FLYING COLORS - Second Nature
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2014
Mehr über Flying Colors
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Mascot (Rough Trade)
- Release:
- 26.09.2014
- Open Up Your Eyes
- Mask Machine
- Bombs Away
- The Fury of My Love
- A Place in Your World
- Lost Without You
- One Love Forever
- Peaceful Harbor
- Cosmic Symphony
Schmelztiegel der Kulturen.
Das Debütalbum der Supergroup gehörte 2012 zu den erfrischendsten Alben im Rockbereich, was in erster Linie an den gebündelten Kräften der musizierenden Akteure lag. Steve Morse (DEEP PURPLE), Mike Portnoy (ex-DREAM THEATER, TRANSATLANTIC), Dave LaRue (DIXIE DREGS), Neal Morse (ex- SPOCK'S BEARD, TRANSATLANTIC, Solo) und Casey McPherson (ALPHA REV) haben damals eine erstaunliche Mischung aufs Band gebracht, die zwei Jahre später wieder für das Überraschungsmoment sorgen soll. Mit zwei kleinen, aber entscheidenden Unterschieden. Die Band hat eine gemeinsame Tour hinter sich, man kennt sich musikalisch etwas besser und die Aufnahmen zu "Second Nature" wurden ohne externe Produzenten durchgeführt.
Etwas schockiert war ich schon beim allerersten Abspielen des Openers 'Open up Your Eyes', denn die TRANSATLANTIC-Kante ist einfach unüberhörbar. Ganz ohne Zweifel lässt sich feststellen, dass Neal Morse hier verantwortlich ist und seinem Songwriting ist schon bei der letzten TRANSATLANTIC-Scheibe die Luft ausgegangen. Zum Glück gibt es Casey McPherson und Steve Morse, die mit ihren Farbtupfern den Opener vor dem großen Prog-Zeppelin retten. Somit hätten wir auch schon einen negativen Aspekt abgehakt, einen weiteren möchte ich euch aber nicht vorenthalten. Mike Portnoy ist zweifelsohne eine fantastischer Drummer, aber sein Schlagzeugspiel ist immer etwas "over the top". Dabei hatte er doch nach dem DREAM THEATER-Ausstieg gesagt, in Zukunft mehr "simple" Musik machen zu wollen. Nun gut, es hält sich auf "Second Nature" gerade eben noch so im Rahmen, im Vergleich zu den anderen Instrumenten sind die Kessel aber stets hyperaktiv.
Jetzt kommen wir aber zu den tollen Dingen am zweiten Album von FLYING COLORS und davon gibt es eine Menge. Allen voran ist die Abwechslung zu nennen, von der alle neun Tracks profitieren. Genau wie beim Debüt, schlagen alle Nummern in unterschiedliche Kerben, ein kurzweiliges Hörvergnügen ist gesichert. Und auch wenn bei den Vorab-Hörproben wieder einige Meckerköpfe zu viel MUSE herausgehört haben, macht das Songs wie 'Mask Machine' nicht schlechter. Denn bei den fliegenden Farben gibt es etwas, das Bands wie MUSE nicht haben: Steve Morse. Sicherlich einer der einflussreichsten Gitarristen unserer Zeit, von dessen unverkennbaren Stil sich auch andere Großmeister, wie John Petrucci, inspirieren lassen. Im Gegensatz zu Mike Portnoy beherrscht Steve Morse die Kunst, sich zurückzuhalten, wenn es sein muss. Öffnet sich der Song aber für die Gitarre, gibt es nach oben keine Grenzen und der Mann schüttelt ein Götter-Lead nach dem anderen aus seiner Music-Man-Klampfe. Übrigens ebenso wie Dave LaRue, dessen geschmackvolles Bassspiel jeden einzelnen Song veredelt. Bitte einmal beim letzten Song 'Comic Symphony' auf den Bass im Intro achten - ich übertreibe keineswegs.
Obendrauf steht noch der Gesang auf dem Guthaben. Mit der Wahl McPhersons haben die Mucker sich einen riesigen Gefallen getan. Wäre hier ein bereits etablierter Sänger aus dem Prog-Umfeld aktiv, hätten etliche FLYING COLORS-Songs nicht die berauschende und erfrischende Wirkung. Selbst wenn es richtig poppig wird ('Peaceful Harbor'), muss man als Hartwurst-Feinschmecker nicht direkt die Skip-Taste drücken. Wie schon sein Gesangssolo bei Buckleys 'Hallelujah' auf der letzten Tour, ist das hier musikalisch schlichtweg zu gut, um leichtfertig abgetan zu werden.
Insgesamt bietet "Second Nature" eine ausgewogene Mischung aus progressivem Musizieren und poppig-Alternative-lastigem Feeling, was gänzlich anders klingt als alle anderen Bands, die uns derzeit ihre neuen Outputs aufquatschen wollen. Mit minimalen Abnutzungserscheinungen muss man auf Dauer rechnen, aber dafür gibt es hier Unterhaltung auf höchstem Niveau. Ohne Scheuklappen wird man auch mit dem zweiten Album der FLYING COLORS bestens bedient!
Anspieltipps: Cosmic Symphony, Mask Machine, Lost Without You, One Lost Forever
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Nils Macher