GOJIRA - L'Enfant Sauvage
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2012
Mehr über Gojira
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Roadrunner (Warner)
- Release:
- 22.06.2012
- Explosia
- L'Enfant Sauvage
- The Axe
- Liquid Fire
- The Wild Healer
- Planned Obsolescence
- Impermanence
- The Gift Of Guilt
- Pain Is A Master
- Born In Winter
- The Fall
Bewältigbare Musik-Mathematik
Die Begeisterung über das 2008er Werk "The Way Of All Flesh" der japano-philen, französischen Umweltaktivisten GOJIRA hält bis heute ungebrochen an. Die Komplexität, die Prägnanz, die Brutalität, die Kälte, dieser musikalische Vulkan suchte Ähnliches vor vier Jahren. Umso gespannter blicken Fans und Musikwelt auf das neueste Album "L'Enfant Sauvage", Nummer fünf in der fast 15-jährigen Bandgeschichte der Extrem-Metaller.
Tja, man bleibt sich treu. Ist das ein gutes Zeichen? Eigentlich hätten alle Songs des neuen Albums auch auf "The Way Of All Flesh" gepasst. Sollte das nach der Begeisterung für jenes Album nicht sofort zu Jubelarien führen? Die neue Abgeklärtheit von 2008, die das extreme Experimentieren der Vorgänger-Alben in einen Status der Perfektion überführte, kam überraschend. Dass dieses Niveau nun gehalten wird, ist im Spiegel dieser Tatsache fast schon enttäuschend und eine interessante Einstellungsveränderung nimmt seinen Lauf: Man wünscht sich die trippigen Zwischenstücke eines "The Link" oder das konventionslose Abriss-Kommando eines 'Ocean Planet' von "From Mars To Sirius" zurück.
Doch natürlich lässt sich das Album auch anders begreifen, versöhnlicher begreifen: GOJIRA haben ihren Stil perfektioniert und präsentieren den konsequent eingespielten 2. Teil ihres Über-Albums. Der Opener 'Explosia' bringt sofort all diese Stilelemente, die GOJIRA groß gemacht haben, reichert sie mit eingängigen Melodien an und schafft ein sechs-minütiges Epos, das vielleicht nicht neu, aber wunderbar einladend wirkt. Das Spröde der Vergangenheit ist der Einsicht gewichen, klarer und nachvollziehbarer zu arbeiten. Böse Zungen nennen die offensichtlicheren Songstrukturen möglicherweise kommerziell, doch wenn sich darin die oben gesuchte Veränderung manifestiert, so lässt sich vielleicht am ehesten festhalten, dass die verlorene jugendliche Wildheit nur anders präsentiert wird: Versteckter, dosierter – effektiver?
GOJIRA bestätigen ihren besonderen Status, auch wenn "L'Enfant Sauvage" nicht die Größe des Vorgängers besitzt. Etablierte Elemente kommen auf dem Album stark zum Tragen, Neues sucht man vergeblich. Seien es die geschickt verwirbelten Grooves, das Tapping-Riffing oder die einzigartige Stimme Duplantiers: Ja, die Qualität ist wieder hoch und das Entdecken des Albums macht ebenso Spaß, wie sich in die besondere GOJIRA-Atmosphäre fallen zu lassen. Und so bleibt am Schluss die Erkenntnis, dass es nicht immer das Über-Album einer Über-Band sein muss, das einen überwältigt. Es kann auch ein schön und konsequent eingespielter zweiter Teil eines Über-Albums sein.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer