GAAHLS WYRD - GastiR - Ghosts Invited
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2019
Mehr über Gaahls Wyrd
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Season Of Mist / Soulfood
- Release:
- 24.05.2019
- Ek Erilar
- From The Spear
- Ghosts Invited
- Carving The Voices
- Veiztu Hve
- The Speach And The Self
- Through And Past And Past
- Within The Voice Of Existence
Eine gesanglich und stilistisch vielseitige, atmosphärische Platte auf schwarzmetallischer Basis.
Gaahl alias Kristian Eivind Espedal hat in mehr als einem Vierteljahrhundert, in welchem er den norwegischen Black Metal durch seinen facettenreichen Gesang und sein imposantes Bühnenauftreten insbesondere mit TRELLDOM, GORGOROTH, WARDRUNA, GAAHLSKAGG und GOD SEED bereichert hat, schon in zahlreichen Bands und Projekten mitgearbeitet und er hat auch fast ebenso viele wieder verlassen. Nun hat er einen neuen Hafen gefunden und offenbar hat er Freude daran, mit seiner aktuellen Truppe GAAHLS WYRD die Bühnen der Welt unsicher zu machen, so dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er uns ein neues Album über die Nordsee schickt. Eben dieses Debütalbum ist nun in Form von "GastiR - Ghosts Invited" bei uns angekommen, vorab angekündigt von einigen Hörproben und einem neuen Videoclip namens 'Carving The Voices', doch eben dessen dunkle, gruftige, aber auch sehr beschauliche und vor allem gesanglich eher höhepunktsarme und meditative Darbietung lässt den ersten genaueren Blick auf die Geisterplatte mit skeptisch-vulkanisch gehobener Augenbraue erfolgen. Geht Meister Gaahl einen Schritt, wie ihn dereinst PARADISE LOST auf "Host" gegangen ist? So lautet die bange Frage, doch die Antwort mag euch flugs beruhigen, denn zum einen ist der Song übers Stimmenritzen nicht sonderlich repräsentativ für das Album, sondern in seiner postrockigen, gesanglich gemäßigten und zurückgelehnten Art eher der Exot, und zum anderen ist das Stück im Albumkontext sehr stimmig eingesetzt und wirkt keinesfalls als Fremdkörper.
Keine Sorge also, "GastiR" wird die Black-Metal-Gemeinde bei all seinen vielfältigen Einflüssen und Stilelementen nicht vor den Kopf stoßen, da es auch nicht an Raserei geizt und den guten Gaahl auch immer wieder nach Herzenslust geifern, knurren und kreischen lässt, wenn dies angezeigt ist. Aber es gibt eben auch die anderen Facetten, die Momente mit Klargesang, mit reduzierter Instrumentierung, mit gemächlicherem Tempo, die das Album letztlich zu einem sehr abwechslungsreichen Erlebnis machen. So beginnt das Werk mit dem grimmigen und rasenden, pechschwarzen 'Ek Erilar', das sich erst einmal als waschechte Mayhemiade mit Attila-Schlagseite beim Gesang präsentiert, während das im positiven Sinne hektischere 'From The Spear' eine etwas schärfere Thrash-Kante fährt, wildes Drumming mit markanter Snare zum Besten gibt und auch gesanglich mehr ins Shouten vordringt, bis es zu Beginn des letzten Drittels durch eine spezielle Klargesangpassage auch noch eine leicht alternative Schlagseite entwickelt. Der nun folgende Doppelschlag mit dem starken Titelstück und der bereits oben angesprochenen Videosingle, zeigt GAAHLS WYRD von einer ätherischen, mystischen, meditativen Seite, die vor allem im weite Strecken der Songs dominierenden beschwörenden Gesang ihren Ausdruck findet. Zwar gibt es auch hier harte Riffs und intensive Breaks, die schwarzmetallischen Neigungen weidlich Raum geben, doch meint man zu spüren, dass Gaahl hier aus seinen Erfahrungen mit WARDRUNA und anderen Projekten einen Hang zum Atmosphärischen mitgebracht hat. Wer entsprechende Experimente auch bei SATYRICON genießen könnte, der liegt hier goldrichtig. Bei 'Veiztu Hve' ziehen Geschwindigkeit und Aggressionslevel wieder massiv an, was für eines der Highlights des Albums sorgt. Während dieses jedoch durch die Chorgesänge und das getragenere Ende noch eine gewisse Nordlandepik versprüht, präsentiert 'The Speech And The Self' einen auf andere Weise eigenwilligen Mix aus Raserei und gothic-lastiger Reflexion in den klar gesungenen Passagen.
Auch das abschließende Doppel fügt nochmals weitere Facetten zum Gesamtbild hinzu, und zwar in Form des durchgehend rasenden, im hohen Tempo mit flirrenden Gitarren agierenden, breaklastigen und von den Gitarren dominierten 'Through And Past And Past' und des perkussiv-mantrischen, schamanisch angehauchten Finales 'Within The Voice Of Existence'. So bleibt Gaahl und seinen Mannen nach mehrfacher Lauschung dieses Debütwerkes zu attestieren, dass ihnen ein sehr ambitioniertes und dabei stilistisch wie auch in Anbetracht der erzeugten Stimmungen höchst abwechslungsreiches Album gelungen ist. Durch seine vielseitige Gesangsarbeit festigt der Bandleader zudem sicherlich seinen Ruf, zu den besonders charismatischen und kreativen Frontmännern der Szene zu gehören. Das Songwriting trifft indes nicht immer voll ins Schwarze, so dass bei aller atmosphärischer Dichte und gelungenem Zeichnen von Klanglandschaften auch der eine oder andere Song nicht so recht im Hirn ankern möchte. Doch auch mit dieser kleinen Einschränkung hat "GastiR" viel Potential für längere Entdeckungsreisen durch GAAHLS WYRD und ist daher durchaus zu empfehlen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle