GIANT X - I
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2013
Mehr über Giant X
- Genre:
- Hardrock / Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Steamhammer / SPV
- Release:
- 18.01.2013
- The Rise Of Giant X
- On A Blind Flight
- Don't Quit Till Tomorrow
- Badland Blues
- Now Or Never
- Nameless Heroes
- Go 4 It
- The Count
- Rough Ride
- Friendly Fire
- Let's Dance
- Soul Survivors
- R.O.C.K.
Ohne viel Tiefgang, aber mit Rock'n'Rolf, guter Laune und zündenden Melodien durch die Rock-Botanik.
Gerade mal ein gutes halbes Jahr ist es her, dass Rolf Kasparek mit seiner Hauptband RUNNING WILD das umstrittene Comeback-Album "The Shadowmaker" auf die Leute losließ. Viele Fans und Pressevertreter wollten Käpt'n Rolf einfach nicht abnehmen, dass hinter dem frustrierten Ende RUNNING WILDs (2009), dem weitgehend ignorierten Glampunk-Projekt TOXIC TASTE (2010) und der völlig unverhofften RUNNING-WILD-Reunion (2011) mehr als kommerzielles Kalkül stecke. Die Ankündigung des neuen Projekts GIANT X (2012) nährte natürlich die Position der Kritiker, und schnell war die Rede davon, dass es dem Mastermind wohl doch nicht so ernst gewesen sein könne mit dem Comeback. Doch dieser Spekulation entzieht Rolf klugerweise noch vor Veröffentlichung des GIANT-X-Debüts die Grundlage, indem er bekannt gibt, dass 2013 bereits die neue RUNNING WILD folgen werde. So können wir uns also von allen Spekulationen und allem Politisieren frei machen, und ganz entspannt der Klänge lauschen, die Rolf mit GIANT X für uns bereit hält.
Also auf in medias res, auf Play gedrückt und überprüft, ob Rolf Kasparek und sein langjähriger Weggefährte Peter J. Jordan Wort halten und mit GIANT X Einflüsse von so unterschiedlichen Rockbands wie QUEEN, BILLY TALENT(!), KISS, THIN LIZZY und VAN HALEN verarbeiten, die nicht so recht zu RUNNING WILD passen wollen. Gleich zu Beginn fällt auf, dass der Sound wie schon bei "The Shadowmaker" relativ organisch und rockig geraten ist. Eine zu sterile Produktion kann man der Band also nicht vorwerfen, und gerade der Gitarrensound brät fein und warm aus den Boxen. Zudem fällt direkt auf, dass es tatsächlich so ist, dass sich die Band vorwiegend auf Good-Time-Hardrock festlegt, der sicher seine Einflüsse von Bands wie KISS, THIN LIZZY, aber vor allem auch THE SWEET bezieht. Die anderen von Rolf genannten Einflüsse höre ich nicht so wirklich heraus, wobei das auch daran liegen mag, dass ich bei den betreffenden Bands nicht so firm bin.
Durch Rolfs unverkennbaren Gesang und seine Trademark-Leads bleibt natürlich die eine oder andere Referenz zu RUNNING WILD auch nicht aus, und so hätte gerade der Opener 'On A Blind Flight', das folgende 'Don't Quit Until Tomorrow' und das flotte 'Now Or Never' gut und gerne auch auf einer der letzten drei RW-Scheiben stehen können und dort mit Sicherheit nicht die schlechteste Figur abgegeben - feine Riffs und Hooks, eine metallische Note, ja, das passt soweit. Mit 'Badland Blues' folgt ein nach waschechtem Südstaatenrock klingender Groover, der auch hervorragend auf eine MOLLY-HATCHET-Scheibe passen würde. Diesen Einfluss greifen die Giganten dann mit 'Rough Ride' später nochmals auf.
Zwischendurch schippert die Band in seichtere Gewässer, was sich beispielsweise in der Stadionrock-Ballade 'Nameless Heroes' und den waschechten Glamrockern 'Go 4 It' und 'The Count' zeigt. Gerade Letzteres wird mit seinem etwas albern anmutenden Text und dem tanzbaren Groove für passionierte Hartmetaller sicher eine ziemliche Belastungsprobe darstellen, die sich etwas später mit 'Let's Dance' (REDNEX in rockig?) und dem simplen 'R.O.C.K.' erneut einstellt. Beim wieder deutlich härteren 'Friendly Fire' nehme ich dann im Gitarrenbereich gewisse THIN LIZZY-Einflüsse war, die allerdings durch einen sehr modernen Groove-Sound konterkariert werden - ein interessantes Experiment.
Was bleibt als Fazit? Nun, GIANT X ist mit dem Debütalbum eine Scheibe gelungen, die durch den markanten Gesang und Leadgitarrenstil des Rolf Kasparek sicher den einen oder anderen Fan der neueren RUNNING WILD ins Boot holen kann, zumal einige Songs auch hierzu passen. Ansonsten bekommt ihr neben einigen Songs mit Südstaaten-Schlagseite vorwiegend lässigen, mega-eingängigen und rundum gut gelaunten Hardrock ohne allzu viel Tiefgang geboten, der zumindest mir sehr viel Spaß macht, der nicht aufgesetzt wirkt, und der zu guter Letzt auch noch einen Funken aufkeimen lässt, dass Rolf für seine Rock'n'Roll-Neigungen nun eine neue Spielweise gefunden hat, die es ermöglichen könnte, dass die kommende RUNNING WILD sich wieder auf das konzentriert, was jene Band ausmacht. Wir dürfen gespannt sein, und einstweilen ein bisschen unbeschwerten Spaß mit GIANT X haben.
Mehr zu diesem Album:
Soundcheck 01/2013
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle