GALLOWS POLE - Revolution
Mehr über Gallows Pole
- Genre:
- Hard Rock
- ∅-Note:
- 1.50
- Label:
- Karthago / Twilight
- Release:
- 15.01.2010
- You're In My Way
- Hell Again
- Dirty Love
- Falling Rain
- Always
- For Lovers
- Lonely Heart
- Early Days
- Baby Come On
Mama, ich will auf den Arm!!!
Ich bin sicher jemand, der versucht, in jedem Stil das Gute zu finden, jedes auf den ersten Blick schwache Album auf die guten Teile hin zu durchsuchen, den Musikern eine Chance zu geben. Und den Labeljungs natürlich auch, die das ja irgendwie gut finden mussten, sonst hätten sie es ja wohl nicht auf CD gepresst, oder? Zumal ich eigentlich auf Karthago-Wellenlänge liege.
Aber diesmal ist es echt nicht möglich. Das Album beginnt direkt mit "La-la-lalala, lalala, lalala-la" – und von da an geht es bergab. GALLOWS POLE sind eine legendäre Band aus der Alpenrepublik mit 30jähriger Geschichte? Das kann doch wohl nicht wahr sein. Was Karthago Records geritten hat, drei (oder mehr; drei auf dem Foto, aber mehr Beteiligte; da schämten sich wohl einige ob dieses unterirdischen Outputs) deutlich gealterte Herren mit einem Stil zwischen OPUS und 08/15 Hardrock, den man nicht mal auf einem Schulball ertragen könnte, zu signen, wird sich mir wohl für immer verschließen. Die musikalischen Fähigkeiten können es wohl nicht gewesen sein, denn hier holpert und ruckt es an allen Ecken. Die Chöre, die im Ohr bleiben? Quatsch, die bleiben nur da, weil sie Dutzende Mal wiederholt werden. Die Riffs sind tausendmal gehört, das Drumming ordentlich, aber auch belanglos. Kompositorisch war das schon vor dreißig Jahren nicht originell. Einzig erwähnenswert ist der Gesang von Alois Binder, der auf jeden Fall anders ist und sich abhebt. Dass seine nölige Stimme und die völlige Elanlosigkeit mir dabei gediegen auf den Zeiger geht, hilft allerdings nicht.
Jeder Song ist völlig langweilig und treibt bereits nach dem ersten Chorus zur Skiptaste, man ist verwundert, dass die Band den Song 'Falling Star' überhaupt vollständig hat aufnehmen können, ohne dabei in Tiefschlaf zu fallen. Wenn die im Altersheim spielen, stirbt die erste Hälfte des Publikums an Herzstillstand, bis ein rüstiger Rentner der Band hoffentlich den Stecker zieht.
Auch wenn Texte bei dieser Art von Musik nicht im Vordergrund stehen, lassen GALLOWS POLE auch lyrisch nichts anbrennen und unterschreiten gelegentlich jedes Mindestniveau. Da ihr hoffentlich niemals dieses Machwerk kaufen werdet, gebe ich euch ein paar Kostproben dieser Möchtegern-Berg-Shakespeares, denen auch ein Wörterbuch gelegentlich bei ihren "Reim dich oder ich hau dich"-Kapriolen sicher geholfen hätte:
'Dirty Love': "I want to fuck you in the streets, gonna tell you what you need” - und weitere abschreckende Plattitüden in die Jahre gekommener Männer;
'Falling Rain': "As I don't wanna fight no more, don't know what we fighted for, staring at the falling rain, it seems we have to fight again” – da ist selbst das unregelmäßige Verb nicht mehr zu retten;
'Lonely Heart': "And now I'm coming to the final fantasies, all I wanna do is making love with me” – wenn die Anmache in der Hotelbar mal wieder versagt;
'Baby Come On': "One for you and one for me, chicks for all of us for free, raise your hands for me tonight, raise your hands let me inside” – der lyrische Offenbarungseid, der WASP in den Achtzigern wie moderne Goethes aussehen lässt.
Kollege Stehle hat die Band auf dem letzten Karthago-Sampler noch gelobt, aber ich kann das bei keinem Song nachvollziehen. Denn Heinz Rudolf Kunze hat das Motto des Albums bereits vor zwanzig Jahre vorweg genommen: "Ich hab's versucht, Gott weiß, ich hab's versucht. Es war nicht leicht. Nicht immer hat's gereicht." Für GALLOWS POLE diesmal jedenfalls nicht. Einen halben Punkt für den Versuch, einen halben für das wirklich gelungene CD Design (die CD, nicht das Cover!) und einen halben, weil man durch die CD immerhin noch eine Sonnenfinsternis betrachten könnte. Wann ist noch die nächste?
Anspieltipps: Unsinn, aber einen Tipp habe ich dennoch: Die CD gibt einen schicken Untersetzer für's Bierglas ab.
- Note:
- 1.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger