GOSPEL OF THE WITCHES - Covenant
Mehr über Gospel Of The Witches
- Genre:
- Okkult Rock / Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Aural Music
- Release:
- 31.10.2019
- Womb Of The World
- Drawing Down The Moon
- Stretto Di Barba
- Silver Valley
- Great Mothers
- Benevento
- Dea Iside
- Janara
- The Hours
- Diana Mellifica
- Circle Of White Light
- Blood Of the Mother
Hier geht es in die übersinnliche Welt der Karyn Crisis.
Dies ist das Album, auf das ich mich dieses Jahr am meisten gefreut habe. Warum? Weil "Salem's Wounds", das Debüt von Karyn Crisis' GOSPEL OF THE WITCHES eines der intensivsten Alben dieser Dekade ist. Und weil schon die Vorab-Schnipsel, die die Band von den Aufnahmen auf Facebook veröffentlicht hat, extrem viel Lust gemacht haben. Mein Album des Jahres mit Ansage also?
Nun ja, wir kennen das ja mit der Erwartungshaltung. Ich muss "Covenant" schon ein paar Mal drehen, bevor ich überhaupt eine Meinung dazu entwickeln kann. Die Liebe auf den ersten Blick ist es nicht, doch eine Faszination für das Gehörte ist von Anfang an da. "Covenant" ist deutlich zurückgesetzter, kunstvoller und übersinnlicher als der Vorgänger, der immer haarscharf am seelischen Abgrund entlang hangelte. Als einen "Soundtrack der Wut, Verzweiflung und Trauer" bezeichnete ich diesen, ohne die textlichen Hintergründe zu kennen. Heute ist mir wohl bekannt, dass Karyn weder verzweifelt noch böse ist und ein sehr spirituelles Leben führt. Sie schreibt Bücher über das Leben von italienischen Schamaninnen, organisiert Workshops und hält Vorträge zu ihrem Lieblingsthema. Und dieser Aspekt kommt meines Erachtens auf dem neuen Album viel mehr zu Tragen. Das ist nun allerdings kein Spuk-Quatsch, denn Karyn nähert sich dem Thema von einer wissenschaftliches Seite, inklusive jahrelanger Recherche an den Originalstätten. Und dasselbe gilt für ihre Musik. Man spürt die Hingabe, die Liebe zum Detail, das kluge Herausarbeiten der Mittel für optimale Wirkkraft. Somit finde ich nach und nach hinein in diese geheimnisvolle Welt der Dämonen (und Dämoninnen), in der es nur selten klare Rhythmen, mitsingbare Refrains und straighte Riffs gibt. Aber ich stelle fest, das brauchte ich nicht. Denn im Hintergrund zeichnet mit Davide Tiso, Karyns Ehemann und Saitenquäler von HOWLING SYCAMORE und früher EPHEL DUATH, magische Melodienzirkel. Ernsthaft, Tisos fabelhafte Gitarrenarrangements, die oft auf betörenden doppel- und gegenläufigen Melodien beruhen, sind für mich der Schlüssel für die Schatztruhe von "Covenant". Erst dann kommt Karyns Gesang, der dann aber so einzigartig ist, dass ich niemanden kenne, den ich hier als Referenz aufführen könnte. Und wenn ich eine Band aussuchen müsste, die die Bezeichnung "Okkult Rock" wirklich verdient, dann GOSPEL OF THE WITCHES.
Dabei ist es zwar ein wenig schade, dass Karyns markerschütternden Schreie und Growls stark reduziert werden und beschwörende, manchmal fast artpoppige und elfenhafte Passagen an Raum gewinnen. Hier gibt es auf "Covenant" dann manchmal Längen, die anfangs den Zugang erschweren und wohl die Höchstnote verhindern. Größtenteils ist die Musik der Tisos aber sowohl hochdynamisch als hochdramatisch. 'Diana Mellifica' soll hier als Beispiel für einen Track dienen, der alle Vorzüge von GOSPEL OF THE WITCHES vereint. Andere Songs ('Great Mothers', 'Drawning Down The Moon) wachsen mit der Zeit zu einer Größe, die ich Stand jetzt noch nicht abschätzen kann. Doch das Verlangen nach der Musik und auch danach, das Album mit allem drum und dran in den Händen zu halten, steigt täglich. Mir ging es dieses Jahr übrigens schon einmal ähnlich, und zwar mit SABBATH ASSEMBLYs "A Letter Of Red". Ich stelle fest, dass sich mein Review zu dieser Scheibe dem aktuellen in den Grundzügen sehr ähnelt. Ich finde zwischen beiden Bands tatsächlich in der Herangehensweise - nicht so sehr in der Musik - viele Parallelen, und somit möge auch die Note dieselbe sein. Für mich eine Jahreshighlight, in der Tat!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Thomas Becker