GESTRUEPP - Below the Trees
Mehr über Gestruepp
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eigen
- Release:
- 07.01.2021
- All is Full of Hate
- At the Field
- The Change of Seasons
- Reflections
- Hole in the Sky
- As the Birds Have Stopped to Sing
- The Wind and the Trees
- The Change of Seasons (Bonus Acoustic Version)
Black Metal zwischen Geist und Gefühl
Ein weiteres Black Metal-Solo-Projekt. Nun, auch wenn man damit keine Innovationspreise mehr gewinnt, muss es ja nichts Schlechtes sein.
Bei Multi-Instrumentalist A.A.S. handelt es sich durchaus um einen Mann mit gewisser Erfahrung, der ein oder andere könnte sein Projekt THE COLD VIEW kennen, bei dem dem Funeral Doom gehuldigt wird. Gewisse Anteile dieser Richtung sind auch auf diesem Debüt zu finden, vor allem bei 'Hole In The Sky'. Hauptsächlich pendelt "Below The Trees" aber zwischen den Polen Atmospheric Black Metal und Post Black Metal. Der Künstler selbst weist noch auf eine "tiefe Verneigung vor DSBM" hin, was man dem Album sicherlich auch an einigen Stellen anmerkt. Dennoch ist die grundsätzliche Stimmung eher weniger depressiv. Vielmehr wechseln sich selten, aber pointiert gesetzte Ausbrüche mit hypnotischen Passagen ab. Das wirkt oft durchinszeniert, verkopft und reflektierend, was hier aber gar nicht negativ gemeint ist. Auch die Texte schlagen nämlich in genau diese Kerbe. Es geht - nicht genreuntypisch - um Natur, Ethik und um persönliche Gefühle. Nicht also, wie etwa bei der zweiten Welle, um den unmittelbaren Ausdruck von Emotion. Und das wird dann wiederum auch musikalisch umgesetzt, was sich zum Beispiel in neofolk-artigen Passagen neiderschlägt, kumulierend in der akustischen Bonus-Version von 'The Change Of Seasons'.
Die größte Stärke dieses Album, nämlich die genau daraus entstehende Vielschichtigkeit, ist auch seine größte Schwäche. Mir persönlich gefallen hier nämlich vor allem die hypnotisierenden Momente, die erfreulich an ALDA und Konsorten erinnern ('At The Field'). Die groovigen Lieder, wie 'All Is Full Of Hate' hingegen, oder die Rasereien zünden bei mir nicht. In der Mitte steht die, ich nenne Sie jetzt einfach mal GALLOWBRAID-Schule, auch wenn das nicht unbedingt die größte Band dieses Stils ist: 'The Change Of Seasons' wäre hier zu nennen. Kompetent umgesetzt, aber nicht großartig. Bei anderen musikalischen Vorlieben kann man das aber natürlich auch ganz anders bewerten.
Und das bringt mich zum Punkt: Die Anzahl derer, die das Album als Ganzes abfeiern werden, ist damit wohl eingeschränkt. Andererseits findet wirklich jeder, der Black Metal auch nur etwas abgewinnen kann, hier Futter. Maßvolles Experimentieren, behutsame Grenzüberschreitung und ganz viel "Ich mach, was mir passt"-Einstellung. Eine kompromisslos umgesetzte Vision. Dazu abwechslungsreicher Gesang und solider Klang, sauber produziert und eingespielt. Ja, warum sich denn nicht mit voller Absicht mal zwischen den Stühlen hinsetzen?
Anspieltipp: 'Reflections' für Fans von ALDA oder WOLVES IN THE THRONE ROOM und 'As The Birds Have Stopped To Sing' für alle, die wissen wollen, wie das Album komprimiert auf 14 Minuten klingt.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Jakob Schnapp