FLESHGOD APOCALYPSE - Veleno
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2019
Mehr über Fleshgod Apocalypse
- Genre:
- Symphonic Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 24.05.2019
- Fury
- Carnivorous Lamb
- Sugar
- The Praying Manti's Strategy
- Monnalisa
- Worship And Forget
- Absinthe
- Pissing On The Score
- The Day We'll Be Gone
- Embrace The Oblivion
- Veleno
Die neue Superlative in Sachen Symphonic Technical Death Metal!
Wenn es um orchestralen, bombastischen und doch extremen Death Metal geht, ist man bei den Italienern von FLESHGOD APOCALYPSE an der richtigen Adresse. Mit dem letzten Opus "King" (2016) haben sie sich ein Manifest geschrieben, alle Extreme zwischen Klassik und Metal ausgelotet und ihr bisher üppigstes Album kredenzt - fast etwas zu viel des Guten.
Das neue Werk heißt "Veleno", was aus dem italienischen übersetzt "Gift" heißt - ein Titel, der passender nicht sein könnte! Denn das Album spuckt wahrlich Gift und Galle, dass es eine Freude ist. Es ist düster, brutal, gnadenlos und im Vergleich zu den sehr orchestralen Vorgängern ("Agony", "Labyrinth" und "King") sehr roh und direkt, denn für FLESHGOD APOCALYPSE-Verhältnisse fährt "Veleno" überraschend wenig symphonischen Bombast auf. Er ist natürlich immer noch gegenwärtig, nur nicht mehr omnipräsent. Im gleichen Zug ist es in seiner erbarmungslosen Hässlichkeit wunderschön und geht total unter die Haut. Ein Fazit ziehe ich also schon mal vorab: Mit "Veleno" hat FLESHGOD APOCALYPSE ein besonderes Werk kreiert, das mich tief beeindruckt.
Bevor ich ins Detail gehe, lohnt ein Blick aufs Line Up, denn bereits 2016 hat sich einiges getan. Nachdem Sänger und Gitarrist Tommas Riccardi die Band verlassen hat, kehrt nämlich Ur-Fronter Francesco Paoli vom Schlagzeug zurück auf den Frontmann-Posten. Ich wollte erst gar nicht glauben, dass jemand auf so hohem Level Schlagzeug als auch Gitarre spielen kann und zudem ein versierter Death-Metal-Sänger ist. Chapeau! Auch die Live-Situation ist geklärt: Die Stöcke übernimmt die italienische Metal-Legende David Folchitto (der, wenn man mal ehrlich ist, leider nicht das Niveau seines ehemaligen Schülers erreicht), die Leads kommen von Fabio Bartoletti.
Nun aber los: 'Fury' eröffnet mit einer wahrhaftigen Raserei das Album, festhalten ist durchaus angebracht. Ein fetter Orchester-Break und ein echt schönes Solo runden diesen Wirbelsturm an Song ab. Apropos Soli: Die sind auf "Veleno" durchweg ein wahrer Ohrenschmaus, mit viel Fingerspitzengefühl und Klasse lockern sie das Gemetzel gut auf.
'Carnivorous Lamb' beginnt überraschend folk-metalig, reißt das Ruder aber schnell rum - und den Hörer ins Verderben. So roh und heavy klang FLESHGOD APOCALYPSE lange nicht mehr, Paoli spielt sich an den Drums scheinbar um sein Leben. Der wirklich tolle, klargesungene Refrain von Bassist Paolo Rossi bringt Farbe zwischen den dichten Notenteppich.
Es geht weiter: 'Sugar' ist ein absoluter Hit, der alle Trademarks der Italiener berücksichtigt und mit einem atemberaubenden Video, passend zum Thema Opium-Missbrauch, versehen wurde.
Mit 'Monnalisa' und dem zugehörigen Intro 'The Praying Manti's Strategy' zeigt die Band sich von ihrer epischen, monumentalen Seite, die aufgeräumten Strophen mit Bass, Schlagzeug, Gesang kommen richtig gut und habe ich so noch nicht gehört von dem Fleischgott. Der mächtige Chor-Refrain zeigt wiederum, wie Bombast klingen muss, der erste Einsatz der Sopranistin Veronica Bordacchinni lässt ebenfalls nicht lange auf sich warten. Einfach nur groß!
Das Gaspedal wird runtergedrückt, 'Worship And Forget' hinterlässt mit seinen irre schnellen Pattern nichts als Asche. Der Song weiß aber trotz seiner Erbarmungslosigkeit, spannende Wendungen anzunehmen und ist musikalisch ein echtes Meisterwerk. In 'Absinthe' ist abermals Basser Rossi mit seinem Klargesang der Fixierpunkt und hebt den Song auf eine gänzlich andere Dimension als er eh schon ist, wow!
'Pissing On The Score' ist ein derber Nackenbrecher, der mit Hochgeschwindigkeits-Drumming und wiederum tollen Solo glänzt. Die dezente orchestrale Begleitung ist zudem sehr geschmackvoll.
Es folgt die Death-Metal-Ballade 'The Day That We'll Be Gone'. Wie bitte? Genau! Und das Beste ist: Sie ist absolut hörbar. Es ist nicht das erste Mal, dass die Sopranistin sich zum Duett bitten lässt, dramatisch und schwermütig besingt sie den Tod. Viel Zeit zum Innehalten gibt es aber nicht, denn mit 'Embrace The Oblivion' kracht es wieder aus den Boxen und ist mit seinen fast acht Minuten ein würdiges, mächtiges Ende, in dem nochmal unglaublich viele Facetten gezogen werden, bevor der Titeltrack das Album mit einem Piano-Stück beschließt.
Puh! Keine Frage, "Veleno" ist die neue Superlative in Sachen Symphonic Technical Death Metal! Auch nach einem Dutzend Durchläufen, kann man immer noch neue Details entdecken und überrascht werden. Es ist brutal und kompromisslos, zugleich herausfordernd und dynamisch und in der Art und Weise, wie die orchestralen Arrangements eingebunden werden, ein Kunstwerk extremer Musik. Eben typisch FLESHGOD APOCALYPSE!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke