GYFTH - Muss los
Mehr über GYFTH
- Genre:
- Post-Hardcore / Metalcore
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- FFS Labelservices
- Release:
- 09.08.2024
- Opfer!
- Deine Party
- Ansturm
- Schnee über Wien
- Todesser
- Sich schüchtern einbauen
- Akku leer
- (Bruder) Muss los
Frische Wut aus Österreich.
Erstmal angeschrien zu werden ist per se keine schlechte Sache – zumindest nicht, wenn es sich um Musik handelt. Das denkt man sich auch bei GYFTH und schreit einem die erste Zeile des Openers 'Opfer!' mitten ins Gesicht: "Gutan Tag, wie geht's denn so? Hast du heut' schon Gift genommen?" So spontan lässt einen die Frage vielleicht etwas ratlos zurück, doch die Message ist klar: Auf dem Debütalbum "Muss los" der Kombo wird es nicht zimperlich zugehen.
GYFTH stammt aus Österreich, genauer gesagt aus Wien und Linz. Gegründet hat sich das Quintett im Winter des Jahreswechsels 2021/22 und bereits eine erste EP namens "Aus allen Wolken" vor zwei Jahren veröffentlicht. Die Band besteht aus Alex (Vocals), Markus (Gitarre), Mauro (Gitarre), Chris (Drums) und Jakob (Bass). Sie alle haben vorher bereits in Bands wie IMPLORE, AMER, VERRAT, DISCURE oder SIX-SCORE gespielt. Auch wenn Sänger Alex manchmal wie Felix Schönfuss von der Punkrockband ADAM ANGST klingt, hat sich GYFTH einem anderen Genre verschrieben. Ihre Wut und ihren Weltschmerz pfeffern die Herren in einer Mischung aus Post-Hardcore und Metalcore heraus. Auffällig sind die deutschsprachigen Texte, die in dieser Szene ja nicht allzu häufig vorkommen. Musikalisch lässt sich die Truppe irgendwo zwischen FJØRT und EVERYTIME I DIE verorten.
Wobei man sagen muss, dass FJØRT als Vergleich aufgrund der deutschen Texte zwar naheliegend ist, GYFTH jedoch deutlich härter und metallischer unterwegs ist und daher vielleicht etwas mehr an EVERYTIME I DIE erinnert. Dabei groovt es teilweise im Gitarrenriffing ordentlich und man lehnt sich an modernen Metal und Metalcore an, wobei der leicht abgehackte Post-Hardcore jedoch immer der Kern bleibt. Dazu weist "Muss los" noch viele Ecken und Kanten auf. Das ist auch gut so. Ein Debüt in diesem Genre braucht keine glattgeschliffene Produktion oder bis ans Ende austarierte Songkompositionen. Es geht zunächst um Wucht und Message. Und beides ist zur Genüge vorhanden. Trotzdem scheut sich die Band wie in "Opfer!" nicht, hin und wieder einen eingängigen und im Klargesang gehaltenen Refrain einzustreuen.
Trotzdem werden die Tracks immer dann besonders interessant, wenn GYFTH aus dem Schema F ausbricht. Hierzu gehören vor allem instrumentale Parts mit melodischer Leadgitarre oder die selten eingebauten Double-Bass- oder sogar, wie in 'Todesstrafe', Blast-Beats-Gewitter. Der Post-Metal grüßt an diesen Stellen ganz zaghaft. 'In Schnee über Wien' beweist Sänger Alex schließlich, dass er nicht nur schreien, growlen und singen, sondern ebenso durch Flüstern eine düstere Atmosphäre erzeugen kann. Dieser Abwechslungsreichtum dürfte gerne etwas häufiger vorkommen und gefühlt nicht immer ans Ende der Songs gestellt werden.
Ehrlicherweiser muss gesagt werden, dass "Muss los" sich nicht direkt beim ersten Hören erschließt. Dafür ist die Wucht zu groß und sind die Ecken und Kanten vielleicht noch etwas zu ausgeprägt. Doch mit der Zeit entfaltet sich die Platte und reißt einen mit. GYFTH scheint die Qualität zu besitzen, in den kommenden Jahren eines der aufstrebendsten und spannendsten Projekte dieses Genres zu werden!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Dominik Feldmann