FLOWER KINGS, THE - Adam & Eve
Mehr über Flower Kings, The
- Genre:
- Prog
- Label:
- InsideOut / SPV
- Release:
- 26.07.2004
- Love Supreme
- Cosmic Circus
- Babylon
- A Vampires View
- Days Gone By
- Adam & Eve
- Starlight Man
- Timelines
- Drivers Seat
- The Blade Of Cain
Aus irgendeinem Grund hatte ich die FLOWER KINGS ein wenig aus den Augen verloren. Und das, obwohl mir vor allem ihre Mammutwerke "Stardust We Are" und "Flower Power" als Meilensteine des modernen Artrock immer wieder gut einlaufen. Es könnte daran liegen, dass mir ihre aktuelleren Veröffentlichungen etwas zu 'normal' erschienen, auch wenn sie natürlich meilenweit vom durchschnittlichen Standard-Prog entfernt sind. Selbst das Mitwirken und livehaftige, kniefallverursachende Spielen bei TRANSATLANTIC von Meister Roine Stolt gab mir keinen Ruck, mich wieder intensiver mit Schwedens wichtigster Kapelle dieses Genres zu beschäftigen.
So ging ich also relativ erwartungslos an "Adam & Eve" heran, um bereits nach wenigen Minuten den Lautstärkeregler weiter nach rechts zu drehen, die Kopfhörer zu greifen und völlig in der Musik zu versinken.
Während das kitschig-bunte Coverartwork auf eine eher heitere Scheiblone hinweist, bekommt der geneigte Hörer auf "Adam & Eve" zehn anspruchsvolle Tracks geliefert, die das gesamte Spektrum Artrock umspannen. Und die Blumenkönige verstehen ihr Handwerk. Dabei ist es völlig belanglos, ob ein Titel knapp an der 20-Minuten-Hürde scheitert oder mal eben so zwei bis drei Minuten Länge erreicht. Jeder Song ist faszinierend und hat Ausstrahlung.
Sehr sympathisch erscheint die Tatsache, dass es ihnen völlig gleich zu sein scheint, ob sie mit ihrer Musik ein breiteres Publikum erreichen können. Denn während andere Chart-Schieler meist mit einem Mitsing-Tralala-Song ihr Album eröffnen, starten Roine Stolt und Co. mit der längsten Nummer sofort voll durch.
'Love Supreme', so der Titel, verfügt dann auch über alles, was so einen Longtrack auszeichnen sollte. Herrliche, elegische Instrumentalpassagen, die niemals enden wollen, wunderschöne Gesangsmelodien, die gar für Eingängigkeit sorgen, feine Chöre und einen Spannungsbogen, der verhindert, dass man ungeduldig skippen möchte. Vielmehr lädt der Song zum entspannten Zurücklehnen ein, zum Genießen. Ist man anfänglich noch völlig aus dem Häuschen wegen der Vielfältigkeit der melodieführenden Instrumente, so erkennt man nach einigen Durchläufen auch die Klasse der Rhythmussektion. Hier wird im Hintergrund mächtig geackert und vorbildlich um den Punkt herum gespielt. Hat man all diese Überraschungen überstanden, verblüffen uns die FLOKIS bei 'Cosmic Circus' mit beschwingter Leichtigkeit, die sofort ohrwurmartig ins Ohr krabbelt. Diese Gesangslinien sind einfach atemberaubend... So schön können drei Minuten sein!
Und so setzt sich das Ohrenspiel auch im weiteren Verlauf des Rundlings munter fort. Die Kapelle wandelt mit schlafwandlerischer Leichtigkeit zwischen kurzweiligen Instrumental-Intermezzi und opulenten Longtracks hin und her und bietet dem Zuhörer eine spannende Entdeckungsreise. Während der Titeltrack und das endlose 'Drivers Seat' bekannte Qualitäten freisetzt, präsentieren die Jungs auch neue Facetten ihres eh' schon sehr blumigen Spiels. So werden 'A Vampires View' wie auch 'Timelines' für Sprachlosigkeit unter der erfahrenen Hörerschar sorgen. 'Timelines' eröffnet mit einem herrlichen Durcheinander und wird auf ungeübte Ohren sicherlich chaotisch wirken. Der erprobte Zuhörer hingegen wird die Qualitäten solcher Instrumentierung zu schätzen wissen; man schenke bitte dem Bassisten sehr viel Beachtung. Vor allem, da der Track im späteren Verlauf mit bluesigen Elementen überrascht. Ganz großartig, weil auch der Gesang schön rauchig rüberkommt.
Das Highlight habe ich mir allerdings bis zum Finale aufgehoben: 'A Vampires View' klingt nicht nur aufgrund von Daniel Gildenlöws mächtiger Gesangsleistung stark nach PAIN OF SALVATION. Dieser Gemütsbrecher zelebriert mit zerbrechlichen Gitarrenlicks, schwerelosen Chören, Glockenspiel und sphärischen Keyboardeinlagen schaurige Anmut. Daniel leidet sich obendrein die Lunge aus dem Leib. Herz, was begehrst du mehr?
Okay, ihr habt es gemerkt: Ich bin rundum begeistert und frage mich nur, wieso mich der Gesang beim erfrischend kurzen 'Starlight Man' immer wieder an Peter Nicholls von IQ erinnert. Sicherlich keine schlechte Referenz, oder?
Ich vermute allerdings, dass die kurzen Nummern nicht unbedingt auf Gegenliebe in der progressiven Fanbase stoßen werden.
Anspieltipps: A Vampires View, Timelines, Cosmic Circus, Starlight Man
- Redakteur:
- Holger Andrae