FROZEN LAND - Out Of The Dark
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2023
Mehr über Frozen Land
- Genre:
- Heavy Metal / Power Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Massacre / Soulfood
- Release:
- 16.06.2023
- King's A Bitch
- The Prophecy
- Dying Of The Light
- Don't You Ever Leave Me
- The Northern Star
- White Lightning
- Out Of The Dark
- The Slayer
- Señorita
Zwischen klassischem Melodic Speed Metal und der Metal-Tekkno-Zappelbude.
Dass das Zweitlingswerk von FROZEN LAND ausgerechnet bei mir zu Hause an den Gestaden der Weihung angespült wird, hat mich doch überrascht, denn von Finnland ist es doch ein recht weiter Weg, und eigentlich bin ich ja auch nicht der prädestinierte Rezensent für modernen, dezent überkandidelten Melodic Speed Metal. Als ich dann auch noch den Fehler machte, als erste Hörprobe die Vorabsingle 'Señorita' zu hören, ward mir kurz Angst und Bange, um mein Gehör, um die Band, um uns alle. Doch man soll das Pferd ja nicht von hinten aufzäumen, und daher auch nicht das Album nach dem Nausschmeißer bewerten, denn das spanische Fräulein steht ganz am Ende der Spielzeit.
Also Scheibe in den Player und das Gerät angeworfen, begegnet uns zuerst der Opener 'King's A Bitch' und der kommt schon gleich deutlich weniger cheesy aus den Boxen gehoppelt. Keine Sorge, Freunde melodischen Stahls, es mangelt auch hier nicht an Bombast und süßlicher Melodei, doch eben in einem Rahmen, den man noch guten Gewissens dem metallischen Formenkreis zurechnen kann. Pate gestanden haben neben den Landsleuten von STRATOVARIUS und SONATA ARCTICA offenbar auch der Italo-Metal vom Schlage RHAPSODY und LABYRINTH, aber immer und immer wieder schlagen natürlich auch Hooks und Leadgitarrenparts durch, die ganz klar von den Genrevätern HELLOWEEN genährt sind. Dafür ist etwa 'The Prophecy' ein sehr anschauliches Beispiel.
In dieser Tour geht es weiter, mal am oberen Ende der Geschwindigkeitsskala (so etwa bei 'Dying Of The Light'), mal im keyboardschwangeren, gehobenen Midtempo ('Northern Lights') und auch mal mit balladeskem Einschlag und Piano wie bei 'Don't You Ever Leave', das sogar einen gewissen Sleaze-Vibe mitbringt und GUNS'N'ROSES mit STRATOVARIUS verbindet. Der italienische Sänger Tony Meloni bringt für das gewählte Genre ein dickes Pfund mit, kann er doch ebenso mit etwas Grit rocken wie Andi Deris, aber auch in den höchsten Tönen flöten, wie Kiske oder Kotipelto, wobei der hohe Gesang dominiert. Machmal übertreibt man es mit den Keyboardklängen ein wenig, wie etwa bei 'Out Of The Dark', dessen Auftakt dezente Nintendo-MIDI-Vibes mitbringt, dafür rockt das Stück an sich dann im Midtempo ganz cool vor sich hin.
Letztlich ist "Out Of The Dark" eine wirklich gelungene Scheibe für Genrefans, die von diesem hochmelodischen Stil nicht genug bekommen können. Die bewährten Zutaten in Form von schnellen, gedoppelten, melodischen Leadgitarren, einem ordentlichen Schuss Keyboards, Doublebass-Drums und kristallklaren Vocals lassen indes auch nur selten eine Eigenständigkeit erkennen, mit der die Band auch Fans aufhorchen lassen könnte, die nicht zu den in der Wolle gefärbten Genregängern gehören. Obwohl, an zwei Stellen bricht die Truppe dann doch aus dem Genreraster aus, und das ist zum einen bei 'The Slayer' und zum anderen beim eingangs erwähnten 'Señorita', denn diese beiden Stücke übertreiben mit den Disko-Techno-Beats à la ELECTRIC CALLBOY oder gar NANOWAR OF STEEL doch ein bisschen. Aber ja, vielleicht biegt man sich genau so die Zielgruppe etwas auf, auch wenn mich genau diese Stücke eher abschrecken.
Macht nichts, denn bei FROZEN LAND möchte man vermutlich gar nicht in fremden Genres wildern, jedenfalls nicht bei den alten 80er-Metal-Zauseln, sondern einfach die Stilrichtung der Wahl blitzsauber an die Fans der erwähnten Vergleichsgrößen bringen, und das gelingt absolut, denn wer sich zwischen klassischem Melodic Speed Metal und der Metal-Tekkno-Zappelbude häuslich eingerichtet hat, der kommt hier auf seine Kosten.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle