FIREBIRD - Hot Wings
Mehr über Firebird
- Genre:
- Hardrock
- Label:
- Rise Above/Soulfood
- Release:
- 15.09.2006
- Carousel
- Good Times
- Misty Morning
- Play The Fool
- Horse Drawn Man
- Overnight
- Bow Bells
- Flying Blind
- I Wish You Well
- Needle In The Groove
Sit back, relax, enjoy! Ex-CARCASS/NAPALM DEATH-Gitarrist Bill Steer ist zurück. Die Extremisten können aber genau jetzt aufhören, dieses Review zu lesen, denn er stellt nach über dreijähriger Plattenpause das vierte Album seiner Seventies-Combo FIREBIRD zur Diskussion. Gebretter? Nö. Growls? Nö. Metal? Auch nö. Der Brite lässt es sich erneut mit erdigem und vor allem bluesigem Hardrock gut gehen und schert sich wie gewohnt überhaupt nicht um moderne Studiotechnik. Digital ist kacke und Pro Tools der Name einer Baumarktinteressengemeinschaft. Mehr als 'ne olle Bandmaschine und Mikrofone braucht der Klampfer nicht zum Glücklichsein. Es wird eingestöpselt, losgespielt, und ehe man sich versieht, sind wieder Songs für eine Scheibe fertig.
Mit dem JIMI HENDRIX EXPERIENCE-lastigen Wohlfühl-Rocker 'Carousel' wird die Zeitmaschine, in der nun auch wieder Ur-Drummer Ludwig Witt (SPIRITUAL BEGGARS, SHINING) Platz genommen hat, umgehend angeworfen, und bis zu den letzten Tönen des programmatisch betitelten Impro-Groovers 'Needle In The Groove' (die Verkaufsversion enthält noch den Bonustrack 'Last Days Of August') läuft sie auf vollen Touren. Dabei werden Nummern ausgespuckt, die von der Schwarzlicht-Gemeinde mit offenen Armen empfangen werden dürften. Es wäre allerdings unfair, das Material auf Siebziger-Hörigkeit zu reduzieren (obwohl der Bandboss natürlich so aussieht, als ob er aus dieser Zeit in die Gegenwart gebeamt worden wäre). Es gibt einige Stücke, die deutlich weiter zurückgehen und die Wurzeln des Rock 'n' Roll offen legen, wie beispielsweise das von einem Mundharmonika-Thema dominierte 'Misty Morning' und der geile Bottleneck-Feger 'Play The Fool'. Um die Fünfziger-Blues-Atmosphäre dieser Songs noch stärker in den Vordergrund zu rücken, ist Steers mittelhohe, sehr warme Stimme zusätzlich mit 'nem schönen Effekt belegt, bei dem man ständig auf das authentische Kratzen der Plattenspielernadel wartet. Und für Leute, denen solche Exkurse zu weit gehen, haben FIREBIRD auch noch lupenreine Retro-Hardrocker wie 'Good Times' (das Eingangs-Riff würde auch Tom Morello verwenden), 'Horse Drawn Man' und 'Flying Blind' in der Hinterhand, die mit tollen Refrains versehen wurden und sich ohne Umwege ins Herz grooven.
Dass "Hot Wings" in nur acht Tagen eingespielt und versandfertig gemacht wurde, hört man deutlich, allerdings nicht deshalb, weil hier Rumpeltopfschlagen und Hilfsschulengezuppel in der Garage angesagt sind, sondern weil die Spontaneität fast zu greifen ist. Zieht euch das Teil mal über Kopfhörer rein, und ihr habt das Gefühl, Bill Steer und seine Mitstreiter (neben dem lässig aufspielenden Ludwig Witt auch noch Bassist Harry Armstrong) stünden direkt neben euch und würden ein Privatkonzert geben. Wunderbar!
Anspieltipps: Carousel, Good Times, Flying Blind
- Redakteur:
- Oliver Schneider