GAMMA RAY - Skeletons In The Closet (Live)
Mehr über Gamma Ray
- Genre:
- Melodic Speed
- Label:
- Sanctuary Records
- Release:
- 25.08.2003
- Welcome
- Gardens Of The Sinner
- Rich And Famous
- All Of The Damned
- No Return
- Armageddon
- Heavy Metal Universe
- One With The World
- Dan's Solo
- Razorblade Sigh
- Heart Of The Unicorn
- Last Before The Storm
- Victim Of Fate
- Rising Star/Shine On
- The Silence
- Heaven Or Hell
- Guardians Of Mankind
- New World Order
Live-Album einmal anders: Statt wie das Gros der Konkurrenz auf ein altbewährtes Standard-Programm zu setzen, hat sich das deutsche Metal-Flaggschiff um Kai Hansen etwas nicht unbedingt komplett neues, aber nichtsdestotrotz Lobenswertes einfallen lassen. Im Vorfeld der gleichnamigen Tour ließ man die Fans per Internet- Abstimmung die Setlist zusammenstellen, unter der Prämisse, bisher live unterrepräsentierte Songs besonders in den Vordergrund zu stellen. Über dieses Konzept ließe sich an dieser Stelle ausgiebig diskutieren, meine Wenigkeit hält die Idee und insbesondere deren Umsetzung allerdings für äußerst gelungen - schließlich gibt es zum einen mit "Alive '95" bereits eine eher standardmäßige Live-Scheiblette der Herren, zum anderen sollte jeder, der hier Bandklassiker wie 'Rebellion In Dreamland', 'Heading For Tomorrow', 'Man On A Mission' oder 'Somewhere Out In Space' (um nur einige zu nennen) vermisst, schlicht und einfach dem nächsten Auftritt des Quartetts beiwohnen. Wirklich rar machen sich die Gammastrahlen nun wirklich nicht, und über eine unausgewogene Setlist konnte man sich bisher nie beschweren.
"Skeletons In The Closet" kommt als ordentlich gefüllter Doppeldecker daher (gute 100 Minuten Spielzeit gehen auf jeden Fall in Ordnung, das läuft definitiv noch unter "Value for Money") und zeigt GAMMA RAY in Puncto Spielfreude, Spotanietät und Energie von der absoluten Schokoladenseite. Mit dem vom Best Of-Werk bekannten Intro 'Welcome' nehmen Germany's Finest den Hörer mit auf eine Zeitreise, die von aktuellen Stücken ('Heaven Or Hell', 'Heart Of The Unicorn', 'New World Order') über die goldenen End-Neunziger ('Guardians Of Mankind', 'All Of The Damned', 'Armageddon', 'Razorblade Sigh') bis hin zu ganz alten HELLOWEEN-Tagen reicht ('Victim Of Fate'). Das tolle daran: Die Jungs zocken genau die Songs, welche man zum Zeitpunkt des jeweiligen Albums wirklich gerne mal live gehört hätte, aber dann livehaftig doch nie auf die Lauscher bekam. Gut, einige Songs leiden nicht gerade an einer Unterrepräsentation auf der Bühne, aber gerade über Schmankerl wie 'Gardens Of The Sinner', 'Rising Star/Shine On' oder das unheimlich toll intonierte 'Guardians Of Mankind' kann man sich dann ganz besonders freuen - ganz zu schweigen von absolut großartigen Darbietungen wie 'Armageddon', dem nach 'Heading For Tomorrow' meiner unmaßgeblichen Meinung nach besten überlangen Song der Truppe, einem unheimlich atmosphärischen 'Razorblade Sigh' oder, mit das Highlight des Konzertes, dem etwas anderen, Gänsehaut hervorrufenden 'The Silence'. Hier zeigen GAMMA RAY sehr eindrucksvoll, dass so viel mehr in der Band steckt, als nur mehr oder weniger klischeebeladene Melodic Speed-Hymnen mit Mitgröl- Charakter, welcher sich selbst bei schätzungsweise drei Promille nicht erschöpft.
Interessante Tatsache: Die meisten der auf "Skeletons In The Closet" dargebotenen Kompositionen verfügen über mit die schwierigsten, anspruchsvollsten und schönsten Solo-Parts der Bandgeschichte - vielleicht mit ein Grund, weshalb sie früher mit Abwesenheit im Live-Repertoire glänzten. Gerade der immer noch sträflichst unterbewertete Flitzefinger Henjo dürfte sich hier endgültig die goldenen Sechssaiter-Sporen verdient haben.
Am Sound der Double-Scheiblette gibt's wie aus dem Hause Hansen gewohnt rein gar nix zu meckern, inwiefern hier noch nachbearbeitende Griffel im Spiel waren, vermag ich nicht zu beurteilen, dafür ist die heutige Technik einfach zu ausgereift, als dass man größere oder kleinere im Nachhinein vorgenommene Änderungen bemerken könnte. Das Publikum macht auf jeden Fall ordentlich Dampf, die einzelnen Instrumente dröhnen schön differenziert aus den Boxen, leider sind die beiden Klampfen ein wenig ungleichmäßig abgemischt - die eine etwas zu dominant, die andere dem zu Folge ein bisschen zu leise. Fällt aber kaum ins Gewicht.
Zur Performance an den Spielgeräten muss nun wirklich nichts mehr gesagt werden, wer GAMMA RAY technisch nicht in die absolute Champions League in Deutschland zählt, ist entweder ignorant oder hat schlichtweg keine Ahnung.
Die Gesangsleistung von Herr Hansen ist fast makellos, angenehm aggressiv abgestimmt und fast schon ungewohnt einfühlsam. Lediglich bei 'The Silence' erreicht der gute Kai nicht mal ansatzweise die schwindelerregenden Höhen der Studioversion, was der Platte allerdings nur zu mehr Authenzität verhilft - abgesehen davon ist eben jener Song auch recht spät in der Setlist präsent gewesen, was leichte Abnutzungserscheinungen im Stimmband-Bereich entschuldigt.
Summa summarum ein schlicht und einfach geiles Live-Album, das Fans sowieso schon im Regal stehen haben - für den Rest gilt: Reinhören, Abgehen, für gut befinden. Anders kann man eigentlich nicht. Alle notorischen Nörgler pfeifen sich eben zum x-ten Male "Alive '95" rein und halten gefälligst die Klappe. Punkt.
Anspieltipps: Armageddon, Razorblade Sigh, Victim Of Fate, Guardians Of Mankind
- Redakteur:
- Rouven Dorn