GOREFEST - False
Mehr über Gorefest
- Genre:
- Death Metal
- The Glorious Dead
- State Of Mind
- Reality - When You Die
- Get-A-Life
- False
- Second Face
- Infamous Existence
- From Ignorance To Oblivion
- The Mass Insanity
[Klassiker]
In der Ahnengalerie des europäischen Death Metal ist bekanntermaßen Schwedisch die Amtssprache; in einem kleinen Seitenflügel allerdings parliert man Holländisch, denn dort hängen die Exponate der niederländischen Meister, also "The Rack" von ASPHYX, "Testimony Of The Ancients" von PESTILENCE und eben "False" von GOREFEST.
Letztere konnten nach ihrem eher unspektakulären "Mindloss"-Debut mit "False" ein Album vorlegen, welches sich seinen Platz in der Hall Of Fame redlich verdient hat, besticht die Scheibe doch durch enormen Abwechslungsreichtum, absolute Eigenständigkeit und tadellose Inszenierung.
Vor allem die Art und Weise, wie das Quartett ausgesprochen fetzige und betont langsame Passagen kunstvoll zu schlüssig arrangierten Songs verband, anstatt die unterschiedlichen Tempi in damals genretypischer Manier krude aneinander zu klatschen, kann auch heute noch für Begeisterung sorgen. Zumal die Truppe auch bei geringsten BPM-Zahlen ungeheuer machtvoll und voluminös zu Werke ging, was durch die äusserst fette und druckvolle Produktion noch zusätzlich begünstigt wurde.
Auf der Habenseite sind desweiteren das ausgeklügelte, betont rhythmische Drumming im Stile eines Donald Tardy (OBITUARY), die vorzügliche Gitarrenarbeit mit reihenweise mehrstimmigen, stets melancholischen Leads und das von irgendwo tief aus den Eingeweiden aufsteigende Gegrunze von Frontmann Jan-Chris zu notieren. Letzterer schaffte sogar das Kunststück, mit seinem stimmbandzerfetzenden Gegröle richtige Gesangsmelodien zu intonieren, anstatt wie die überwältigende Mehrheit seiner Sangeskollegen monoton vor sich hin zu growlen.
Zudem brachten es GOREFEST fertig, richtige Songs im eigentlichen Sinne zu schreiben, anstatt nur Part um Part aneinander zu reihen. So zählen Nummern wie "Reality - When You Die", "Get-A-Life" oder der Titelsong gerade unter formalen Aspekten zweifellos zum besten, was das Death Metal-Genre bis weit in die Neunziger hinein hervor gebracht hat.
Angesichts all dieser Qualitäten führt kein Weg daran vorbei, "False" zu den absoluten Klassikern europäischen Todesblei-Schaffens zu zählen. Wer Death Metal nicht nur in seiner Erscheinungsform als stures ICE-Geklopfe zu schätzen weiss, der wird dieses Meisterwerk aus dem Jahr 1992 ebenso inbrünstig verehren wie der Rezensent.
Anspieltips: State Of Mind; Get-A-Life; Reality - When You Die
- Redakteur:
- Rainer Raithel