FOREST OF SHADOWS - Departure
Mehr über Forest Of Shadows
- Genre:
- Doom/Dark Metal
- Label:
- Firedoom Music
- Release:
- 17.11.2004
- Sleeping Death
- November Dream
- Bleak Dormition
- Open Wound
- Departure
Mein Gott, ist das schwer! Schweden schickt mit FOREST OF SHADOWS´s "Departure" eine CD ins Rennen, die fernab jeglicher zu ertragender Melancholiegrenzen mit dem Schmerz und der Trauer wie kaum eine andere Band spielt. Was heißt eigentlich Band? Niclas Frohagen ist Musiker, Komponist, Produzent und Mischer in Personalunion und zeichnet sich für dieses horribel düstere Werk mit Leib und Seele verantwortlich. Fünf Lieder erstrecken sich auf eine Gesamtspielzeit von über fünfzig Minuten und dringen so unterschwellig, bedrohlich und unaufhaltsam unter die Haut wie kaum eine andere Scheibe, die je meinen CD-Schacht erobern konnte. Allein der Opener 'Sleeping Death' braucht satte acht Minuten, bis die Gitarren erstmals brezeln. In diesen acht Minuten geht es leise zu. Aber innerhalb dieser musikalischen Stille baut Meister Frohagen eine dicht gewebte Atmosphäre auf, die in ihrer Undurchdringbarkeit einzig Schwermut duldet. Diese acht Minuten stecken wie ein Kloß im Hals und wenn danach die Gitarren endlich erlösend die Arme um einen legen, werden die Tränendrüsen von der machtvollen Umgarnung der spärlichen Riffs zerquetscht. Mein Gott, wie heavy!
Wo Frohagen einerseits mit cleanem Gesang fast DEPECHE MODE-like klingt, growlt er im Verlauf häufig absolut apokalyptisch und kann sich erhobenen Hauptes in den Reihen der Besten dieser Art etablieren. Der zentnerschwere Dark Doom der CD flankiert seine Intonation jederzeit melodiös und ist dabei von einem zeitlosen Harmoniegeist geprägt, der den Metal schon seit dreißig Jahren eint. Nach knapp zwanzig Minuten ist 'Sleeping Death' vorüber, hat den Zuhörer durch viele Stimmungen getragen und entlässt ihn mit der Hoffnung, dieses Meisterwerk noch toppen zu können. Und diese Hoffnung ist nicht unberechtigt. Das sehr WHILE HEAVEN WEPT-lastige, schwer melodische 'November Dream' ist eine Doomhymne vor dem trauernden Herrn und alleine schon ein dickes Kaufargument, wenn man mal von den nicht immer massenkompatiblen Growls absieht, die der Musik aber letztendlich noch weit mehr Tiefe verleihen.
'Bleak Dormition' wird noch langsamer, noch hymnischer und noch eindringlicher. Vor meinem geistigen Auge bauen sich Friedhöfe und Trauergemeinden auf, die in schwarzes Garn gehüllt ein letztes Mal einer geliebten Seele gedenken. Das mit nur fünf Minuten kürzeste Stück der Scheibe und zugleich einzige Instrumental würde sich bestens für solche Szenarien eignen, gäbe es nicht das folgende 'Open Wound'. Der Trackverlauf von "Departure" ist wie ein Stromschlag. Anfangs bekommt man ihn gar nicht richtig mit. Doch das Bitzeln wird stärker und stärker, bis sich schlussendlich das Herz verkrampft und das Leben seinen Weg aus der sterblichen Hülle sucht. 'Open Wound' ist so traurig gesungen, ja fast schon gewimmert, dass es mir einige eiskalte Schauer über den Rücken jagt. Das Antlitz des instrumentellen Mollberges tut sein Übriges und trägt diesen Schauer direkt ins zentrale Nervenzentrum.
Mit dem Titelstück, das zum Abschluss einen wohlgerundeten Flusskiesel auf das noch nach frischer Erde riechende Grab legt, geht die CD zu Ende. Ein weiterer, fünfzehnminütiger Moloch zieht seine Kreise in den Audiowellen und nimmt ebenso gefangen wie seine Vorgänger. Niclas Frohagen, danke schön! Auch wenn man in der Produktion einige Abstriche hinnehmen muss (obwohl "Departure" nicht schlecht, sondern lediglich etwas zu dumpf klingt) und der cleane Gesang etwas weit im Hintergrund steht, ist "Departure" ein Meisterwerk der melodischen Doomkunst. Versteht mich nicht falsch. Das Album ist nicht leicht zu konsumieren und schon gar nicht leichtverdaulich. "Departure" braucht ein gewisses Potenzial an Ausdauer und dem unbedingten Willen, sich eine Stunde lang der musikalischen Umgebung und dem finalen Frieden einer letzten Ruhestätte hinzugeben. Dann wird man belohnt und zwar mit dem zwingendsten Brocken Schwermut, den ich neben den Veröffentlichungen WHILE HEAVEN WEPTs kenne.
Anspieltipps: In diesem Geflecht der Düsternis kann ich keine abgeben. Alle fünf!
- Redakteur:
- Alex Straka