HäLLAS - Isle Of Wisdom
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2022
Mehr über Hällas
- Genre:
- Adventure Rock / Retro / Psychedelic Rock
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 08.04.2022
- Birth Into Darkness
- Advent Of Dawn
- Earl's Theme
- The Inner Chamber
- Elusion's Gate
- Gallivants (Of Space)
- Stygian Depths
- The Wind Carries The World
Der Zauber ist noch da. Auch Album Nr. 3 ist ein Meisterwerk.
Es ist in musikalischer Hinsicht ein wahrhaft schwedischer Frühling: Erst das neue Meisterwerk von GHOST, dann das großartige Zweitwerk von SPIRAL SKIES und nun Album Nr. 3 von HÄLLAS. Da ich den Vorgänger "Conundrum" neben "III: Pentecost" von WYTCH HAZEL bis jetzt für die beiden stärksten Veröffentlichungen der letzten zwanzig Jahre gehalten hatte, waren meine Erwartungen an das aktuelle Album dementsprechend hoch. Ein wenig Unruhe schwang auch mit, ob "Isle Of Wisdom" qualitativ an "Conundrum" würde anknüpfen können. Die Antwort lautet schlicht: Es kann! Stilistisch hat sich einerseits nicht viel verändert, denn das famose Gitarrenduo Alexander Moraitis/Marcus Petersson schafft im Verbund mit der charismatischen Stimme von Tommy Alexandersson wieder diese besondere, leicht obskure und doch wunderschöne Atmosphäre, die so typisch ist für den HÄLLAS-Sound. Andererseits ist es bemerkenswert, wie stark mittlerweile Keyboarder Nicklas Malmqvist die Songs prägt. Er verwässert den Klang nicht, sondern gibt ihm Charakter, Variantenreichtum und Dichte. Phänomenal ist auch die Entwicklung, die Schlagzeuger Kasper Eriksson seit der ersten EP genommen hat. Durch sein verbessertes Spiel eröffnet er der Band ganz andere Möglichkeiten und ebnet den Adventure Rockern unter anderem den Weg zu einer leicht progressiveren Ausrichtung.
Das neue Material klingt zwar zu 100 Prozent nach HÄLLAS, aber gelegentlich ergeben sich Assoziationen, die ich bisher noch nicht hatte. Ab und zu blitzt ein Songfragment auf, das an Bands wie SARACEN, frühe RUSH oder BEGGARS OPERA denken lässt. Der Opener 'Birth Into Darkness' beginnt mit spacigen Synths, die auch einem Prog-Album aus den Siebzigern gut zu Gesicht gestanden hätten. Wenn dann der Gesang einsetzt, ist wie durch ein Fingerschnippen sofort die HÄLLAS-Magie wieder da. 'Advent Of Dawn' überzeugt wieder durch überragende Gitarren und tolle Gesangslinien. Hat man hier eine Prise Härte hinzugefügt? Der Bass knurrt auch auf angenehme Weise.
Das sehr rhythmusbetonte und versammelte 'Earl's Theme' wartet mit stilvollen Chören und genialen Synths auf und ist als Ohrwurmkandidat Nr. 1 ein würdiger Nachfolger von 'Star Rider'. 'The Inner Chamber' beginnt verträumt folk-lastig, entwickelt sich dann aber zu einem sehr abwechslungsreichen Stück mit vielen Stimmungs- und Tempowechseln. So ein Song darf nur von Tommy Alexandersson gesungen werden. Hier musste ich im Mittelteil übrigens an SARACEN denken. Der Höhepunkt ist das folgende 'Elusion's Gate', das alle Stärken der Band in sich vereint und uns mit Gesangsmelodien beglückt, die nicht von dieser Welt sind - vielleicht der beste HÄLLAS-Song überhaupt. 'Gallivants (Of Space)' hat einen tollen Chorus und erinnert im Mittelteil zunächst ein wenig an RUSH der "A Farewell To Kings"-Phase, bis dann eine Passage folgt, die an die frühen GENESIS gemahnt. 'Stygian Depths' besticht wieder durch erstklassige Chöre. 'The Wind Carries The World' ist ein standesgemäßer Abschluss mit typischen Zwillingsgitarren und einem herrlichen ruhigen Part. Diese Synths haben es mir wirklich angetan. Der Song ist ein Grower - keine Frage.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Jens Wilkens