GEMINI BERSERK - Anthropogenic
Mehr über Gemini Berserk
- Genre:
- Death / Thrash Metal
- ∅-Note:
- 5.00
- Label:
- Eigen
- Release:
- 15.08.2015
- Clock's Ticking
- Death Row
- Laila's Dreaming
- Eaten
- Post Humanity
- Laila's Awakening
- God Is Calling
- Unleashed
- Time's Up
Thrashiger Oldschool Death aus der Rumpelkiste
Am Anfang war der Schock. "Anthropogenic" beginnt mit einer solch unerwartet rumpelnden, wummernden Lärmwand, dass man als Hörer geneigt ist, zunächst zum Fenster zu laufen und zu schauen, ob nicht im benachbarten Hobbykeller eine neue Schülerkombo ihre ersten Gehversuche unternimmt. Soundtechnisch, das sei hier zunächst konstatiert, liefern die Sachsen GEMINI BERSERK absolutes Rohmaterial ab. So etwas auf ein Album zu bannen, spricht für ein hohes Maß an Selbstbewusstsein – oder doch einfach Wahrnehmungsverzerrung und Selbstüberschätzung?
Hat man sich an das Gepolter erst einmal gewöhnt, entpuppt sich besagter Rohling als grundsolide Thrash-Hommage mit Oldschool-Death-Färbung und gelegentlichem Hardcore-Einschlag. "Anthropogenic" wird zunächst eröffnet mit einem ausführlichen Instrumental (wenn das mal nicht Oldschool ist!), ehe mit 'Death Row' uralten MEGADETH oder frühen SIX FEET UNDER gehuldigt wird. Man wähnt sich tatsächlich irgendwo in den 80ern, als der sterile CD-Klang noch vielerorts für Naserümpfen bei Musikliebhabern sorgte und niemand daran dachte, Musikdateien auf Kosten von Bitraten zu reduzieren (auf mp3-Format komprimiert, ist "Anthropogenic" nämlich faktisch unzumutbar). Bei 'Laila's Dreaming' (mit fast acht Minuten längster Track des Albums) dürfen die E-Gitarren schlichte, aber sehr effektvolle Leads hervorzaubern, doch leider führt der tragische Unterton des Songs nicht zu einem echten Höhepunkt hin, sondern schleppt sich über die ganze Laufzeit am immergleichen Melodielauf entlang. Feist gethrasht wird zum Glück hier und da auch, beispielsweise bei 'Post Humanity'; ziemlich cool ist auch das schleppend-elegische 'Unleashed' ausgefallen. Insgesamt nimmt der Underground-Charakter aber leider zu viel Raum ein. Egal ob Gesang (bzw. gesagt Gegrunze), Schlagzeugarbeit, oder Songwriting an sich: "Anthropogenic" klingt größtenteils nach Stückwerk, nach Proberaum, nach einer großen Ansammlung an Musikideen, die in einem ersten Anlauf zusammengebastelt und auf Scheibe gebannt wurden. Daher ist das Album auch gefüllt mit lärmigen Lückenfüllern wie 'Eaten' oder 'Laila's Awakening', die einen ähnlichen Nervfaktor entwickeln wie ein Schwarm Schmeißfliegen im Hochsommer. Endlose Hiddentrack-Leerläufe am Ende einer Platte sollten eigentlich auch längst out sein, daher breiten wir über die etwa 70 Ultrakurzeinheiten zum Abschluss von "Anthropogenic" besser den Mantel des Schweigens.
Es ist ja eine erfreuliche Tatsache, dass Retro heutzutage nicht mehr nur bedeutet, die Vorbilder vergangener Dekaden in zeitgemäßem Soundgewand neu aufleben zu lassen, sondern durchaus auch, so zu klingen und zu arbeiten wie es anno dazumal der Fall war. Auch wollen wir stets eine Lanze brechen für den Untergrundnachwuchs unserer Musikszene. GEMINI BERSERK mutet der Hörerschaft mit dem Banderstling allerdings eine wirklich grobschlächtige Erstaufnahme zu, deren Faszination sich vor allem aus dem Oldschool-Bezug speist, deutlich weniger aus den sehr rudimentären Qualitäten der Songs. Sympathisch ist die Herangehensweise auf "Anthropogenic" durchaus – von Hörvergnügen kann allerdings kaum die Rede sein. Da ist noch viel, viel Luft nach oben.
Anspieltipps: Clock’s Ticking, Death Row, Post Humanity
- Note:
- 5.00
- Redakteur:
- Timon Krause