FRIEDMAN, MARTY - Wall Of Sound
Mehr über Friedman, Marty
- Genre:
- Instrumental / Progressive Melodic Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Prosthetic Records
- Release:
- 04.08.2017
- Self Pollution
- Sorrow And Madness
- Streetlight
- Whiteworm
- For A Friend
- Pussy Ghost
- The Blackest Rose
- Something To Fight
- The Soldier
- Miracle
- The Last Lament
Der musikalische Paradiesvogel kehrt in heimische Gefilde zurück.
Paradiesvogel, Querdenker und Gitarren-Legende, das sind wohl die Begriffe, die MARTY FRIEDMAN am treffendsten beschreiben. Den meisten Metalheads wird der Amerikaner dabei wohl vor allem durch seine Zeit bei den Thrash-Titanen MEGADETH bekannt sein, während der die Truppe um Dave Mustaine so legendäre Scheiben wie "Rust In Peace" oder "Countdown To Extinction" veröffentlichte. Im Jahr 2000 hatte Friedman dann jedoch genug von metallischen Klängen, verließ MEGADETH und ließ sich im japanischen Tokio nieder, wo er schnell den Sprung vom reinen Musiker zur TV-Ikone schaffte. Trotzdem blieb der Saitenhexer seinen Wurzeln treu und veröffentlichte über die Jahre hinweg glatte zwölf Soloalben, wobei vor allem der letzte Silberling "Inferno" mit seinem deutlich härteren Sound aufhorchen ließ. Angesichts der dauerhaften musikalischen Evolution des Amerikaners lautet die größte Frage vor dem Release der neuen Platte "Wall Of Sound" aber natürlich trotzdem, wo denn dieses mal die Reise hingeht.
Doch bereits der Opener 'Self Pollution' bestätigt schnell, dass sich der Gitarrero keinesfalls erneut der japanischen Popmusik zugewendet hat, sondern mit seinem dreizehnten Studioalbum genau dort ansetzt, wo "Inferno" vor drei Jahren aufhörte. Dementsprechend dröhnt der Track auch direkt mit fetten Gitarren aus den heimischen Boxen und wirft mit seinen thrashigen Riffs die Frage auf, warum es vor zwei Jahren nicht mit der von vielen Fans ersehnten MEGADETH-Reunion geklappt hat, denn ganz offenkundig hat der Wahl-Japaner inzwischen wieder jede Menge Bock auf Metal. Unterstüzt wird er dabei erneut von seiner leicht verrückten Bassisten Kiyoshi und Schlagzeuger Gregg Bissonett, der auf "Wall Of Sound" mit überragender Präzision die Felle verprügelt und dem Songmaterial so den richtigen Drive verpasst.
Star der Show ist aber natürlich ganz klar das einmalige Gitarrenspiel von Friedman, das auch Jahre nachdem er mit dem famosen 'Tornado Of Souls'-Solo ganze Generationen von Hobbygitarristen in die Verzweiflung getrieben hat, noch immer wie von einem anderen Stern wirkt. Rasante Leads, perfektes Sweep-Picking und dazu ein einzigartiges Gespür für Melodien, die immer einen fernöstlichen Touch versprühen, das ist das Rüstzeug mit dem der Amerikaner auf Tracks wie 'Whitworm', 'Streetlight' oder 'Sorrow And Madness' immer wieder für heruntergeklappte Kinnladen sorgt. Überraschenderweise ist das ganz große Highlight der Platte mit 'Something To Fight' allerdings der einzige Track, bei dem sich Friedman mit Jorgen Munkeby von SHINING einen Sänger ins Boot geholt hat und der hier für eine gelungene Abwechslung zwischen all den prominent platzierten Gitarren sorgt. Einzig das kurze Saxophon-Solo wirkt etwas deplaziert, doch diese Schwachstelle macht Munkeby mit einer famosen Gesangsleistung locker wieder wett. Offensichtlich scheint auch Friedman Gefallen an Munkebys Organ gefunden zu haben, denn in aktuellen Interviews bestätigte der Amerikaner, dass die beiden zur Zeit an weiteren gemeinsamen Tracks arbeiten. Man darf also gespannt sein.
Bis dahin müssen die Friedman-Jünger allerdings mit "Wall Of Sound" vorlieb nehmen, das sich für mich persönlich allerdings bereits nach wenigen Hördurchläufen die Pole Position in der Kategorie Instrumentalmusik der diesjährigen Jahrescharts erspielt hat. Natürlich ist die Platte sicher eher etwas für Gitarristen, die eine Vorliebe für technisch anspruchsvolle Kollegen haben, doch dank seines Händchens für feine Melodiebögen kann Friedman mit dieser Platte wahrscheinlich auch viele Hörer von sich überzeugen, die nicht unbedingt nur auf die Griffbrett-Akkrobatik des Meastros achten.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs