FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE - Die offizielle Hearstory (2-CD)
Mehr über Fury In The Slaughterhouse
- Genre:
- Rock/Pop-Dokumentation
- Label:
- Rockphone Records/Kapina Media
- Release:
- 27.06.2008
- Won't Forget These Days - Der Anfang
- Dark Cellars
- Alte Bekannte
- Hannovers Szene
- Westwärts
- Morgens ist man noch weiß
- Krautrock ist anders
- Fußball ist unser Leben
- Zwei, drei Akkorde
- Soon Come
- Die Beschissen'n Sechs
- Die veränderte Welt
- Stimme wegoperieren?
- Nicht noch 'ne Kochshow
- Meine Omma hat gesagt
- Fury Festspiele
- FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE - Don't Look Back (1999)
- FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE - Dark Cellars (1987)
- DIE BESCHISSEN'N 6 - Time To Walzer (1992)
- FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE - Kiss The Judas (Live 1998)
"20 Jahre FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE, das sind rund vier Millionen verkaufte Platten, Goldauszeichnungen und über 1.200 Konzerte." Recht hat der Infozettel, und vor allem als Live-Band waren die Hannoveraner, die sich in diesem Jahr - natürlich im Rahmen einer ausgedehnten Abschiedstour - selbst den Gnadenschuss versetzen, eine verlässliche Bank. Als (vorerst?) letztes Tondokument gibt es jetzt "Die offizielle Hearstory" im Rahmen der "Insight Hörbuch Edition" von Rockphone Records, denn 20 Jahre FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE, das sind neben den vielen tollen Songs eben auch unzählige spannende Geschichten, die erzählt werden wollen.
Musikjournalist Uli Kniep tut dies auf warmherzige, feinfühlige, humorvolle und durchaus fesselnde Weise. Gespickt mit Zitaten von Szenegröße wie Klaus Meine (SCORPIONS), HEINZ-RUDOLF KUNZE, Wolfgang Niedecken (BAP) oder Oliver Kalkofe, geleitet er den Hörer durch zwei bewegte Dekaden. Natürlich kommen auch die Furies selbst ausgiebigst zu Wort, und der eine oder andere Songschnipsel lässt deren musikalisches Schaffen Revue passieren.
Angefangen mit den ersten Schritten zu Zeiten des selbstbetitelten Debüts, auf dem bereits der Klassiker 'Time To Wonder' anzutreffen war, wird keine Hürde, keine Panne, keine noch so skurrile Begebenheit auf dem Weg zum großen Erfolg ausgelassen. Mit dem vierten Album "Mono" schafften FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE sogar den Sprung über den großen Teich, wo Thorsten Wingenfelder mit seiner Zukunftsprognose allerdings komplett falsch lag: "Ich war mir sicher, dass wir in zwei Jahren Madison Square Garden machen! Ich hätte Haus und Hof dafür verwettet." Hat er glücklicherweise nicht, denn dank eines personellen Wechsels in der US-Plattenfirma sollte der US-Erfolg nur eine Randnotiz in der ansonsten überaus erfolgreichen Karriere der Band bleiben. Eine weitere hörenswerte Auslandsanekdote findet man unter dem Kapitel 'Soon Come', das jedem, der schon mal in Jamaika Urlaub gemacht hat, Lachtränen in die Augen treibt.
Der Bodenständigkeit der inzwischen zum Sextett angewachsenen Formation hat der (kurzweilige) internationale Erfolg nicht geschadet. Neben dem alljährlichen Spass-Promi-Fußball- Turnier inklusive Open-Air-Festival in Fulde bei Walsrode, haben die Furies ihren wachsenden Bekanntheitsgrad früh für soziale Projekte genutzt und jahrelang die Kindereinrichtung "Blocksee-Strolche" ihrer Heimatstadt unterstützt. Unter den Eindrücken des Tsunami-Unglücks im Jahre 2004 entstand unter Beteiligung von Kai Wingenfelder ferner die CD "Home", welche in Thailand unter Mitwirkung der Kinder einer örtlichen Schule eingespielt wurde.
Auch künstlerisch hat sich das Wirkungsfeld der Furies immer mehr erweitert. Auf der DVD "Monochrome" haben namhafte Regisseure und Schauspieler ausgewählte Songs der CD "The Color Fury" in insgesamt fünf Kurzfilmen visualisiert, während unter dem Namen DIE BESCHISSEN'N 6 in Form der Single 'Time To Walzer' sowie im 'Weihnachtsmedley' in Zusammenarbeit mit "Onkel Hotte" Oliver Kalkofe die humorvolle Seite der Combo zum Vorschein kam.
In den Jahren 2006/2007 veröffentlichen die beiden Wingenfelder-Brüder individuelle Solo-Platten, so dass der fast parallel erscheinende Band-Output "Every Heart Is A Revolutionary Cell" wohl das letzte Fury-Studioalbum bleiben wird. Als krönenden Abschluss ihrer Karriere dürfte man wohl die Ehre betrachten, mit 'Won't Forget These Days' den offiziellen Fußball-WM-Song für den TV-Sender Premiere beisteuern zu dürfen.
Wie geht es nach dem Ende mit den einzelnen Mitgliedern weiter? "Wir werden alle irgendetwas mit Musik machen", verspricht Kai Wingenfelder. Thorsten ergänzt: "Das schöne daran, 20 Jahre Jahren Fury am 30.08.2008 zu beenden, ist sich wieder ins Fahrwasser zu schmeißen und zu sagen 'was kommt denn jetzt?'." Ob dies unbedingt im Pop-Rock-Bereich sein wird, ist ungewiss, aber eins steht fest: Der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Und falls sie sich doch in einigen Jahren wieder zusammen finden sollten, gibt es wohl niemanden, der ihnen das verübeln würde. Denn FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE waren eine prägendes Element der Hannoveraner Szene und hinterlassen mit ihrem Abgang auch im Konzertgeschehen der gesamten Republik eine große Lücke.
Fazit: "Die offizielle Hearstory" ist für Fury-Fans ein gleichermaßen unterhaltsames wie lehrreiches Tondokument, das die bewegte Geschichte der Band anschaulich ins heimische Wohnzimmer holt. Lediglich das mit Werbung für den Back-Katalog und Lobhudeleien diverser Weggefährten durchzogene Fazit sowie die (noch recht schwammigen) Zukunftsaussichten, welche die letzten drei Kapitel umfassen, fallen etwas langatmig aus.
Als Bonus gibt es vier bisher unveröffentlichte Songs (sowie ein als Hidden-Track angehängtes Gedicht), die - bis auf die hübsche, von Streicher-Klängen unterlegte Live-Version von 'Kiss The Judas' - weniger durch Klasse als durch Skurrilität hervorstechen. Manche Dinge sollten wohl doch besser im Verborgenen bleiben.
Anspieltipps: Westwärts, Morgens ist man noch weiß, Soon Come, Die veränderte Welt, Kiss The Judas (Live 1998)
- Redakteur:
- Elke Huber