GLASS HAMMER - Live At Belmont (DVD)
Mehr über Glass Hammer
- Genre:
- Symphonic Prog
- Label:
- Arion Records
- Release:
- 16.05.2006
- Long And Long Ago
- One King
- Run Lisette
- Farewell To Shadowlands
- Through A Glass Darky
- Knight Of The North
- When We Were Young
- Having Caught A Glimpse
- Heroes And Dragons
Als Jemand, der vorher noch nie mit GLASS HAMMER in Berührung gekommen war, schildere ich nun zunächst einmal den Eindruck, der sich schlagartig zusammenfügte als ich die DVD einlegte und den mit einer recht billigen 3D-Animation verzierten 'Play Concert Button' anwählte.
Das Intro, gespielt von einem dreiköpfigen Streicherensemble, ist zu hören, während ich auf eine weitere komische 3D-Animation starre. Der erste Schnitt in die Halle. Die Örtlichkeit komplett bestuhlt. Das gesamte Publikum sitzt und verhält sich auch so. Was einem in den nächsten 140 Minuten geboten wird, wirkt auf mich wie die Aufführung der Abschlussklasse der Musikhochschule XYZ. (Tatsächlich wurde dieses Werk ja auch in der Aula der Universität in Belmont mitgeschnitten.) Denn ein wirklich emotionsgeladenes Rockkonzert sieht anders aus! Ich spreche nicht von fehlendem Talent. Die Instrumentalfraktion beherrscht ihr jeweiliges Instrument perfekt wie ein Uhrwerk. Aber wenn ich mir lieber die hübschen Backgroundsängerinnen anschaue als auf das eigentliche musikalische geschehen zu achten, ist da was gewaltig schief gelaufen. Die drei Damen singen Frontmann Carl Groves übrigens locker in jedem Song an die Wand. Somit ist es letztlich er, dem man technische Schwächen an ehesten zusprechen kann. Wenn jemand den Leadgesang übernehmen sollte, dann diese drei. Die holprigen Versuche von Bassist Steve Babb werte ich mal so, als hätte ich sie überhört.
Die Songs sind mir, und das ist meine ehrliche Meinung, zu langweilig. Sprich es bleibt wirklich nichts, aber auch gar nichts hängen. Da gleicht Einer dem Anderen. Wenn der Ausdruck "progressiv" mit eintönigem Gitarren- und Keyboardgedudel gleich zusetzen ist, gewinnen GLASS HAMMER wirklich sämtliche Preise in dieser Kategorie. Mal abgesehen davon wie unfassbar brav, glatt und soft das Ganze rüber kommt. Das sitzende Publikum bedankt sich mit einem seichten Standardapplaus nach jedem Stück.
Ein wenig Bombast wird dann im letzten Drittel doch noch aufgefahren. Ein 150-köpfiger Chor wird auf die Bühne geholt, um die Band tatkräftig zu unterstützen. Auf einmal wirkt die Bühne nicht mehr so leer und trist. Leistungstechnisch operiert auch der Chor auf extrem hohem Niveau. Zumindest ein wenig an Durchschlagskraft konnte man so noch retten, aber warum erst so spät?
Der Sound ist ziemlich makellos. Was aber auch nicht uneingeschränkt als gut befunden werden kann. Aalglatt wäre da wohl der richtige Ausdruck. Sämtlich Ecken und Kanten, sofern welche vorhanden waren, wurden in der Nachbearbeitung hübsch weich und kuschelig wegretuschiert. Das Ergebnis ist nicht schlecht, aber eben auch extrem leblos.
Auf der zweiten DVD befinden sich diverse ähnlich aufregende Extras. Wie z.B. eine Slideshow mit Bildern der Generalprobe und der Show. Das Ganze wird von einem Interview mit einigen Bandmitgliedern untermalt. Tapfer stellt man sich einigen Fragen der Anhängerschaft und kann dabei wenigsten etwas Glaubwürdigkeit ernten. Um ehrlich zu sein, hätte ich lieber das Interview auch gesehen, anstatt die ganze Zeit auf Photos der eben gesehenen Show starren zu müssen. Hinzu kommen per Handkamera gefilmte Schnipsel aus der Generalprobe und Low-Fi Material von anderen Auftritten.
Zum Schluss fällt mir nur ein, dass ich mich nie 100%ig unterhalten gefühlt habe, und das bei einer Band die es wirklich besser machen könnte. Denn am fehlenden Können hat es nicht gelegen. Fans des progressiven Symphonic Rocks können ja trotzdem mal ein Ohr riskieren, denn Geschmackssache sind GLASS HAMMER in jedem Fall!
- Redakteur:
- Marc Wüstenhagen