GOODBYE JUNE - See Where The Night Goes
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2022
Mehr über Goodbye June
- Genre:
- Classic Rock / Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Earache Records
- Release:
- 18.02.2022
- Step Aside
- See Where The Night Goes
- Breathe And Attack
- Take A Ride
- What I Need
- Stand And Deliver
- Baby I'm Back
- Everlasting Love
- Nothing
- Three Chords
- Black
Lebensbejahender Rock'n'Roll im Fahrwasser australischer Legenden.
Es sind manchmal persönliche Tragödien, die aus Künstlern die besten Ideen herauskitzeln. So auch im Falle von Tyler Baker, der den Tod seines Bruders zum Anlass nahm, gemeinsam mit seinen beiden Cousins Brandon Qualkenbush und Landon Milbourn die Band GOODBYE JUNE zu gründen. Traurig ist die Musik des Trios aber keinesfalls, stattdessen feiern sie das Andenken an den verstorbenen Cousin und Bruder mit lebensbejahendem Rock'n'Roll, der inzwischen schon zum dritten Mal auf einer Langrille zelebriert wird und den Amerikanern schon einige Erfolge einbrachte.
Wo der Promotext allerdings Südstaaten-Blues und Gospel-Swing verspricht, höre ich dergleichen auf "See Where The Night Goes" nicht wirklich heraus. Stattdessen klingt der Opener 'Step Aside' so, als hätten die Jungs eine Zeitmaschine gebaut und sich direkt in die Anfangstage von AC/DC katapuliert, als die Australier noch die kleinen Bars in ihrem Heimatland bespielten. Besonders betont wird diese Ähnlichkeit durch Landon Milbourns kratzige Stimme, die das Timbre von Bon Scott heraufbeschwört, während die beschwingte Gitarrenarbeit ebenfalls an die Gebrüder Young denken lässt. Einzig ein richtig zwingender Refrain fehlt dem Opener, weshalb die Nummer nur als solides Rockfutter durchgeht. Der anschließende Titeltrack und 'Breathe And Attack' machen ihre Sache da schon deutlich besser und punkten nicht nur mit tollen Riffs, sondern auch mit großen Hooklines, die im verschwitzten Club sämtliche Kehlen zum Mitgrölen animieren werden. 'Take A Ride' lässt danach mit seinen wilden Leads sogar ein wenig an die britischen Retro-Rocker THE DARKNESS denken und entpuppt sich schnell als weiterer Ohrwurm.
Die balladeske Verschnaufpause 'What I Need' ist dagegen eher nur Durchschnitt und würde bei einem Konzert der Truppe wahrscheinlich zur Besorgung eines frischen Kaltgetränks auffordern, während das ähnlich gelagerte 'Nothing' zumindest durch seine spröde und düstere Atmosphäre aufhorchen lässt. Generell sind die Highlights in der zweiten Halbzeit der Langrille aber etwas dünner gesät. 'Three Chords' ist ordentlich, aber nicht berrauschend, und 'Baby I'm Back' hinterlässt trotz starken Gitarrensolos nur einen flüchtigen Eindruck im Langzeitgedächtnis. Ja, nur 'Stand And Deliver' würde ich als waschechtes Glanzlicht bezeichnen, wobei das unheimlich coole Gitarrenthema den Song vielleicht sogar zur stärksten Komposition auf "See Where The Night Goes" macht.
Die Einordnung des Langeisens fällt damit insgesamt nicht wirklich leicht. Für einen Klassiker ist das Songmaterial noch etwas zu wechselhaft, AC/DC-Fans und Anhänger der Kollegen von AIRBOURNE sollten aber dringend ein Ohr riskieren, denn wenn die drei Cousins heißlaufen, können die Songs locker mit den beiden Vorbildern mithalten. 7,5 Punkte erscheinen mir schlussendlich für dieses durchaus gutklassige Album angemessen, wobei ein halber Bonuspunkt für das grandiose 'Stand And Deliver' schon eingerechnet ist.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs