GLASS HAMMER - Arise
Mehr über Glass Hammer
- Genre:
- Progressive Rock / Space Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Sound Resources / Arion Records
- Release:
- 27.10.2023
- Launch Of The Daedalus
- Wolf 359
- Arion (18 Delphini b)
- Mare Sirenum
- Lost
- Rift At Wasp-12
- Proxima Centauri B
- Arise
- The Return of Daedalus
Der stärkste GLASS HAMMER-Release seit einer gefühlten Ewigkeit!
Vor Steve Babb muss man einfach seinen Hut ziehen. Der GLASS HAMMER-Mastermind hat sich in den letzten Jahren immer wieder harscher Kritik aussetzen müssen, weil die Longplayer seiner Band mit ihrem Eigensinn oft nicht den Nerv der Prog-Gemeinde trafen, die stete Arbeitswut offenkundig auch auf die Qualität geschlagen ist und irgendwie der Eindruck entstanden ist, der Berufsmusiker Babb müsse des Selbstzwecks eben ständig am Ball bleiben, um weiterhin regelmäßige Einnahmen generieren können - und das vor dem Hintergrund, dass sich GLASS HAMMER live ziemlich rar gemacht hat und die möglichen Einkünfte durch regelhafte Konzerte damit auch nicht mehr gegeben sind.
Wenn man sich andererseits mal anschaut, welche unglaublichen Geschichten die Band und vor allem ihr Hauptsongwriter in den letzten drei Dekaden aus der Taufe gehoben hat, wie die Truppe das Storytelling atmosphärisch immer wieder perfekt mit der Musik verknüpfen konnte und welche kreative Quelle hier grundsätzlich am Ruder sitzt, ja dann ist man an dem Punkt, an dem der sinnbildliche Hut eben gezogen werden muss. Auch wenn die qualitativen Schwankungen im jüngeren Katalog der Band nicht abzustreiten sind.
Mit "Arise" haben Babb und Co. nun aber wieder einen Silberling zusammengestellt, der nicht nur den bandeigenen Eigensinn merklich pflegt, sondern sich, fernab von allen möglichen Trilogien und übergeordneten Konzepten, wieder ein Stück weit befreien kann. Zwar ist der Ursprung des musikalischen Schaffens auch hier wieder eine fiktive Erzählung, die von GLASS HAMMER äußerst stimmungsvoll aufbereitet wird, jedoch bekommt man nicht mehr das Gefühl, hier seien zwanghaft Kompromisse eingegangen worden, um sowohl den Geschichtenerzähler als auch den Musiker glücklich zu machen. Es sind einfach mal wieder extrem starke Kompositionen, die GLASS HAMMER auch mal über die Distanz eines kompletten Albums konserviert, ohne dabei die Option der Improvisation aus den Augen zu verlieren. Nach dem relaxten Intro 'Launch Of The Daedalus' folgt mit 'Wolf 359' einer der entspanntesten Tracks, die die amerikanische Legende seit Ewigkeiten eingespielt hat. Epische Strukturen, feine, leicht zerbrechliche Melodien und dazu eine berauschende Gesangsperformance - in dieser Intensitätsstufe hat man darauf lange warten müssen. Und GLASS HAMMER hält an diesem Niveau fest, kann es im Verlaufe der weiteren Kompositionen sogar noch schrittweise steigern, sei es nun im wunderschönen 'Lost', in dem die kürzlich dazugestoßene Frontdame Hannah Pryor die Sterne vom Himmel singt, im groovigen, richtig coolen 'Proxima Centauri B' oder im wohl besten Instrumentalsong der jüngeren GLASS HAMMER-Historie, dem knapp 17-minütigen 'The Return Of Daedalus'. Alleine was im letztgenannten Track an Ideenreichtum präsentiert wird, könnte als Basis für zwei oder drei weitere Alben dienen - richtig stark:
Stark ist derweil auch der spacige Einschlag, den "Arise" aufgrund seines konzeptionellen Hintergrunds erhalten hat. Die Synthies und Keyboards schlagen neue Wege ein, wagen ein paar Schritte in den Retro-Bereich, sind folglich aber auch nicht sonderlich verspielt, sondern eher als flächendeckendes Backing bei der Sache und machen hier einen fantastischen Job. Den macht zuletzt auch Altmeister Babb, der nicht nur eine weitere tolle Erzählung zu seinem Fundus hinzugefügt hat, sondern endlich auch mal wieder eine Platte, die dem ewig-kultigen Image der Combo wieder vollends gerecht wird. So überzeugend und bewegend hat GLASS HAMMER seit "The Breaking Of The World" nicht mehr geklungen, so dass man voller Überzeugung sagen kann, dass GLASS HAMMER endlich wieder zu alter Klasse zurückgekehrt ist. Danke, Mr. Babb!
Anspieltipps: Arise, Proxima Centauri B, Lost
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Björn Backes