FIGURE OF SPEECHLESS - Tunnel At The End Of The Light
Mehr über Figure Of Speechless
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- SAOL / CMM GmbH
- Release:
- 02.09.2022
- Day And Night
- Carve A Smile
- Escape Hatch
- Midnight Desert Rendezvous
- Tunnel At The End Of The Light
- The Cast-Out
- Draw The Line
- Inside Room 6
- Turn A New Leaf
- DysUtopia
- Unfolding
Überraschend feines Prog-Elaborat eines "Supergroup"-Recruiters.
Leider wurde uns in der Vergangenheit oftmals bewiesen, dass bekannte Namen noch lange kein gutes Album ausmachen. Nicht zuletzt deshalb ist eine gewisse Skepsis bei Fans und Presse gleichermaßen zu bemerken, wenn man uns die nächste Supergroup anpreist. Inwiefern dabei tatsächlich in erster Linie eine Marketing-Strategie des jeweiligen Labels dahintersteckt, wird logischerweise gerne und ausgiebig diskutiert. Allerdings gibt es auch immer wieder Ausnahmen.
So etwa FIGURE OF SPEECHLESS, ein bislang noch völlig unbeschriebenes Projekt, das von einem in unseren Breiten bislang unbekannten australischen Musiker namens Glen McMaster ins Leben gerufen wurde. Der hat während der letzten beiden Jahre ein ebenso durchdachtes wie durchstrukturiertes Konzept entworfen und umgesetzt, das seinen Vorstellungen von Progressive Metal entsprechen sollte. Und weil er offenkundig nicht der einzige Musiker auf diesem Erdball gewesen ist, der in jener Zeit nichts anderes zu tun hatte, begann er sein Traum-Line-Up für die Aufnahmen des elf Kompositionen umfassenden Epos "Tunnel At The End Of The Light“ zusammenzustellen.
Ob Glen eventuell noch andere Größen mit ins Boot zu holen gedachte oder ob jene Herrschaften, die schlussendlich die Scheibe eingespielt haben, schon sein "All-Star-Team" darstellen, ist nicht bekannt. Aber ganz ehrlich, viel besser hätte die Mannschaft gar nicht zusammengestellt werden können. Auf die Besetzung Brain Tichy (Schlagzeug), Tony Franklin (Bass), Ron 'Bumlefoot' Thal (Gitarre) und Derek Sherinian (Keyboard) trifft schließlich die Bezeichnung "Supergroup" durchweg zu. Und da Glen offenbar beim Komponieren das Gefühl hatte, dass die Geschichte in Richtung gemäßigter, teils melancholisch gefärbter, aber dennoch kraftvoller Prog-Sounds tendieren, lag es auf der Hand, Ray Alder als Sänger zu verpflichten.
Das Ergebnis ist daher in erster Linie Fans des Sängers uneingeschränkt zu empfehlen. Schließlich versteht es der gute Mann immer noch, mit seiner unvergleichlichen Stimme Emotionen jeglicher Art grandios an den Hörer zu vermitteln. Auf Grund der doch deutlich unterschiedlichen Instrumentalisierung ist es jedoch bisweilen eher jene Phase von REDEMPTION ('Day And Night', 'Unfolding'), bei der Ray mit von der Partie war, an die man sich erinnert fühlt, auch wenn eine gewisse Nähe zu FATES WARNING nahezu permanent herauszuhören ist. Aber auch ENGINE, durch die etwas schrägen Alternative-Metal-Einschübe in 'Turn A New Leaf', und "What the Water Wants", das leider unterbewertet gebliebene Solo-Album des US-Amerikaners, kommen einem in den Sinn. Vor allem dann, wenn es, wie in 'Carve A Smile' eher ruhig, besinnlich und sentimental zur Sache geht.
Doch natürlich ist Ray keineswegs der alleinige Herrscher auf "Tunnel At The End Of The Light“. Wenn man sich beispielsweise den schier wahnwitzigen Duellen der Gitarren und Keyboards im Titelsong hingibt, hat man den Eindruck, Glen wäre ein unehelicher Sohn von Apollo und hätte sich klammheimlich ins Traumtheater hineingeschmuggelt, um voll auf- und durchzudrehen. Dass er kurz davor auch noch diverse Prog-Rock/Metal-Klassiker von Größen wie RUSH oder KING CRIMSON zu Gehör bekommen haben dürfte, ist zwar nicht erwiesen, aber schwerstens anzunehmen.
Kurzum, Prog-Metal-Fans, und ja, speziell Ray-Alder-Huldiger werden mit diesem Album definitiv ihr "Licht" finden! Mr. McMaster, wir hoffen auf eine Fortsetzung dieser Angelegenheit, auch wenn es sicher kein einfaches Unterfangen wird, diese Supergroup abermals rekrutieren zu können.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Walter Scheurer