GAZPACHO - Molok
Mehr über Gazpacho
- Genre:
- Art Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- KScope / Edel
- Release:
- 23.10.2015
- Park Bench
- The Master's Voice
- Bela Kiss
- Know Your Time
- Choir Of Ancestors
- ABC
- Algorithm
- Alarm
- Molok Rising
Düsterer, ambienter und anspruchsvoller als je zuvor.
"Molok" ist der Nachfolger von "Demon" und "Demon" ist das Album, mit dem es GAZPACHO nach meiner Wahrnehmung endlich geschafft hat, die Herzen vieler neuer Fans zu erobern, denn es hat sich rumgesprochen, dieses Album ein Ausnahme-Werk ist (zum Review). Und meiner Meinung nach verdient die gesamte Diskografie aus zwölf Jahren hochqualitativer Schaffenszeit dieselbe Beachtung wie ANATHEMA oder RIVERSIDE, denn wie diese Bands hat auch GAZPACHO einen ganz hervorragenden, eigenständigen Stil und eine sofort erkennbare Stimme.
So, diese bestärkenden Worte musste ich voran setzen, bevor ich mit "Molok" fortfahre, denn "Molok" ist das für mich bislang kniffeligste Album vom GAZPACHO. Klar, der erzählerische Stil von "Demon" und früherer Konzeptalben wird auch hier beibehalten und ein paar "demonische" Stilelemente werden auch wieder aufgegriffen. Es wären die Balkan-Einflüsse bei 'Bela Kiss' zu nennen, aber auch einige Passagen, in denen Sänger Jan Henrik Ohme fast ganz alleine steht und geisterhafte Melodien intoniert, gibt es auch auf “Molok” wieder in ähnlicher Form zu hören.
"Molok" wartet dabei wieder einmal mit grandiosem, düsteren Artwork auf, es ist voller mystischer Symbole, mathematischer Formeln und überall funkeln die Sterne als Hintergrund für schattenhaft gezeichnete Steinbauten. Dies alles ist natürlich kein Zufall, sondern untermalt das diemal noch abgedrehtere Konzept: Hier verfällt der Protagonist in eine Art Denkspirale, denn er wundert sich, warum alle göttlichen Bauten aus Stein sind und stellt dabei fest, dass Gott selbst entweder verbannt wurde oder vielleicht gar niemals präsent war. Doch ohne eine höhere Macht sollte das Universum auch für einen Menschen berechenbar sein, und es sollte daher möglich sein, seine mechanischen und physikalischen Eigenschaften in einer deterministischen Formel zu beschreiben. So entwirft der Protagonist in Anlehnung an dern kinderfressenden Opfergott Molok, ein Art Maschine, der es möglich sein soll, den Zahlencode zu knacken, der die Anzahl und Position aller Elektronen im Universum erfassen und damit das Universum zerstören könnte.
Ja, ich bin sehr fasziniert von diesem Konzept, könnte in dem düsteren Artwork nahezu versinken und versuche, die Musik in ihrer vollen Dimension aufzusaugen. Aber auch nach dem X-ten Durchlauf der CD ist der intellektuelle Verständnis-Fortschritt hierbei gering. "Molok" fliesst nur sehr langsam in die Hirnrinde. "Demon" hat trotz seiner Komplexität noch verhältnismäßig schnell "klick" gemacht, doch "Molok" ist trotz seiner verkürzten Song-Längen noch weniger eingängig, die Musik wirkt noch unterschwelliger und die recht abstrakten Texte helfen vorerst auch nicht weiter. Nebenbei gehört schwebt "Molok" gar an einem vorbei, aber nicht ohne eine gewisse Geistes-Schwere zu verursachen. Nach dem einzigen Longtrack 'Molok Rising' ist man immer wieder geradezu erschlagen, ohne dass die Musik ein einziges Mal ausgebrochen wäre.
Und so ist "Molok" zwar eine konsequente Fortführung von "Demon", in seiner Gesamtheit wird aber die Grenze vom gewohnten Art'n'Prog-Rock-Mix hin zum Dark Ambient mit Gesang verschoben, der auf gewisse Weise auch an ARCHIVEs verstörendes audiovisuelles Experiment namens "Axiom" erinnert. Hier hat mir auch nur der zugehörige Film geholfen, zu "Molok" muss man aber ohne weiteren optischen Reiz durchdringen und dies ist mir zum Zeitpunkt der Rezension leider nur partiell gelungen.
Doch ich werde es schaffen und habe Lust, das Album noch etliche Male zu hören. Aber es braucht Zeit, und deshalb möchte ich "Molok" eigentlich nur dem GAZPACHO-Fanboy empfehlen. Einsteiger sollten sich lieber "Tick Tock" oder "Demon" zulegen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Thomas Becker