GLARE OF THE SUN - Theia
Mehr über Glare Of The Sun
- Genre:
- Doom / Death Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Lifeforce
- Release:
- 21.06.2019
- Theia - I
- Theia - II
- Theia - III
- Theia - IV
- Theia - V
- Theia - VI
- Theia - VII
- Theia - VIII
- Theia - IX
- Theia - X
- Theia - XI
- Theia - XII
Erst monumental, dann eher bescheiden.
Die Salzburger Doom-Deather GLARE OF THE SUN liefern hier mit "Theia" ihr zweites Album ab. Das Album, dessen Titel schlicht 'Theia I' bis 'Theia XII' benannt sind, gliedert sich in zwei Hälften, eingeleitet durch ein Synthie-Intro und aufgeteilt durch ein Akustik-Intermezzo ('Theia VI'). Schnell wird klar, dass die Finsternis bei GLARE OF THE SUN raumfüllend ist, der Sound ist sehr massiv und intensiv, die Gitarren klingen satt und druckvoll. Darüber schweben gespenstische Synthie-Harmonien, und vor allem durch die bösartigen Growls wirkt die Musik der Stimmung entsprechend absolut überzeugend in meinem Ohr. So sind 'Theia II' und 'Theia III' zwei zwar schleppende, aber dennoch kurzweilige und vor allem stockfinstere Doom-Death-Songs, die vor allem laut gehört Spaß machen.
Nun ist das Genre natürlich immanent anfällig für Monotonie, und viele Bands versuchen dieser durch die Einflechtung aus Post-Rock- und Shoegaze-Elementen entgegen zu wirken. Allzu viele gute Beispiele für das Gelingen dieses Ansatzes habe ich aber noch nicht gehört. Auch GLARE OF THE SUN geht ab 'Theia IV' diesen Weg. Es wird in der Folge atmosphärischer, auch langgezogener Klargesang, Mönchsgesänge oder Flüstergesang nehmen mehr Platz ein. Das funktioniert bei 'Theia IV-V' erstaunlich gut, denn die genannten Stilelemente wirken nicht wie krampfhaft eingestreut, sondern tatsächlich so, als würde der Song danach verlangen. So bin ich bei den beiden Songs über die gesamte Zeit voll dabei, die Dunkelheit bleibt dabei unerhellt, und vor allem die noisige Growlorgie am Ende von Teil fünf schindet wahrlich Eindruck!
Leider geht diese Spannung und Stimmung in der zweiten Hälfte von "Theia" verloren. So sehr ich mich auch bemühe, so schweifen die Gedanken doch bei den an- und abschwellenden Akkorden des siebten und achten Teils immer wieder von der Musik ab. Teil neun hat am Ende noch den Vorteil einer tragenden Melodie, doch richtig zur Musik zum Anfassen kehrt "Theia" nicht mehr zurück, langatmige Sanftheit und ausklingende Akkorde gewinnen zu sehr die Oberhand, Riffs und Growls, die am Anfang des Albums Wirkung erzielten, verstumpfen oder verschwinden. Manchmal erinnert mich die Band hier mit ihrem Flüstergesang und den etwas langatmigen Arrangements an die etwas orientierungslose Phase von TIAMAT nach "Wildhoney". Klar, es gib auch hier ein paar spannende Passagen, vor allem in Teil elf und dem fast in Richtung Art Rock schielenden Abschluss, doch um hiermit insgesamt zu überzeugen, müsste GLARE OF THE SUN meines Erachtens noch etwas Adrenalin in die Kompositionen legen und eventuell einen charismatischeren Klarsänger heuern. Mit Jani Ala-Hukkala von CALLISTO am Mirko wäre die Lage sicher schon eine ganz andere.
Was machen wir nun? Für ein Gesamt-"Gut" reicht es für mich nach dem Ende der auch etwas zähen 65 Minuten knapp nicht; etwas mehr Kondensierung wäre hier vorteilhaft gewesen. Dennoch sollte man diese Kritik als Fan des Stils als Empfehlungsschreiben lesen.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Thomas Becker