GRIND - Songs Of Blood And Liberation
Mehr über Grind
- Genre:
- Death Metal / Thrash Metal / Grindcore
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Dedication Records / Edel
- Release:
- 17.05.2020
- With Gratitude In Red
- Empty Things
- Exclusion
- De-Arranged Bones
- Doomed
- Necklaces Of Death
- Liberate
- Rising
- Even Death May Die
- Birthplace
Toll umgesetzte und kreative Mischung harter Spielarten zwischen Death, Grind und Thrash.
Die fünf Herren aus Deutschlands höchstem Norden, die vor geraumer Zeit ihre gemeinsame Band GRIND aus der Taufe gehoben haben, vereint ein knappes Vierteljahrhundert des Musizierens in allerlei Untergrundkapellen der härteren bis härtestens Zünfte, und nun - da alle Beteiligten bereits über vierzig sind und ein wenig im Lande verstreut - war es offenbar an der Zeit, diese Erfahrungen in ein Album zu gießen. Ein lobenswertes Unterfangen, mag man vorweg nehmen, denn "Songs Of Blood And Liberation" hat es in sich, als sehr gelungene Mischung aus Death Metal, Thrash Metal und Grindcore. Bereits die ersten Durchläufe dieses Debütalbums hinterlassen nämlich einen bleibenden Eindruck. Warum? Weil das Quintett aus Flensburg zum einen ein kompositorisch sehr abwechslungsreiches Album geschaffen hat, das trotz der vielseitigen stilistischen Einflüsse einen roten Faden hat und sich direkt im Hirn festsetzt, und zum anderen, weil das Klangbild der Scheibe sehr angenehm differenziert und dynamisch ist, was in einer derart harten Stilrichtung leider nicht unbedingt an der Tagesordnung ist.
Dem Bandnamen macht stilistisch vor allem der Auftakt des zweiminütigen Openers 'With Gratitude In Red' alle Ehre, in dem zunächst einmal eine hektisch-vertrackte Hochgeschwindigkeitsattacke mit hysterischem Gesang entfacht wird, doch selbst auf diese kurze Strecke ist das Schaffen nicht eindimensional, den es gibt sowohl ein feines Break in gemäßigteres Tempo mit walzendem Death-Metal-Groove als auch zum Ende hin eine feine melodische Leadgitarre. Wo das ebenfalls knackig kurze 'Empty Things' zwar ebenfalls schnell aber etwas groovender und mit moderner Thrash-Metal-Note um die Ecke kommt, da künden eine gezupfte Gitarrenmelodie und die von Sonja Müller-Welt gesprochenen ersten Verse bei 'Exclusion' bereits von einer etwas ausladenderen Komposition. Hier begegnen uns schleppende Thrash-Riffs der beiden Gitarristen Bent Knudsen und Rene Michalski, dazu in einem vom Bass Armin Dobats und dem Schlagzeug Ulf Diels eher rhythmisch geprägten Mittelstück, eine im Hintergrund ätherisch flirrende Sologitarre. Ein vielseitiges und sehr gelungenes Stück, das Sänger Jan Ermer wirklich eindringlich gestaltet.
Bei 'De-Arranged Bones' geht es dann wieder sehr Grindcore-lastig zur Sache, Rene keift ziemlich hysterisch, ein paar fiepende Flageoletttöne fordern den Traditionsmetaller, denn ein Übermaß derselben kann bei selbigem bisweilen wie Zahnschmerzen wirken, doch nicht so hier. Das Stilelement ist sanft dosiert, passt in den Song und zudem geht die Attacke auch nur eine gute Minute lang. Dass das folgende 'Doomed' ist programmatisch betitelt, und mit seiner eher schleppenden Ausrichtung zu den Epen des Albums gehört, weiß aber gerade durch seine Referenzen an den guten alten Death Metal der schwedischen Ostküstenschule besonders zu überzeugen. Vollends schlägt der Schweden-Death-Einfluss dann beim folgenden 'Necklaces Of Death' durch, das Fans von ENTOMBEDs "Wolverine Blues" oder auch diverser mittlerer GRAVE-Alben ganz hervorragend munden dürfte. Gerade das Langsamerwerden bis in nahezu Doom-Death-Gefilde zum Ende hin bringt eine immense Heaviness mit sich.
Mit 'Liberate' wird das Tempo wieder deutlich angezogen, die Thrash- und Hardcore-Einflüsse werden präsenter; das Dialog-Growlen und Keifen von Jan und Rene ist markant, die Rhythmuswechsel und Breaks sind sehr effektiv gesetzt, die kurzen Doublebassattacken songdienlich eingesetzt. Neuerlich eine stärkere Death-Metal-Schlagseite hat 'Rising', das insgesamt schnell ausgerichtet ist, aber mit sehr lässigen Tempo-, Rhythmus- und Stimmungswechseln arbeitet. Die Variabilität des Gesangs und die wirbelnden Snareparts auf Uffes Schlagzeug sind weitere Hinhorcher und ein gewisser postrockiger instrumentaler Ansatz in der langsamer und intensiver werdenden Coda bringt zusätzliche Würze. Nach dem weiteren kurzen, knackigen, infernalischen Hackfest 'Even Death May Die' gibt es als Finale in Form von 'Birthplace' noch einmal einen sehr starken Song der rockenden und rollenden Death-Metal-Schule, bei dem auch Jans Gesang ein bisschen an L.G. Petrov erinnert. Allerdings heben die zum Ende hin immer mehr zunehmenden und das Stück letztlich auch beschließenden sphärischen Ebow-Gitarren-Klänge GRIND auch hier wiederum deutlich von Generika jeder Art ab.
Am Ende bleibt ein rundum gelungenes Werk zwischen Death Metal, Thrash und Grindcore, dem man die unterschiedlichen Einflüsse und die Erfahrung der Musiker anmerkt. Auf diese Weise gelingt es den Flensburgern, Anhänger unterschiedlicher stilistischer Strömungen anzusprechen, ohne sich einer Spielart anzubiedern und dadurch in der grauen Masse zu versinken. Wo schon der stilistische und kompositorische Ansatz eigenwillig und spannend ist, da führt am Ende die gekonnte handwerkliche Umsetzung in Sachen Instrumentalarbeit, Arrangement und Produktion mit viel Liebe zum Detail dazu, dass sich "Songs Of Blood And Liberation" wohltuend vom Gros der Veröffentlichungen absetzt und sich als echter Treffer präsentiert, den jeder einmal Probe hören sollte, der sich von den stilistischen Rahmendaten angesprochen fühlt. Ihr werdet mit einer handwerklich toll umgesetzten und kreativen Mischung der harten Spielarten zwischen Death, Grind und Thrash belohnt werden.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle