FRAGILE - Golden Fragments
Mehr über Fragile
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Force Ten Productions / Just For Kicks Music
- Release:
- 31.07.2020
- When Are Wars Won? / Surely All I Need
- Blessed By The Sun / Hey You And I And
- Five Senses
- Heaven's Core
- Opene Space
- Time To Dream / Now We Are Sunlight
- Old Worlds And Kingdoms / Too Late In The Day
Inspiration, nicht Kopie.
Diese Band heißt FRAGILE, und ihr Album hat ein urtypisches Roger-Dean-Cover, das nicht von Roger Dean geschaffen wurde. Natürlich denkt der geneigte Progger sofort an YES, und das zu Recht. FRAGILE entstand als YES-Coverband. Doch auf ihrem soeben erschienenen Album "Golden Fragments" legt die Gruppe erstmals eigenes Material vor, das deutlich von der klassischen Phase ihrer Idole in den 70ern beeinflusst ist.
Dass sich Musiker an der großen Epoche von YES orientieren, ist natürlich erfreulich, zumal jene Band selbst das schon lange nicht mehr tun will oder kann. Mindestens genauso erfreulich ist es, dass FRAGILE nicht einfach die Vorbilder kopiert, sondern deren Anregungen in Sounds, Arrangements, Klangfarben und nicht zuletzt im freien Bass-Spiel des unvergessenen Chris Squire zu eigenen Ideen verarbeitet. Auch ein Liedtitel wie 'Hey You And I And' kann als augenzwinkernde Reminiszenz genommen werden und benennt keine Nachäfferei. Ein großer Unterschied zu YES besteht im gemischten Gesang bei FRAGILE. Die weibliche Stimme gehört übrigens Claire Hamill, die schon Gastbeiträge zu Soloalben von YES-Mitgliedern beigesteuert und eine Zeitlang WISHBONE ASH ('Living Proof') verstärkt hat. Das wiederholte leichte Verzerren der Stimmen ist ein weiterer Unterschied.
Im Gegensatz zu so mancher an modernen Trends ausgerichteten Band hat FRAGILE ein recht variables Album aufgenommen. Einige reduzierte Stellen mit akustischer Gitarre gehen ein wenig in Folk-Richtung, mit 'Open Space', einem Instrumental für A-Gitarre, ist auch die Abteilung 'Clap'/'Mood For A Day' abgehakt. Dann rocken wieder die elektrische Axt und der erwähnte Bass, dieser mitunter wie eine zweite Gitarre. Bei den Tasteninstrumenten wechselt sich ein spaciger Synthesizer mit einem erdigen Klavier ab. Etwas Besonderes ist das Tandem 'Heaven's Core' und 'Time To Dream/Now We Are Sunlight', das ein gemeinsames Thema variiert und zudem Gastauftritte von Clive Bayley von der YES-Vorläuferband MABEL GREER'S TOYSHOP hören lässt, die er vor einigen Jahren reaktiviert hat.
Wichtiger als die Frage nach Nähe oder Distanz zu YES ist die Tatsache, dass "Golden Fragments" voller starker Songideen sowie schöner Melodien und gelungener, detailfreudiger Arrangements ist, die auch die einrahmenden Long Tracks nicht willkürlich oder aufgeblasen wirken lassen. Im für mein Empfinden bislang eher schwachen Jahr 2020 gehört "Golden Fragments" ganz klar zu den Höhepunkten.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stefan Kayser