GAAHLS WYRD - The Humming Mountain
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2021
Mehr über Gaahls Wyrd
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Season Of Mist
- Release:
- 05.11.2021
- The Seed
- The Humming Mountain
- The Dwell
- Awakening Remains - Before Leaving
- The Sleep
Abwechslungsreiches, atmosphärisches und dramaturgisch schlüssiges Minialbum von Gaahl.
Nach all den Wirrungen seiner Karriere scheint der Herr Espedal aus Norwegen mit GAAHLS WYRD nun endlich seine stabile musikalische Heimat gefunden zu haben, denn gut zwei Jahre nach seinem Debüt "GastiR - Ghosts Invited" gibt es Nachschlag in Form des ausgedehnten Minialbums "The Humming Mountain", das mit seinen fünf neuen Stücken eine Spielzeit von ziemlich genau einer halben Stunde füllt.
Die stilistischen Grundpfeiler und ästhetischen Ansätze haben sich hierbei gegenüber dem Debüt kaum verändert, denn Gaahl und seine Mitstreiter Eld, Lust Kilman und Spektre geben nach wie vor ruhigen, entrückten, spacigen Klängen weitaus mehr Raum als den metallischen Wurzeln, so dass in den meisten Stücken durchaus Ambient- und Neofolk-lastige Momente eine große Rolle spielen. So ist der Opener 'The Seed' weitgehend von klarem Gesang, von akustischen Gitarren und atmosphärischem Tastenspiel geprägt, wobei für letzteres kein Geringerer als ENSLAVED-Drummer Iver Sandøy verantwortlich zeichnet, der erneut das Werk auch produziert hat.
Das folgende Titelstück lässt dann die Stromgitarren riffen, doch auch hier geht es kaum einmal wirklich schwarzmetallisch zur Sache, sondern eher psychedelisch, ein wenig doomig, ein wenig postrockend, während Gaahl weiterhin klar und meist tief singt, ein wenig gruftig gar. Erstmals richtige metallische Härte begegnet uns dann auf dem wirklich rifflastigen, thrashigen und auch mit Gaahls klassischer Black-Metal-Stimme intonierten 'The Dwell', das jedoch auch über einen kalt und militaristisch dahin marschierenden, von der Snare geprägten Mittelteil verfügt.
'Awakening Remains - Before Leaving' setzt dem an der Gitarrenfront nochmal eines drauf, denn hier flirrend die Sechssaitigen wirklich in bester alter Norwegertradition, während Gaahl jedoch weitgehend klare, knurrende und raunende Gesangselemente beisteuert. Zudem hat das Ganze auch noch eine sehr atmosphärische und progressiv klingende Produktion abbekommen, womit sich Gaahl am Ende in guter Gesellschaft seiner Bergener Kollegen von HELHEIM und ENSLAVED befindet.
Während das Minialbum mit 'The Sleep' und seinen atmosphärischen, effektbeladenen Zupfgitarren, mythisch flüsterndem Sprechgesang und intergalaktisch wabernden Synth-Sounds verklingt, kann man sich natürlich fragen, ob das nicht ein wenig viel stilistische Bandbreite für eine EP ist, und zugleich ein bisschen wenig Black Metal für jemanden, der den Namen Gaahl trägt. Muss man aber nicht, denn die Songs haben Hand und Fuß, die interne Dramaturgie der Veröffentlichung ist schlüssig, und die Atmosphäre nimmt den Hörer mit. Was will man denn mehr?
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle