FEARLESS (BRA) - Chronicles Of Ancient Wisdom
Mehr über Fearless (BRA)
- Genre:
- Epic Symphonic Power Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Dan Vasc Music
- Release:
- 14.10.2019
- Prologue
- The War Of Ages
- Royal Guard Of The Realm
- Till My Death
- Tale With No End
- Prayer Of The King
- Heed From Far Away
- Behold My Land
- At The Sacred Ruins
- Wisdom Calls
- Jericho
- A New Chapter Unfolds
Gnadenlos guter Symphonic Power Metal.
Manchmal führen Zufälle auf recht verschlungenen Pfaden zu neuen musikalischen Ufern. So auch hier. Zufällig entdeckte ich kürzlich einen Youtube-Kanal, auf dem ein gewisser Dan Vasc inzwischen recht erfolgreich Coversongs veröffentlicht. Es dauerte eine Weile, bis endlich der Groschen fiel, woher ich diesen Namen kenne. Ich hatte eine Rezension über ORION'S REIGNs "Scores Of War" geschrieben und war damals schon von seinem Gesang mehr als beeindruckt.
Erst über seinen Kanal habe ich entdeckt, dass er auch eine eigene Band hat, FEARLESS, und mit dieser eine Debütplatte veröffentlicht hat: "Chronicles Of Ancient Wisdom". Eine EP namens "Ancient Wisdom" gab es zwar schon 2013, aber erst 2019 wurden die gesamten "Chroniken" herausgebracht. Gemeinsam mit seinem Bruder Davi Vasc (Gitarre, Bass) sowie Gabriel Belozi (Gitarre) und Giovanni Rezende (Drums) machte sich das Quartett daran, endlich die lange geplante Platte zu vollenden.
Einige "spoken words" sowie das grandiose Duett 'At The Sacred Ruins' konnten mit dem britischen Schauspieler David McAlister (u.a. Doctor Who) als Special Guest aufgenommen werden. Leider verstarb dieser und konnte das fertige Werk nicht mehr erleben. So betrachtet die Band "Chronicles Of Ancient Wisdom" auch als "Tribut an diesen großartigen Künstler". Backing-Vocals und Chöre werden von allen Bandmitgliedern beigesteuert, wie auch Musik und Texte ein großartiges Teamwork darstellen.
Herausgekommen ist ein episches Stück Powermetal, das sich hören lassen kann. Auch hier geht es um den Kampf Gut gegen Böse, allerdings diesmal nicht um Drachen oder Dämonen – nein, auch die gute alte Bibel hat ja relativ viel zu bieten, was kämpferisches Geschehen angeht. Das bekannteste Ereignis dürfte hier der Fall von Jericho sein, der bei "Chronicles Of Ancient Wisdom" auf beeindruckende Art und Weise umgesetzt worden ist – inclusive der Trompeten, die angeblich die Mauern zum Einsturz brachten. Überhaupt könnte die Musik auch als gigantischer Film-Soundtrack dienen, meine Hochachtung gilt dem Vierer, der hier erstklassige kompositorische Fähigkeiten zeigt. Die Gitarrenparts von Davi und Gabriel sind einfach sensationell. Da spürt man die pure Spielfreude, genauso wie bei Drummer Giovanni, der eindrücklich zeigt, was er so draufhat - wer auf rasantes Drumming steht, dürfte bei dieser Platte auf seine Kosten kommen und seine helle Freude haben.
Grundsätzlich ist "Chronicles Of Ancient Wisdom" - nach Aussagen der Band - ein "Konzeptalbum, das von der Jüdisch-Christlichen Mythologie und Kultur inspiriert ist, aber natürlich auch ein wenig von unserer eigenen Fantasie enthält." Zu dieser Fantasie gesellt sich ganz viel Können und jede Menge Herzblut, was in jedem einzelnen Track zu hören ist. Auch die erstklassige, druckvolle Produktion lässt keine Wünsche offen.
"Chronicles Of Ancient Wisdom" wird von einem Prolog eingeleitet, gesprochen von David McAlister, dessen Stimme direkt unter die Haut geht, auch bei 'The War Of Ages' ist er mit einigen "spoken words" vertreten, die sich wunderbar in das Stück einfügen. Wenn sich anschließend die 'Royal Guard of the Realm' auf den Weg macht, zeigt die eindrücklich, dass mit ihnen nicht zu spaßen ist - sie sind die stärksten, furchtlosesten und mutigsten Männer und werden das Land verteidigen. Atemberaubend und druckvoll gespielt und gesungen. Aber es gibt auch Traurigkeit, bei der emotionalen Ballade 'Till My Death' kann man den Schmerz fast körperlich spüren – Dan Vasc bringt die ganze Verzweiflung, aber auch eine gewisse Hoffnung in diesem Song zum Ausdruck.
Das mitreißende 'Tale With No End' könnte man fast als das "Herzstück" der Platte bezeichnen, das wäre den anderen Titeln gegenüber allerdings mehr als unfair. Aber alleine das Tempo, die Gitarren- und Drumparts – ganz großes Kino! Schaut euch das Video dazu an und ihr werdet verstehen, was ich meine! 'Prayer of the King' besticht durch einen eingängigen Refrain und wenn Dan am Ende gesanglich noch einmal kraftvoll nachlegt, beschert einem das schon wieder eine leichte Gänsehaut. Auch wenn 'Heed From Far Away' erst einmal ganz sacht und mit tiefem Gesang startet - mit Kopfhörern fühlt man sich in ein Erdbeben versetzt und die einsetzenden Kriegstrommeln bohren sich sehr nachhaltig in die Gehörgänge. Das treibende 'Behold My Land' punktet wieder mit Gitarrenriffs, gnadenlosem Drumming und einem ins Ohr gehenden Refrain. Endlich an den "Sacred Ruins" angekommen, entwickelt sich das unglaubliche Duett zwischen dem "son of men" (Dan Vasc) und "Destiny" (David McAlister), dem alleswissenden Schicksal, welches prophezeit, dass die Dunklen am "Morgen dieses goldenen Zeitalters besiegt werden". Auch im treibenden 'Wisdom Calls' wird das Thema, dass man auf die Alten und Weisen hören soll, noch einmal aufgegriffen, denn "Weisheit ist mehr wert, als Gold!". Anschließend wird mit 'Jericho' noch einmal das ganz große Epik-Geschütz aufgefahren, das ein weiteres Mal Gänsehaut erzeugt: Chöre, Drumming, Gitarren, Trompeten, Kriegsgeschrei – nach vierzig Jahren des Umherirrens fallen, wie von Gott angekündigt, die Mauern von Jericho – und man hat das Gefühl, mittendrin im Geschehen zu stehen. Man spürt die Freude, dass die Stadt jetzt in ihren Händen ist, aber auch die Gewissheit, dass der Kampf noch nicht beendet ist: "But we still cannot rest. Our journey has only begun." Genau das wird im kurzen Outro 'A New Chapter Unfolds' vom Erzähler noch einmal angesprochen: "But they must carry on their quest. And I know they will." Das lässt wenigstens ein bisschen darauf hoffen, dass sich FEARLESS auf eine weitere Reise begeben wird.
Selten hat mich eine Debüt-Platte so beeindruckt, wie "Chronicles Of Ancient Wisdom". Das, was FEARLESS da kompositorisch auf die Beine gestellt hat, muss keinen Vergleich zu den uns hinlänglich bekannten Power Metal-Bands scheuen. Auch die gemeinsame Umsetzung ist exzellent gelungen, die Vier sind ein eingespieltes Team, das wie aus einem Guss agiert. Gesang, Gitarrenparts, Drumming – einfach toll anzuhören.
Das Album ist auf allen digitalen Musik-Plattformen erhältlich.
Tale With No End
https://www.youtube.com/watch?v=aIRdDE4_3RY&list=RDJDA4ovTv6MU&index=6
Behold My Land
https://www.youtube.com/watch?v=rUzgwKQGKsk
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer