FINTE - Ignoranz und Illusion
Mehr über Finte
- Genre:
- Post-Hardcore / Emo
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 26.04.2018
- Helios
- Mehr atmen
- Halbwach
- Norwich
Es liegt was in der Luft - aber wo ist es?
Zugegeben: Ich habe mich mit dieser Rezension schon seit einiger Zeit sehr schwer getan, sie mehrfach vor mir hergeschoben und auch jetzt ist noch immer nicht ganz klar, ob ich "Ignoranz und Illusion" nun überschätze oder tatsächlich davon überzeugt bin, dass FINTE auf der ersten EP gute Arbeit leistet. Die vier Songs, die irgendwo im Post-Hardcore-versus-Indie-Rock-Segment angesiedelt sind, polarisieren bisweilen sehr stark, weil der Kompromiss aus gelegentlicher Emo-Beschallung, spontanen Wutausbrüchen und doch übermäßig komplexen Arrangements gerade in den ersten Durchgängen viel zu sperrig erscheint. Die Melodien, so gut sie auch versteckt sein mögen, wollen partout nicht zünden, die Texte wirken auch irgendwie gehemmt, weil sie einem viel zu hohen Anspruch folgen, und die manchmal erzwungen anmutenden künstlerischen Anforderungen an den eigenen Output sind zusätzliche Entschleuniger, die nun nicht dazu beitragen, dass man "Ignoranz und Illusion" mit gereckter Faust empfängt.
Und trotzdem: eine gewisse Begeisterungsfähigkeit bleibt, gerade dann wenn der post-rockige Anstrich des Materials die Oberhand gewinnt und FINTE nicht mit der Brechstange agiert. 'Norwich' kommt diesbezüglich fast schon einem Befreiungsschlag gleich; raus aus den engen Fesseln des "anders sein wollen", einfach minimal spontaner agieren und dann auch noch das Handwerkszeug etablieren, das in den vorherigen drei Tracks noch verborgen geblieben war. Davon braucht FINTE mehr, genau solche Songs zieren ein Highlight-Album, und genau in diesem Augenblick, in dem die Intensität dieser einen Nummer wächst, weiß man auch, dass die Band das Zeug zu mehr hat.
Doch dieses Mehr ist auf "Ignoranz und Illusion" leider noch nicht ansprechend etabliert, auch wenn die Band redlich bemüht ist, etwas Individuelles, Originelles anzubieten. Genau dafür bekommt sie dann auch das abschließende Lob, das aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die ganz große Euphorie noch nicht aufkeimt. Aber irgendwie bleibt das gute Gefühl, dass sich hier in Kürze was ändern wird - nur eben nicht mit dem Groß der hier gebotenen Ware!
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Björn Backes