FUNERAL FOR A FRIEND - Conduit
Mehr über Funeral For A Friend
- Genre:
- Post Hardcore/Emo
- ∅-Note:
- 7.75
- Label:
- Distiller / Rough Trade
- Release:
- 08.02.2013
- Spine
- Conduit
- The Distance
- Best Friends And Hospital Beds
- Nails
- Death Comes To Us All
- Travelled
- Grey
- Sun-Less
- Elements
- High Castles
Kurzweiliger Post-Hardcore mit Herz, aber ohne Überraschungen
Wahrscheinlich kann die Frage ohnehin keiner mehr hören, doch falls sich irgend jemand Hoffnungen darauf gemacht haben sollte, dass die mittlerweile sechste Studioplatte der allseits beliebten Post-Hardcoreler FUNERAL FOR A FRIEND wieder an deren beinahe legendäres Debüt anknüpfen könnte, bleibt nur ein weiteres Mal zu sagen: Vergesst es. Die elektrisierende Leidenschaft, den berauschenden, ungestümen Vorwärtsdrang von "Casually Dressed & Deep In Conversation" vermag auch "Conduit" nicht zu reproduzieren. Das sollte man heute, zehn Jahre später, ehrlich gesagt auch nicht mehr erwarten. Die Waliser haben ohnehin seit geraumer Zeit keine Lust mehr, irgendwelche, wie auch immer geartete Erwartungen zu bedienen, sondern hauen raus, was ihnen gerade in den Sinn kommt. Nach einer Phase, in der sie mehrheitlich EPs unters Volk brachten, liefern sie nun mit "Conduit" einen engagierten, knackigen Longplayer voller Spielfreude und Herzblut, dem allerdings hier und da ein paar Ecken und Kanten mehr nicht geschadet hätten.
Der 2013er Output ist eine angenehm raue Achterbahnfahrt zwischen Hardcore, Emo und Punk, fern jeglicher Mainstream-Anbiederung, wie es die Truppe von der Insel vor einigen Jahren mit "Tales Don't Tell Themselves" versuchte und kläglich Schiffbruch erlitt. Die elf Tracks sprengen kaum einmal den Drei-Minuten-Rahmen, gehen straight nach vorne und drücken durchgängig aufs Gaspedal. Der Opener 'Spine' beginnt mit einem wunderbar melodiösen Riff und lässt einen geradezu ergreifenden, melancholischen Refrain folgen. Sänger Matthew Davies klingt auch heuer wieder herzlich rau, sein kratzigen Gesang und derbe Shouts umfassendes Stimmrepertoire füllt problemlos den durch Ryan Richards Abgang (der ebenfalls für Gesang zuständige, langjährige Schlagzeuger der Waliser) entstandenen Freiraum aus. Der Titeltrack 'Conduit' kommt gleich mal eine Spur härter daher, die tiefen Gitarrenriffs und der über jeden Zweifel erhabene, verspielte Groove von Neuling Pat Lundy erinnern teilweise gar an die 36 CRAZYFISTS. Alles in allem bleibt man aber den eingängigen Melodien verhaftet, die die Band schon vor zehn Jahren groß gemacht haben. Der finale Knockout, der fiese Punch auf den Zinken bleibt im Übrigen aus: Wie beispielsweise in 'Grey' haut man zwar gelegentlich noch eine Ecke heftiger auf die Pauke, doch erst in den finalen zehn Sekunden des Albums, am Ende von 'High Castles', ertönt ein einziges Mal wütendes, ungeschliffenes Hardcore-Geschrei. Somit stellt "Conduit" ein emotionales, melancholisch-melodisches Stück flotten Post-Punks dar, das sich allerdings in einem relativ engen Spannungsfeld bewegt. Baseballschläger und Akustikgitarre bleiben im Schrank. Schade eigentlich.
"Conduit" verzeichnet keinen einzigen Ausfall, wirkt frisch und engagiert, und gehört in der bandeigenen Diskographie auf jeden Fall zu den drei besten Alben. Vom wirklich großartigen 'Spine' abgesehen bleibt allerdings auch kaum ein einzelner Song hängen. Dafür ist das Album tatsächlich zu homogen, die Songs zu gleichförmig: Die recht hohe Schlagzahl wird vom ersten bis zum letzten Track beibehalten, die Gitarren brettern durchgängig verzerrt, Davies röhrt in den stets gleichen Tonlagen. All dies ändert nichts daran, dass die einzelnen Nummern jeweils ordentlich Arsch kicken und "Conduit" wirklich Spaß macht. FUNERAL FOR A FRIEND haben eine Menge Herzblut in ihr neues Werk investiert, die eine oder andere Enttäuschung der vergangenen Jahre verarbeitet und spielen befreit und ungestüm auf. Post-Hardcoreler im Allgemeinen sowie Fans der Band kommen voll auf ihre Kosten. Ich persönlich hätte mir etwas mehr Abwechslung und eine Prise mehr Core gewünscht.
Anspieltipps: 'Spine', 'Conduit', 'Nails', 'High Castles'
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause