GAMMA RAY - To The Metal
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2010
Mehr über Gamma Ray
- Genre:
- Melodic Speed Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- earMUSIC/edel
- Release:
- 29.01.2010
- Empathy
- All You Need To Know
- Time To Live
- To The Metal
- Rise
- Mother Angel
- Shine Forever
- Deadlands
- Chasing Shadows
- No Need To Cry
Die Hanseaten bleiben sich treu: Sie zitieren gerne eigene und fremde Glanztaten, aber sie sorgen stets für gute Laune!
Fünfundzwanzig Jahre nachdem er sich und den von ihm mit begründeten Metalstil mit dem Einsturz der Mauern von Jericho unsterblich gemacht hat, ist Kai Hansen auch schon wieder gut zwanzig Jahre mit seinen Gammastrahlen unterwegs, deren inzwischen zehntes Studioalbum nun in den Startlöchern steht. In ein quietschbuntes Fangface-Cover haben die Hanseaten ihre Ode an den Metal verpackt, und gleich zu Beginn dieser Besprechung darf ich vorweg nehmen, dass "To The Metal" sowohl seinem Titel, als auch dem Ruf seiner Erschaffer auf ganzer Linie gerecht wird. Und zwar zum Guten wie zum Bösen. Die zahlreichen treuen Fans der Herren Hansen, Schlächter, Richter und Zimmermann kommen voll auf ihre Kosten; und auch die Kritiker der Band werden sich in all ihren Vorurteilen bestätigt sehen. Doch eins nach dem anderen:
So präsentiert zum Beispiel das gelungene 'Rise' die Hamburger Band wie immer hochmelodisch, flott und dynamisch, mit einem leicht bombastischen, unheimlich eingängigen und herrlich ohrenschmeichelnden Refrain, gedoppelten Leads der höchsten Melo-Speed-Schule - ja, schlicht mit allem, was die Fans des melodischen Power Metals europäischer Prägung glücklich macht. Was GAMMA RAY auch nach all den Jahren noch positiv von den zahlreichen Epigonen abhebt, ist zum einen natürlich der unglaublich charismatische Gesang von Kai Hansen selbst, zum anderen aber auch die Fähigkeit trotz all des melodischen Bombasts und der flüssigen Melodien eben nicht völlig weichgespült zu wirken, sondern doch noch ordentlich metallisch. Mit 'Deadlands' wird die metallische Kante gar noch etwas prägnanter, die Riffs härter und sägender, der Rhythmus wuchtiger und hackender, mit leichter 'Jawbreaker'-Note.
Was also bietet den doch zahlreich vorhandenen Kritikern Anlass zu nörgeln? Nun, Kai Hansen scheint die Suche nach Innovation ein gutes Stück weit aufgegeben zu haben und wärmt viel zu oft Riffs, Hooklines und Strukturen auf, die wir schon von anderen Bands und Songs ziemlich gut kennen. Mancher würde sicher kaum zögern, das Titelstück dieses Albums als gnadenlosen 'Metal Gods'-Rip-off zu bezeichnen, so ähnlich ist das Stück über weite Strecken dem PRIEST-Klassiker. 'Mother Angel' klingt wie eine Kreuzung aus PRIEST-Riffs und ROUGH-SILK-Hooklines im Refrain, und die schöne Ballade 'No Need To Cry' könnte man mit etwas bösem Willen auch als Kreuzung aus 'Diamonds & Rust' und 'Courage' abtun, wäre da nicht das QUEEN-mäßige Finale.
Versteht mich nicht falsch, ich will GAMMA RAY ganz sicher nicht schlecht machen. Wir haben es mit einer tollen und sympathischen Band zu tun, die mich auch mit diesem Album packt. Mir ist auch sehr wohl bewusst, dass man bei zu genauem Hinhören fast jeder Band "geklaute" Passagen andichten kann. Aber wer ein Stück wie 'To The Metal' zum Titelstück seiner neuen Scheibe macht, muss damit leben, dass derlei Kritik aufkeimt. Dass ich trotzdem jede Menge Spaß an diesem Album habe, das liegt daran, dass Kai Hansen seit Langem aufrichtig zugibt, dass er sich gerne von seinen alten Helden inspirieren lässt und dass trotz der spürbaren Anleihen ein GAMMA RAY-Album immer zu allererst nach GAMMA RAY klingt. Wenn dann dazu noch Knaller wie der düster groovende Opener 'Empathy' oder der mit einem grandiosen Michael-Kiske-Refrain veredelte Speedster 'All You Need To Know' kommen, dann kann zumindest ich schmunzelnd über die ausgeborgten Momente hinweg sehen. Wer hätte denn gedacht, dass sich der Herr Kiske nochmal in so dermaßen harte Dimensionen vorwagt? Auch das im Vers beinharte, im Refrain dafür sehr melodisch rockende 'Shine Forever' und 'Chasing Shadows' sind sehr gelungen, so dass ich "To The Metal" trotz allem lieb haben muss und mich riesig auf die bald kommende Tour freue.
Anspieltipps: Rise, Empathy, All You Need To Know, Shine Forever
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle