GRAVE DIGGER - Liberty Or Death
Mehr über Grave Digger
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Locomotive Music/Soulfood
- Release:
- 12.01.2007
- Liberty Or Death
- Ocean Of Blood
- Highland Tears
- The Terrible One
- Until The Last King Died
- March Of The Innocent
- Silent Revolution
- Shadowland
- Forecourt To Hell
- Massada
- Ship Of Hope (Bonus Track)
Auch wenn dieses Album schon fast zwei Monate raus und zwischenzeitlich sogar in die Charts eingestiegen ist: Ich muss hier einfach mal abstänkern über die neue GRAVE DIGGER-Scheibe "Liberty Or Reath". Zugegeben, der größte GRAVE DIGGER-Fan war ich eh noch nie, aber spätestens zu Zeiten der "Schottland-Alben" konnte ich mich immer besser mit der Truppe um Frontsau Chris Boltendahl anfreunden. Auch im Falle von "Liberty Or Death" sind die Grundvoraussetzungen alles andere als schlecht. Ein Konzeptalbum ist das Ganze mal wieder, und zwar über verschiedene Freiheitsbewegungen und Freiheitskämpfer der Geschichte. In Anbetracht der Weltlage bei allem historischen Wert sicher auch ein Thema mit einer gewissen Aktualität. So eine Story in den Händen dieser Band, da erwartet man episch-hymnische Songs mit sehr viel Abwechslung und Dramatik, so etwas in der Art von ICED EARTHs 'Gettysburg'. Ansatzweise in diese Richtung geht das aktuelle Material dann auch, die schnellen, eingängigen Nummern, die man bereits beim zweiten Hören perfekt mitgröhlen kann, gibt es auf "Liberty Or Death" kaum. Feierlich-majestätische Arrangements bemüht man ebenfalls recht oft. Doch anstelle von Epik und Dramatik regieren schwer verständliche Schwerfälligkeit und Lustlosigkeit dieses Album. Ich bin fast sogar geneigt, von Langeweile zu sprechen. Manni Schmidt ist mit Sicherheit ein guter Gitarrist und hat seinen charakteristischen Sound entwickelt, aber seine Riffs und Licks auf dieser Platte zünden einfach nicht richtig und sind stellenweise erschreckend eindimensional, um nicht zu sagen flach. Hier fehlte offenbar die notwendige Kreativtät beim Songwriting, um das anspruchsvolle Konzept adäquat umzusetzen. Die Lichtblicke kommen recht spät, 'Shadowland' und 'Forecourt To Hell' zum Beispiel sind solche.
Das geht ja auch noch alles zur Not in Ordnung, klassische Metal-Songs in RUNNING WILD-Tradition halt, nicht wirklich weltbewegend, aber auch nicht so schlecht. Alle guten Ansätzen jedoch werden von Chris Boltendahl in Grund und Boden gekrächzt. Ich meine, ein Goldkehlchen war der Mann ja noch nie, muss ein Metal-Shouter ja auch nicht sein, aber was er hier abliefert, grenzt an eine Unverschämtheit. Man höre sich mal einen eh nicht tollen Song wie 'Highland Tears' oder eine eigentlich starke Nummer wie 'March Of The Innocent' an, wundere sich über das schräge Gegröle und stelle sich vor, was ein Sänger vom Ripper Owens- oder Bruce Dickinson-Format aus diesen Tracks hätte machen können. Dadurch kann ich mir "Liberty Or Death" echt kaum am Stück anhören, weil mir ständig die Fußnägel hochklappen. Kein Chorus reißt einen so richtig aus den Sandaletten, auch nach drei, vier Durchläufen setzt sich keine Passage hartnäckig im Hirn fest, kein Song bietet irgendwas wirklich Aufregendes, Raffiniertes oder sonstwie Besonderes. Wenn dann dazu noch eine gelinge gesagt bescheidene Gesangsleistung kommt, ist das Ergebnis ein höchst durchschnittliches, mächtig flügellahmes und daher eigentlich überflüssiges Album. Klarer Fall von gewollt und nicht gekonnt, würde ich sagen. In dieser Form könnten GRAVE DIGGER eigentlich einpacken, da die Konkurrenz in diesem Genre einfach zu groß ist. Dennoch scheint es immer noch genügend Leute zu geben, die so etwas kaufen. Aber wie sagte mein Vater schon immer zu mir: "Du musst nicht alles verstehen, Sohn!"
- Redakteur:
- Martin van der Laan