FIUR - Imperium
Mehr über Fiur
- Genre:
- Epic/Folk Black Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Donnerkeil Collective
- Release:
- 01.11.2022
- Morgenklang
- Erwachen
- Imperium
- Flut
- In Tobend' Wettern
- Refugium II
- Zur Zweiten Nacht
- Unter Welten - I: Schlaf
- Unter Welten - II: Geister
- Unter Welten - III: Empor
- Gier
- Wüst
- Schwur
- Grauen
- Sturz
- Ruin
- Vergangen
- Wild Und Frei
- Eremit
Mutmaßlich das längste Black-Metal-Album des Jahres!
Was alles so im Untergrund des Black Metal erscheint, ist für den normalen Metal-Hörer oft nicht so ganz erfassbar und ersichtlich, da es einerseits täglich eine Flut an Neuveröffentlichungen gibt und auch vieles aus verschiedenen Gründen gar nicht interessant ist. So kommt es dann manchmal doch vor, dass man so die eine oder andere Perle beziehungsweise das ein oder andere besondere Album nie zu hören bekommt, weil es unter dem Radar läuft. Für einige unserer Leser konnte es sich bei FIUR um genau so einen Fall handeln.
FIUR ist eines dieser unendlich vielen deutschen Ein-Mann-Projekte, die folkig-atmosphärischen Black Metal spielen und über die Natur singen. Eigentlich nur Gründe, auch dieses Projekt dann mit einem Achselzucken hinter sich zu lassen und weiter zu schauen? Weit gefehlt, denn "Imperium" ist ein ganz besonderes Album geworden. Genau genommen, handelt es sich nämlich um drei Alben, die insgesamt auf eine Länge von 175 Minuten kommen. Die drei Teile "Vehemenz", "Ruin" und "Eremit" sind alles Teile einer Geschichte, die in der Deluxe-Version auch in Buchform vorliegt und so gemütlich beim Hören nacherlebt werden kann. Dabei ist 'Eremit' ein knapp 55-minütiges Instrumental, was man auch erst einmal hinbekommen muss. Denn es ist kein reiner Synth-Track, wie man es unter anderem von BURZUM gewohnt war, sondern wie auch davor surren die Gitarren, der Bass und das Schlagzeug erzeugen das Fundament. Was den einen möglicherweise ein Dorn im Auge sein könnte, ist die Tatsache, dass das Schlagzeug nur programmiert ist. Das trägt auch dazu bei, dass der Sound des ganzen Albums relativ sauber daherkommt und wirklich nicht mit den Black-Metal-Produktion der 90er zu vergleichen ist. Was einem dabei mehr liegt, muss jeder selbst entscheiden.
Insgesamt kommt auch kein Bild einer frostigen Landschaft beim Hören auf, da die Gitarren nicht so kalt klirren und flimmern. Vielmehr hört man öfter eine Leadgitarre im Vordergrund, die einen sehr erzählenden Ton an sich hat. Das zeigt sich besonders im angesprochenen Instrumental, das nur durch diese Gitarre getragen wird und über die ganzen 55 Minuten nie langweilig wird.
Davor befinden sich aber nochmal zwei Stunden ähnlichen Materials - halt nur mit Gesang. Dieser ist für Black-Metal-Verhältnisse relativ tief gehalten, fügt sich aber gut in das gesamte Bild ein. Abgesehen davon hat Tobias Jäpel (der Mann hinter FIUR) nicht viel an seiner Rezeptur für ein Album dieses Projektes geändert. Eine Neuerung, die man aber nachvollziehen kann, wenn man die anderen Alben kennt, ist der Einsatz ein paar Element des Doom Metal, was sich besonders am angesprochenen ausladenden Instrumental zeigt.
Auch finden sich weitere Instrumentale auf dem Rest des Albums, die aber nicht mit 'Eremit' zu vergleichen sind, da sie meist als Intro oder Outro dienen und so das Album zu einer Einheit zusammenfügen.
Für Fans von FIUR wird das aktuelle Album irgendwie die Erfüllung einiger Träume gewesen sein. Auf einen Schlag kommen quasi drei Alben und man hat genug Material, in das man getrost versinken kann. Für mich war das Hören des Werkes auch viel Nach-Hause-Kommen, da die beiden ersten Alben zu meiner metallischen Grundsozialisation gehören. Für mich lässt "Imperium" folglich also keine Wünsche offen und die Melodien bohren sich bei jedem weiteren Hören immer mehr ins Langzeitgedächtnis. Diese Epik und Dramatik, die dadurch erzeugt wird, in Kombination mit den deutschen Texten, die relativ gut verständlich gesungen werden, machen das Ganze zu einem perfekten Album. Nach den drei Stunden Bedienung auf höchstem Niveau ist dann auch alles gesagt, was gesagt werden muss. Im Gegensatz dazu mag es den einen vielleicht sauer aufstoßen, dass 175 Minuten auch nicht gerade kurz sind und erstmal investiert werden müssen.
Wer abgesehen davon, bisher noch nicht viel mit FIUR am Hut hatte, aber sonst allgemein etwas mit folkigem und epischem Black Metal etwas anfangen kann, der nicht ganz so frostig daherkommt wie andere Kollegen, der sollte mal in "Imperium" reinhören.
Anspieltipps gibt es keine direkten, aber um ungefähr einschätzen zu können, wie das denn alles klingt, ist man mit dem Titeltrack gut bedient.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Kenneth Thiessen