GLASS HAMMER - IF
Mehr über Glass Hammer
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 4.50
- Label:
- Arion Records / Sound Recources
- Beyond, Within
- Behold, The Ziddle
- Grace The Skies
- At Last We Are
- If The Stars
- If The Sun
YES we can? Naja, eher nicht...
GLASS HAMMER waren in der Prog-Gemeinde schon immer eine dieser Bands, deren Album bis aufs Äußerste polarisierten. Gründe? Nun, die vier Amis haben bislang zumeist nur dann überzeugt, wenn sie ihre Musik mit Fremdzitaten verstopft und ihre eigene Note völlig über Bord geworfen haben. Seltsamerweise waren Fred Schendel und Co. aber gerade in diesen Momenten besonders gut in Form - man denke nur an "Lex Rex" und "Shadowlands". Doch wehe, wehe die Band versucht, etwas Eigenständiges auf die Beine zu stellen! Spätestens seit dem letzten Reinfall "Three Cheers For The Broken Hearted" ist man diesbezüglich gewarnt...
Daher haben sich GLASS HAMMER wohl auch dafür entschieden, ihre klassischen Inspirationsquellen zu Rate zu ziehen und genau das aufzuholen, was im vergangenen Jahr deutlich versäumt wurde. Allerdings hätte die Band es vielleicht nicht ganz so doll übertreiben sollen wie auf dem neuen Longplayer "IF". Getrieben, ja manchmal gar besessen vom Gedanken, ein typisches YES-Album einzuspielen, ist der Vierer ans Werk gegangen, haben hierbei aber etwas Entsscheidendes vergessen: GLASS HAMMER sind nicht YES. Und Schendel ist schon mal gar nicht Rick Wakeman! Das Problem von "IF" ist daher auch schnell ausfindig gemacht: Die Keyboards, eigentlich das Harmonie-Instrument schlechthin im Sound der Amis, ist eine ziemlich dröge Nummer, die zwar keinen der sechs Tracks verwässert, diesmal aber absolut keine Akzente mehr zu setzen vermag.
Der mittlere Part des Albums ist daher auch schlichtweg langweilig und konstituiert sich schließlich aus mehrstimmigen Gesängen und einigen lahmen Gitarren-Parts, die nicht einmal ambitioniert gebreakt werden. Selbst ein kompakter Song wie 'Grace The Skies' bleibt hier hinter den Möglichkeiten zurück und scheitert schon am Aufbau einer greifbaren Melodie. 'Behold, The Ziddle' und das ruhige 'If The Stars' hingegen plätschern eher lustlos vorwärts und machen den Betrug offensichtlich:
Das ist nämlich YES light, eine weitestgehend gestohlene fassung der Originale, aber inspirativ so krass abgespeckt, dass GLASS HAMMER mit wachsender Spieldauer zu einer abschreckenden Persiflage ihrer selbst werden. Die Krönung ist schließlich der völlig belanglose Longtrack 'If The Sun', der standesgemäß an die letzte Position gerückt wurde und genau der Verführung verfällt, die in diesem Genre so teuflisch hinter jeden Ecke lauert. Der Song ist nämlich einfach nur lang, baut aber keine nennenswerten Ideen auf. Und die Folge: Auf Langeweile folgt zum Ende noch mehr Langeweile - und zwar immer mit dem Tenor, irgendwie doch noch den YES-Sound zu kopieren.
Wahnsinn, wie schnell eine Band sich selber in den Ruin stürzen kann. Aber was GLASS HAMMER auf ihrem letzten und nun auch auf diesem Album abliefern, ist weder progressiv noch Rock. Stattdessen offenbaren die vier Musiker den kreativen Zerfall am Beispiel von sechs ziemlich schwachen Songs - und schieben sich vielleicht sogar schon jetzt endgültig ins Abseits.
Anspieltip: Beyond, Within
- Note:
- 4.50
- Redakteur:
- Björn Backes