FRIEDMAN, MARTY - Music For Speeding
Mehr über Friedman, Marty
- Genre:
- Guitar Rock/Metal
- Label:
- Mascot Records
- Release:
- 17.02.2003
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Die Sache mit dem Hardrock und dem Metal hat ja angefangen, weil irgendwelche Leute - die Legende besagt es war Tommy Iommi - die Gitarrenverstärker so weit aufgerissen haben, dass ein stark verzerrter, harter und lauter Ton entstanden ist. Eine verzerrte, im Bandgefüge dominante E-Gitarre ist also bis heute der Inbegriff von Rock und Heavy Metal. Diesem Stellenwert zufolge kommt den Menschen, die E-Gitarre spielen, ebenfalls eine hohe Bedeutung zu, besonders, wenn sie ihr Instrument auch noch gut beherrschen. So gibt es in der Geschichte der harten Rockmusik viele sogenannte Gitarrenhelden, die mit besonderen Fingerfertigkeiten, besonders coolem Sound, extremem Gehabe oder starken Kompositionen auf sich aufmerksam gemacht haben. Ende der 80ger Jahre boomte es sogar in der Gitarrenszene und es gab eine Flut von Gitarrenvirtuosen, die sich leider jedoch fast alle gleich angehört haben und von denen sich kaum jemand einen internationalen Ruf hat erspielen können.
Marty Friedmann ist einer der wenigen Gitarristen, die mit Recht weltweite Anerkennung erfahren und ich denke, mit seinem neuen Werk "Music For Speeding" kann er den Status, einer der - wenn nicht sogar DER Topgitarrist- und Komponist unserer Zeit - zu sein untermauern.
Sein Stern stieg, wie der von vielen, Ende der 80ger Jahre empor, doch schon früh entwickelte Marty Friedman einen eigenen Stil mit einem sehr markanten Ton und einem starken Vibrato. Das machte ihn zu etwas besonderem in einen Szene von High-End-Gitarristen und nach zwei starken Alben mit CACOPHONY und einem meiner Ansicht nach noch stärkeren Soloalbum, "Dragon's Kiss", stieg Marty Friedman bei MEGADETH ein, wo er seinem Ruf als virtuoser Gitarrist und banddienlichem Musiker mehr als gerecht wurde. Mit MEGADETH tourte er um die Welt und feierte auch kommerziell seine größten Erfolge, doch schon während dieser Zeit begann er weitere Soloalben zu veröffentlichen, die fast schon New-Age-mäßig anmuteten und eine neue Facette dieses genialen Heavy Metal-Gitarristen präsentierten. So wurde "Scenes" von KITARO, dem "Meister" der New-Age-Musikbewegung mitproduziert. Es folgte das ebenso geniale "Introduction", welches eine an Atmosphäre kaum zu überbietende Scheibe ist. 1996 erschien "True Obsession" und hier zeigt Marty, dass er auch kompositorisch zu den besten Musikern unserer Zeit zählt. Das Album wurde, nach den drei bisher veröffentlichten Instrumentalalben, auf vier Tracks von dem fantastischen Sänger Stanley Rose veredelt.
"Music For Speeding" ist das fünfte Soloalbum von Marty Friedman und zeigt ihn als Künstler der Extraklasse. Er versteht es wie kein zweiter, mitreißende Gitarreninstrumentals zu schreiben, die gleichermaßen spannend, emotional ergreifend und interessant sind. Ihm geht es weniger um die Darstellung technischer Kunststücke, wobei natürlich hin und wieder die Grenze des menschlich machbaren fast überschritten werden, als vielmehr gute Songs zu spielen. Dabei bedient sich Friedman ohne Berührungsängste verschiedener musikalischer Stilistiken, die unter seinen Fingern zu einem gelungenen Gesamtkunstwerk zusammenwachsen, Elemente aus Blues, Rock, Death/Thrash Metal, japanischer Folklore, ja sogar Technobeats und Drum'n'Bass sind zu vernehmen. Nur wenigen gelingt eine so perfekte Symbiose und Integration von kompositorischer Tiefe, spieltechnischer Virtuosität und musikalischer Vision. Marty Friedman zeigt sich auf "Music For Speeding" als Gitarrist, Komponist und Produzent und es ist immer wieder sein unverwechselbarer Ton, der dem Album - neben seinen aussergewöhnlichen Kompositionen - seinen Stempel aufdrückt.
"Music For Speeding" ist ein modernes, zeitgemäßes und doch zeitloses Rockalbum, welches jeder gehört haben sollte. Grandios.
Anspieltipps: alles
- Redakteur:
- Georg Palm