FLOWER KINGS, THE - Banks of Eden
Mehr über Flower Kings, The
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Inside Out
- Release:
- 18.06.2012
- Numbers
- For The Love Of Gold
- Pandemonium
- For Those About To Drown
- Rising the Imperial
Die FLOWER KINGS sind mir "Banks of Eden" nach fünf Jahren zurück und verwandeln die Progwelt anno 2012 wieder in eine bunte Blumenwiese mit erstaunlicher Artenvielfalt.
Die FLOWER KINGS waren fünf lange Jahre von der Bildfläche verschwunden. Dies ist sehr erstaunlich, da sie von 1995 ("Back In The World Of Adventures") bis 2007 ("The Sum Of No Evil") zehn Alben veröffentlicht haben. Und viele davon waren gehaltvolle Doppelalben, die nicht selten auch über zwanzigminütige Prog-Rock-Epen enthielten. Fünf Jahre Pause hatte der Fan nun, um das ganze Blumenmaterial zu katalogisieren und in seiner komplexen Taxonomie zu verstehen. Aber in fünf Jahren kann ganz schön viel passieren, selbst in der heilen Welt der schwedischen Alt-Hippies rund um Roine Stolt. Doch eines vorweg, die Änderungen bei den FLOWER KINGS anno 2012 sind sehr moderat ausgefallen. Drummer Zoltan Csörcz ist raus und wurde ersetzt durch einen Deutschen, Felix Lehrmann. Interessanterweise hat dieser kaum Prog-Rock-Background, er ist Studio/Profi/Session-Musiker, der u. a. Sarah Connor oder Lena-Meyer-Landrut u. v. m. zusammengearbeitet hat.
Standesgemäß starten die FLOWER KINGS mit einem Epos in ihr neues Album "Banks of Eden". 'Numbers' (25:27 min) ist sogleich der zentrale, interessanteste und weitaus beste Track des Albums. Er unterscheidet sich von vielen anderen Floki-Epen dadurch, dass er trotz seiner Länge ziemlich kompakt durchkomponiert wirkt und sich nicht in ellenlangen komplexen Instrumentalparts verliert. Es gibt ein paar musikalische Hauptmotive, die sich als deutlicher roter Faden erkennbar durch den Song ziehen. Sie dienen als Gerüst für sehr gut austemperierte Vokalarrangements, die durch die deutlich unterscheidbaren Stimmfarben der Herren Stolt und Fröberg erstaunlich dynamisch umgesetzt werden. In der Mitte fährt der Song dann runter, und Tomas Bodin greift in seine Sound-Trickkiste, in der er ein paar geheimnisvolle PORTISHEAD-Sounds findet, die in bester New-Artrock-Manier langsam anschwellen und in einem grandiosen Gitarrensolo von Roise Stolt gipfeln. Dies ist ein Moment der vollendeten Musik-Kunst! In gelassener Langsamkeit kommt der Song danach wieder zu seinen Hauptthemen zurück, die gegen Ende dann doch Floki-typisch noch ihren symphonischen, ausschweifenden Bombast-Touch bekommen. Sehr, sehr toll!
Es folgen vier kürzere Tracks, in denen allesamt die Harmonie und der Spielfluss über experimentelle Ausschweifungen überwiegen und daher eher Alben wie "The Rainmaker" oder "Paradox Hotel" zugeordnet werden können als “Unfold the Future”, "Retropolis" oder “Sum of No Evil”. 'For The Love Of Gold' ist ein munterer Neo-Progger, bei 'Pandemonium' wird es mal kurzzeitig frickeliger und Stolt experimentiert mit verfremdeten Sprechgesang und 'For Those About To Drown versprüht ein wenig BEATLES-Flair und viel fast naiv anmutende Harmonie. Erst die abschließende Ballade 'Rising The Imperial' packt mich dann wieder mit seiner sanften Melancholie, die vor allem durch die beruhigende Stimme von Roine Stolt und dessen gefühlvolle Soli ausgedrückt wird. Und dann ist's erstaunlich schnell auch schon vorbei.
Fassen wir also zusammen: Den FLOWER KINGS gelingt nach fünf Jahren Abstinenz mit "Banks Of Eden" einmal mehr eine gute bis sehr gute Prog-Rock-Scheibe, auf welcher der Schwerpunkt nicht auf fulminanten Instrumentalpassagen, sondern auf wohlarrangierten und harmonischen Songs liegt. Wer also die Flokis prinzipiell mag, aber früher gerne mal den Faden ob zu langer und ausschweifender Frickelpassagen verloren hat, sollte in "Banks of Eden" doch mal wieder reinlauschen. Ich persönlich habe bei den Flokis jedoch gerne mal die eine oder andere zappaeske Passage, doch warte ich auf "Banks of Eden" meist vergeblich auf ausschweifende instrumentelle Achterbahnfahrten a la 'Cicrus Brimstone' oder 'Flight 999 Brimstone Air' und vermisse zugleich etwas das geniale jazzige Zusammenspiel des ex-Rhythmus-Duos Reingold/Csörcz. Dies schmälert jedoch keinesfalls die außerordentliche Leistung der Band vor allem im Gesangsbereich und 'Numbers' wird als seiner der Toptracks in progaffinen Jahresbestenlisten gehandelt werden, darauf verwette ich mein Handtuch! Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass auch "Banks of Eden" wieder exclusiv verpackt sein wird, uns erwartet eine Special Edition mit tollem Artwork, 48-Seitigem Booklet, vier Bonustracks (die zum Review nicht vorliegen) und einer Interview-Sequenz mit der Band. Da will man zugreifen!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Thomas Becker