FJOERGYN - Judasmesse
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2023
Mehr über Fjoergyn
- Genre:
- Black Metal / Experimental
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Trollzorn Records
- Release:
- 02.06.2023
- Sturz
- Kain
- Komm Abel lass uns aufs Feld gehen
- Prometheus I: Briefe eines sterbenden Kosmos
- Prometheus II: Uranos Zorn
- Prometheus III: Plage
- Vater(s)land
- Non Serviam
- Warfarin
Verlaufen in den Untiefen der Prog-Experimente.<br />
Ob FJOEGRYN und ich angesichts meiner notorischen Ablehnung gegenüber deutschen Texten in extremeren Metalspielarten Freunde werden können? Nun, ich weiß es nicht, werde dem neuen und insgesamt sechsten Langspieler der Bandgeschichte, der auf den Namen "Judasmesse" hört, aber definitiv eine Chance geben. Selbiger Langdreher erscheint übrigens erneut bei Trollzorn Records, die das Quintett aus Thüringern mittlerweile schon seit Jahren begleiten, und kommt passend zum 20-jährigen Jubiläum, denn immerhin treibt der Fünfer mit seinem wuchtigen und teils epischen Black Metal bereits seit 2003 sein Unwesen im hiesigen Untergrund.
Doch genug zur Vorgeschichte, denn eigentlich soll es an dieser Stelle ja um die Musik gehen, die im Falle von FJOEGRYN durchaus einige Anläufe brauchen dürfte, um komplett erfasst zu werden. Von einfachem und klassischem Black Metal ist das Quintett nämlich auf seinem neuen Langdreher meilenweit enfernt, auch wenn mit 'Sturz' und 'Kain' eher traditionelle angehauchte Songs für einen einfacheren Einstieg in die Spielzeit sorgen. Ja, auch hier gibt es mit recht präsenten Orchestrationen einen ordentlichen Farbtupfer, doch im Gegensatz zu DIMMU BORGIR setzen die Thüringer die Streicher weniger pompös, sondern eher dezent ein, was mir durchaus gut gefällt. Ebenfalls bergeistern mich die harschen und fürs Genre typischen Growls, auch wenn ich die deutschen Texte noch immer als sperrig und unrund empfinde. Die starke Gitarrenarbeit tut schließlich ihr übriges dazu, um den Einstand durchaus gelungen zu gestalten.
Danach nimmt "Judasmesse" aber eine scharfe Kurve und findet sich mit 'Komm Abel lass uns aufs Feld gehen' in PINK FLOYD-Gefilden wieder. Nicht nur ersetzen die Keyboards hier nahezu komplette die Sechsaiter, auch das prominente Saxophon lässt die Nummer nach einem verschollenen, aber auch schwachen Demo der britischen Prog-Rocker klingen. Gleichzeitig läutet die Nummer irgendwie den Absturz des Songmaterials ein, das ab dem 'Prometheus'-Dreiteiler mehr EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN als Black-Metal-Messe ist. Zu oft verliert sich der Fünfer dabei in meinen Ohren in verkopften Noise-Collagen und versäumt es, die melodischen Widerhaken der ersten beiden Tracks in seinen Sound einzuflechten. Ebenso werden mit zunehmender Spielzeit die klanglichen Defizite der Platte immer offensichtlicher, denn gerade das Schagzeug weiß mit recht bleiernem Klang nicht wirklich zu überzeugen und auch insgesamt klingt der Silberling so, als läge über dem gesamten Soundgewand eine Decke, die den Instrumenten ihre Brillanz raubt.
Was macht man am Ende also aus "Judasmesse"? Nun, spannend ist das Album allemal und wenn ihr auf experimentelle Songs im Black-Metal-Kontext steht, könnte sich ein Antesten durchaus lohnen. Für mich nimmt die Band nach den beiden eröffnenden Songs aber leider den falschen Zug und verrennt sich in Kompositionen, die ihre Qualitäten nicht voll zur Geltung bringen. Entsprechend gibt es von mir auch nur 6 Zähler.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs