GORDIAN KNOT - Emergent
Mehr über Gordian Knot
- Genre:
- Prog
- Label:
- Sensory
- Arsis
- Muttersprache
- A Shaman's Whisper
- Fischer's Gambit
- Grace (live)
- Some Brighter Thing
- The Brook The Ocean
- Singing Deep Mountain
Man durfte gespannt sein, was uns GORDIAN KNOT nach ihrem selbstbetitelten '99er Debut nun bieten würden. Das Nachfolgealbum "Emergent" liegt inzwischen in den Verkaufsflächen der (gut sortierten) CD-Händler und wartet darauf, von den kritischen Ohren der Prog-Szene gründlich inspiziert zu werden.
Das Allstarprojekt um den ex-CYNIC Basser Sean Malone blieb seinem Stil mehr als treu und kredenzt dem Hörer Instrumental-Prog auf (wen wundert's...) für den Normalsterblichen unerreichbarem Niveau. Im Vergleich zu PLANET X oder den gerade aktuellen YAKUZA wurde der musikalische Schwerpunkt deutlich in Richtung Atmosphäre und langsamer, keyboarduntermalter Kiffermucke verlagert (die mitwirkenden Steve Hackett (GENESIS) und Bill Bruford (u.a. YES) lassen grüßen...). Dass man jedoch durchaus mal ein paar Gänge höher schalten kann, zeigen ständig durchblitzende Frickelparts, wie sie schöner kaum hätten sein können.
Dennoch: Das Hauptaugenmerk liegt bei "Emergent" auf einer bestechenden Mischung aus sanften Keyboardklängen und relativ langsamen und betörenden Gitarrenmelodien, die sich mal in die Blues-Ecke verziehen, mal an Bands wie XANG anlehnen. Eins steht jedoch fest: GORDIAN KNOT haben die Ruhe weg. Und so muss man als Hörer ein gutes Stück Zeit mitbringen und vor allem Gefallen daran finden, dass aufkommende Songideen schnell in unkontrollierbare Jam-Sessions ausarten. Der Blues-Faktor auf "Emergent" lässt zudem schnell das Gefühl aufkommen, dass Sean Malone und Co. gerade bei Songs wie dem live gespielten "Grace" einfach nicht zum Punkt kommen. Gerade letztgenanntes Stück bildet hier leider einen kleinen Tiefpunkt. Das ständige Herumreiten auf einem, zugegebenermaßen sehr guten, Thema hängt dem nicht unter Drogeneinfluss stehenden Hörer spätestens nach den ersten fünf Minuten zum Hals heraus. Unweigerlich erscheint somit das Bild eines Gitarristen, der sich in die eigens erschaffene Melodie verliebt hat und nun die ganze Nachbarschaft damit beglücken will. Skip...
GORDIAN KNOT erreichen ihre Höhepunkte immer dann, wenn sich einzelne, zu Beginn noch unkoordiniert wirkende, Komponenten im Laufe des Stückes zu einem genial konzipierten Ganzen zusammenfügen. Hier stechen insbesondere das göttliche "A Shaman's Whisper" und das etwas anstrengendere "Some Brighter Thing" hervor.
Symphatisch und auf Dauer erträglicher als die hyperaktiven PLANET X sind GORDIAN KNOT dadurch, dass sie andauernde Frickelorgien vermeiden, den Wert eher auf gute Melodien legen und dem Hörer durch unzählige Elemente aus Blues, Jazz, Klassik (und ganz selten auch mal Metal ;-)) eine große Bandbreite musikalischen Schaffens vermitteln. Zudem wirkt man nicht wie ständig unter Stress stehend, sondern nimmt sich auch mal die Zeit für ausladende Bass-Soli oder allerlei merkwürdige Geräuschfabrikationen. Die sehr flexible Produktion, die zu den richtigen Zeitpunkten zwischen "druckvoll" und "detailfreudig" variiert tut ihr übriges, um den Flair des Albums zu vermitteln.
Fazit: Mit "Emergent" haben GORDIAN KNOT ein äußerst entspannendes Album erschaffen, das zwar objektiv betrachtet nicht ganz die Klasse der beiden LIQUID TENSION EXPERIMENT-Scheiben erreicht, aber einen gelungenen Gegenpol zu den manchmal stark an den Nerven nagenden PLANET X darstellt. Kaufpflicht besteht für alle Freunde komplexer Instrumentalmusik, die es gerne mal etwas gediegener haben und deren Puls sich auch im zweistelligen Bereich wohl fühlt.
Anspieltipps: A Shaman's Whisper, Some Brighter Thing
- Redakteur:
- Christian Debes