FIREWATER - The Man On The Burning Tightrope
Mehr über Firewater
- Genre:
- Alternative
- Label:
- Nois-O-Lution / Indigo
- Release:
- 16.02.2004
- Fanfare
- Anything At All
- Too Much (Is Never Enough)
- Too Many Angels
- Dark Days Indeed
- The Man On The Burning Tightrope
- The Truth Hurts
- Secret
- The Vegas Strip
- Ponzis Revenge
- Don't Make It Stop
- The Notorius & Legendary Dog & Pony Show
- The Dog That Saved My Life
- Dark Days Revisited
- Descend
"Is everybody in?" – Dann kann es ja losgehen mit einer Show, die permanent zwischen Folk, Alternative, Jazz, Blues, Zirkusmelodien und –atmosphäre oder auch wahlweise Seemannsflair wechselt und dabei Münder offen stehen lässt.
Wenn man den im Mondschein auf einem Hochseil tanzenden Artisten auf dem Cover von FIREWATERs viertem Album "The Man On The Burning Tightrope" sieht und das dazu passende Kirmesintro hört, ist man auf einiges gefasst, bekommt aber viel mehr: Eine der spannensten und vielfältigsten Alternative-Platten seit längerer Zeit.
Dabei fängt das Ganze recht unspektakulär an: 'Anything At All' entpuppt sich als recht durchschnittlicher Rocktrack, der mit einem Beat unterlegt wurde. Denkt man zumindest, bis der Song in ein langsamer und langsamer werdendes Klavieroutro fließt und dann ebenso langsam Platz macht, um dem folgenden, mit Orgeln, Karibik-Percussions und vielfältigen Blasinstrumenten vesehenen 'Too Much (Is Never Enough)' Platz zu machen.
FIREWATER nehmen dich mit auf eine musikalische Entdeckungsreise, und zwar nicht an Orte, an denen du noch nie warst, sondern besser: An Orte, die du irgendwie im Unterbewusstsein zu kennen glaubst und durch diese Band erst wirklich kennen lernst.
Too much eigentlich, um das Ganze beim ersten Durchlauf zu erfassen, müsste man meinen. Trotzdem wirkt "The Man On The Burning Tightrope" so luftig und locker arrangiert, dass man metaphorisch sowohl beim ersten Hören über die Bretter tanzen oder auch auch durch einen Schlitz zwischen eben diesen in den Keller namens Tiefgang fallen kann.
Das klingt dann im für den Konsumenten einfachsten Fall nach noisigem Garage-Rock Marke EELS oder GRANDADDY ('Don't make It Stop'), kann aber auch schon mal in ein Lo-Fi-Flamenco-und-Kastagnetten-Inferno münden, zu dem von Frontmann Todd Ashley ein Song performt wird, der nach Piratenluft riecht ('Dark Days Indeed').
Das Album ist freilich nicht gänzlich unangreifbar: Die Vocals sind mit Sicherheit nicht der große Wurf, fallen aber in die Kategorie "zur Musik passend" und auch die Instrumente (inklusive Produktion) wirken nicht unbedingt technisch perfekt, was an manchen Stellen irritiert, insgesamt bekommt man aber als Zuhörer von FIREWATER das, was das Cover verspricht: Eine tolle Show mit jeder Menge Spezial- und Überraschungeffekten.
Man sollte "Man On The Burning Tightrope" insgesamt nicht als großes Meisterwerk sehen, als das es uns die Alternativpresse schon längst wieder verkaufen will, sondern vielmehr, analog zum Konzept, als eine Art genialen Zaubertrick der uns zeigt, wie genau man eigentlich zu dem Punkt kommen kann, zu dem man will, wenn man nur mal kurz seine Scheuklappen ablegt, und einfach in die andere Richtung läuft als der ganze Rest.
Trick gelungen, Publikum absolut verblüfft und schönes Album gemacht. Voilà! Eigentlich bräuchten wir viel mehr solcher verschrobenen Nischenbands, um die anscheind immer noch zahlreich existierenden weißen Flecke auf der musikalischen Landkarte zu füllen.
'Don't Make It Stop'. Auf keinen Fall.
Anspieltipps: Dark Days Indeed; Don't Make It Stop
- Redakteur:
- Sebastian Baumer