GHOST NEXT DOOR, THE - Classic Songs of Death and Dismemberment
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/24
Mehr über Ghost Next Door, The
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Ripple Music
- Release:
- 21.06.2024
- Asleep At The Wheel
- It Takes A Village
- Diatribe
- DK
- Nothing Then Nothing Again
- The Hit That Hits Back
- Atlas
- Static
- First Person Shooter
- I Am The Monster
- Epitaph
- The Dividing Line
- Wax And Wane
Der Geist, der alles kann!
Kennt ihr solche Bands, von denen ihr wisst, dass sie euch eigentlich gefallen müssten, aber aus völlig unerfindlichen Gründen, testet ihr diese niemals an? Erschwerend kommt bei mir noch hinzu, dass die Band additiv auch geographisch aus einem meiner musikalischen Himbeerbeete stammt: Aus der Bay Area. Aber dieses Mal will ich euch nicht die nächste Bay-Area-Thrash-Sensation schmackhaft machen. Dieses Mal geht es um THE GHOST NEXT DOOR, die Band um den ehemaligen SACRILEGE BC-Gitarristen Gary Wendt. Jetzt werden wahrscheinlich nicht wenige schon beim Namen SACRILEGE BC mit den Schultern zucken. Da dies nur bedeuten kann, dass ihr diese wegbereitende Band nicht kennt, empfehle ich ein sofortiges Stoppen des Lesens und das Anhören des 86er Debütalbums "Party With God". Das Album bietet eine bis heute selten erreichte Energie durch die wunderbare Melange von Hardcore und Thrash. Vor allem zeigt aber bereits dieses, fast 40 Jahre alte Scheibchen den musikalischen Freigeist von Gitarrist Gary Wendt. Es zog ihn dann zu SKINLAB, worüber ich natürlich wenig weiß und formte danach seine eigene Band THE GHOST NEXT DOOR. Hier liegt mir nun das dritte Album "Classic Songs About Death And Dismemberment" vor, welches ursprünglich mal als Doppelalbum gedacht war. Gary hat diese Idee aber verworfen und so bekommen wir nun die 13 besten Songs dieses Doppeldeckers in kompakter Form serviert.
Wobei das Attribut "kompakt" in Bezug auf die vielschichtige und facettenreiche Musik von THE GHOST NEXT DOOR so gar nicht zutrifft. Die Musik würde ich mal grob als Progressive Rock beschreiben, wobei die Herrschaften sehr viel Wert auf Hooklines setzen. In erster Linie haben wir es aber mit luftig-überraschenden Rhythmusideen zu tun. All das eingebettet in den beinahe schon typischen Bay-Area-Cerealien-Sound. Irgendwie erinnert mich die Musik an BLIND ILLUSION minus den Thrash-Faktor. Klingt seltsam, ist es aber eigentlich gar nicht.
Wobei der Vergleich vielleicht daher stammt, dass Andy Galeon nun seine Kraken-Arme für diese Band hier schwingt und es somit ein paar altbekannte Drum-Pattern zu bewundern gibt. Ich freue mich sehr, dass wir ihn also auch zukünftig genießen können. Die Gitarrenarbeit ist oftmals psychedelisch und Hippie-esk, was ich aber sehr schön finde. Obendrein dient der Bass hier nicht als reines Begleitinstrument, sondern als gleichberechtigter Mitspieler. Wunderbar zu vernehmen in 'It Takes A Village', in welchem man als Zuhörer einfach zu wegschweben kann. Die vermeintlich unscheinbare Stimme von Gary fügt sich dann als weiterer Farbtupfer erstklassig ins Geschehen ein. Das ist eine dieser Stimmen, deren Qualität man erst mit der Zeit zu schätzen versteht. Gary verfügt über eine angenehm unaufdringliche Singstimme, kann aber in den aggressiven Eruptionen einiger Songs auch mächtig angepisst klingen. Sehr cool ist hier beispielsweise 'Diatribe', bei welchem ich mich immer noch erschrecke, wenn Gary urplötzlich über abgestopptes Riffing losbrüllt.
Aber Geist von Nebenan kann auch leise Töne. Man nehme nur 'The Hit That Hits Back' oder das beinahe bedrohliche 'I Am The Monster', bei welchem man die ganze Zeit denkt, es gäbe einen unangekündigten, eruptiven Ausbruch. Ob dieser erfolgt, müsst ihr selbst erkunden. Ebenso, ob ein sieben Minuten langer Abschlusstitel begeistern kann. Ihr seht, es gibt viel zu entdecken!
Als Appetizer sei das schwungvolle 'Static' empfohlen, welches nicht nur textlich mehr als hörenswert ist. Wüsste ich es nicht besser, würde ich behaupten, THE GHOST NEXT DOOR wäre eine Band aus Australien, denn die einzige Truppe, die ich konstant im Ohr habe, ist COG. Habe ich euch jetzt noch mehr verwirrt? Cool!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae