das nachfolgende 'Baldur' nur zwei Textzeilen eines altnorwegischen Runengedichts enthält und hauptsächlich mit dem Zusammenspiel der Instrumente punkten kann. Irgendwie kommt dabei das Bedürfnis auf, direkt mitzutanzen. 'Caer' lässt ebenfalls eine gewisse Sehnsucht entstehen, während das Mädchen Mary in 'Willow Tree' mutig genug ist, ihrer Sehnsucht nachzugeben: "Ihr Herz war mutig und ihr Geist war frei und seit jenem Tag ward sie nie mehr gesehen." Das drückt sich auch in der Leichtigkeit des Instrumentenspiels aus. Besonders berührend ist der Text zu 'Zeit der Raben'. Für mich ein typisches, wunderschönes Faun-Lied, voller Zuversicht und ein wunderbarer Abschluss einer wunderbaren Platte.
Beeindruckend ist auch das liebevoll, teilweise dreisprachig gestaltete Booklet: Deutsch, Englisch und eventuell Gälisch (ohne Garantie, da hören meine Sprachkenntnisse denn doch auf) und andere alte Sprachen. Welche es auch immer sind, dank der Übersetzungen kann man die Geschichten wunderbar nachvollziehen. Außerdem werden alle Mitwirkenden und alle Instrumente aufgeführt, was ich persönlich sehr schätze, weil mir die vielen mittelalterlichen Instrumente, deren Einsatz mein Hörerherz höherschlagen lässt, nicht alle geläufig sind.
Fazit: "Pagan" ist ein weiteres, herausragendes Album von FAUN. Ein paar musikalische Eindrücke könnt ihr in den vier Videos finden.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer