FORD, LITA - Time Capsule
Mehr über Ford, Lita
- Genre:
- Melodic Hard Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- SPV / Steamhammer
- Release:
- 20.05.2016
- Intro
- Where Will I Find My Heart Tonight
- Killing Kind
- War Of The Angels
- Black Leather Heart
- Rotten To The Core
- Little Wing
- On The Fast Track
- King Of The Wild Wind
- Mr. Corruption
- Anything For The Thrill
Unerwartet starke Rückkehr der ehemaligen THE RUNAWAYS-Gitarristin.
Die Engländerin LITA FORD ist wohl eine der bekanntesten Damen im Rock-Business, immerhin ist die in London geborene Sängerin und Gitarristin bereits seit Ende der Siebziger in der Szene unterwegs. Ihren Einstand gab sie dabei in der Band THE RUNAWAYS, nach deren Auflösung sie ähnlich wie Joan Jett kurzerhand einfach eine Solo-Karriere startete. Den ganz großen Durchbruch brachte ihr allerdings erst der Song 'Close My Eyes Forever', den sie im Duet mit Ozzy Osbourne aufnahm und der die beiden an die Spitze der Charts katapultierte. Ab dem Jahr 1995 wurde es jedoch stiller um die Engländerin, die sich Anfang des neuen Jahrtausends mehr auf ihre Familie konzentrierte, bevor sie mit den beiden Alben "Wicked Wonderland" und "Living Like A Runaway" seit dem Jahr 2009 ihr muskalisch doch eher schwaches Comeback gab. Trotz der großteils schlechten Kritiken hält Lita aber weiter an ihrem musikalischen Kurs fest und so steht nach drei Jahren nun mit "Time Capsule" ihr neuester Longplayer in den Regalen.
Bei genauerer Betrachtung stellt sich allerdings schnell heraus, dass die Scheibe eigentlich garnicht so neu ist, wurden für die Aufnahmen doch ausschließlich Kompositionen verwendet, die Lita auf analogen 24-Spur-Bändern in ihrem ehemaligen Wohnsitz in der Karibik lagerte und die bereits in den Achtzigern geschrieben wurden. All dieses Material nahm sie mit nach Los Angeles, um dort mit George Tutko, der bereits das Erfolgsalbum "Lita" mit ihr aufgenommen hat, und diversen namhaften Gästen den alten Aufnahmen neues Leben einzuhauchen.
So fühlt sich dann der Hörer beim Genuss von "Time Capsule" auch unweigerlich so, als wäre er in die titelgebende Zeitkapsel gepackt und direkt in die glorreichen Achtziger katapultiert worden. Eine grandiose Hookline jagt hier die nächste, während Lita zusätzlich an der Gitarre wohl ihre beste Leistung seit dem bereits angesprochenen Platinalbum "Lita" aus dem Jahr 1988 abliefert. Die großartigen Gastmusiker tun dann ihr übriges dazu, um die insgesamt zehn Song zu veredeln. So liefert sich Jeff Scott Soto beim Opener 'Where Will I Find My Heart Tonight' mit Lita ein großartiges Duett, während Bruce Kulick (Ex-KISS) und Gene Simmons (KISS) dem Hit 'Rotten To The Core' einen feinen Achtziger-Hard-Rock-Touch verleihen. Aber auch Billy Sheehan, der auf einer ganzen Reihe von Songs den Bass bedient, und Dave Navarro mit seinem Einsatz an der Mandoline auf 'Killing Kind' machen eine mehr als gute Figur und heben das sowieso schon bärenstarke Songmaterial noch einmal auf ein ganz neues Niveau.
Wirkliche Ausfälle sucht man daher auf "Time Capsule" schlussendlich vergebens, viel mehr kristallisieren sich mit jedem Hördurchlauf neue Highlights heraus. Selbst die beiden instrumentalen Zwischenspiele 'On The Fast Track' und 'Little Wing' stören den Hörfluss in keinster Weise, sondern bieten viel mehr eine nette Abwechslung zwischen den ansonsten eher vom Gesang dominierten Songs der Scheibe. Abgerundet wird das Gesamtbild von einer sehr natürlichen und dynamischen Produktion, die vielleicht für moderne Standards etwas altbacken klingt, aber gleichzeitig perfekt zum klassischen Songmaterial auf "Time Capsule" passt.
Am Ende muss dann auch ich jegliche Vorbehalte, die ich nach den beiden mehr als durchwachsenen Vorgängern gegenüber "Time Capsule" hatte, zurücknehmen. Im Gegensatz zum belanglosen Material der letzten Jahre liefert der neue Longplayer wieder genau das, was sich Fans der glorreichen Achtziger sehnlichst wünschen, nämlich coole Rockmusik mit tollen Hooklines. Dass Lita ein solches Niveau auch mit neu komponierten Songs erreicht hätte, möchte ich bezweifeln, für die Bewertung der Scheibe ist das allerdings vollkommen egal, denn mit diesen grandiosen Hits gehört die Scheibe einfach in jede gut sortierte Hard-Rock-Sammlung!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs